In Partnerschaft mit

Wer kennt ihn nicht, den Punkt, an den man innehält und sich fragt, ob das Leben, das man führt, eigentlich der Ernst sein soll. Der Plan für den Abend war ein liebevolle zubereitetes Essen im Familienkreis in der gemütlichen Wohnung. In Wirklichkeit aber ist man ins Vorzimmer gestolpert, das übersät war von müffelnden Turnbeuteln und Schuhen. Man hat es gerade noch geschafft, den Einkauf auf die Küchenzeile zu hieven, ohne die unverräumten Frühstücksteller zu zertrümmern. Das Telefon klingelte zum wiederholten Male, der Tennis-Trainer war dran, das Kind wurde nicht abgeholt. Man klapperte geistig die Bezugspersonen ab, die zuständig gewesen sein könnten, aber es half nichts: Man hat selber vergessen.

Das zweite Kind kam zur Tür herein, den Vater im Schlepptau. Es gab die Diskussion, wer zum Tennisplatz fahren musste und wer laufen gehen durfte, Salat gehörte auch noch gemacht. Die Überweisungen waren übrigens letzte Woche fällig. Überhaupt dräute ein gescheiter Finanzplan in der Ecke. Unangenehm. Im Job blieb auch alles liegen. Die Haare gehörten getönt. War man unfähig? Kam er denn irgendwann, der Moment, an dem alles organisiert war in den Bahnen, in denen es laufen sollte?

Raus aus der Mental Load-Falle

Die unerledigten Aufgaben aus diesem Beispiel sind klassische Tasks aus der Kategorie Mental Load. Vor allem Frauen sehen sich mit einem ständigen, nie enden wollenden Strom aus Anforderungen konfrontiert. Aufgaben, die niemand sonst sieht, die meist nicht besonders wertgeschätzt werden, aber für das Gelingen des Alltags dennoch essenziell sind. Diese Alltagsaufgaben dominieren die Gedanken, sie kreisen, ergeben eine endlose Liste an To Do's: Was gibt es heute zu essen? Wer holt die Kinder vom Fussball ab? Ist das Ferienlager schon bezahlt? Muss noch ein Geschenk für den Kindergeburtstag nächste Woche besorgt werden? Und es hört nicht auf: Ist eine Auffrischungsimpfung fällig? Brauchen die Kinder morgen ihren Ausflugsrucksack? Haben wir eigentlich eine Reiseversicherung? Es ist das unsichtbare Familienmanagement, dass viele Ressourcen schluckt, aber nur dann wirklich sichtbar wird, wenn es einmal nicht funktioniert.

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Wäre man seine besten Freundin, was würde man sich raten, in aller Liebe?

Und vielleicht ist genau das auch schon, der halbe Weg raus aus der Mental Load-Falle! Das Chaos ein wenig aushalten zu lernen, liebevoller mit sich selbst zu sein und darüber hinaus: reden, planen, Aufgaben besser verteilen. Was würde man seiner besten Freundin raten? Genau, dass nicht immer alles perfekt sein muss zum Beispiel. Wer seine To-dos zu jonglieren vermag, ohne sich für die Art, wie man das tut und wie weit man damit kommt, zu kritisieren, ist in der Lebensfreude. Vielleicht ist er das ja schon, der Schlüssel zum glücklichen Leben. Und erst, wenn man aufhört die täglichen Aufgaben automatisch zu übernehmen, wird die Wucht des Mental Loads sichtbar und endlich besser aufteilbar.

Mach es dir leichter!

Schon mit ein paar kleinen Kniffen kann man sich den Alltag deutlich erleichtern:

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  • Ein funktionierendes Kinderbetreuungsrad beispielsweise hilft gegen schlechtes Gewissen, falls die Arbeit länger dauert. Das heißt, besser zwei, drei Telefonnummern mehr zur Hand haben, als man für gewöhnlich braucht.

  • Nein sagen üben! Oder zumindest nicht Ja. Es werden wieder neue Elternvertreter:innen gesucht? In der Whatsapp-Gruppe stellt sich die Frage, wer den Kuchen für das nächste Freundeskreis-Picknick besteuert? Besser den Ball auch mal flachhalten und nicht gleich "Ja, ich!" zu schreien.

  • Planung ist alles! Um die Aufgaben innerhalb der Partnerschaft gerechter aufzusteilen, bestimmt am besten fixe Tage , an denen ihr die Zuständigkeiten für die kommende Woche besprecht.

  • Aufgaben Outsourcen: Wenn es möglich ist, kann eine Haushaltshilfe entlasten

Wichtig ist, dranzubleiben, denn der Alltag ist nicht nur voll mit kleinen Aufgaben, sie verändern sich auch ständig und es kommend laufend neue dazu. Aber, wenn der Mental Load regelmäßig durch besprochen und aufgeteilt wird, kommt Routine rein und es wird wirklich leichter.

Genusszeiten einhalten

Wen der Stress schon fest im Griff hat, der muss sich besonders um Entspannung und Erholung bemühen. Es lohnt sich einen Nachmittag in der Woche für Me-Time einzubuchen. Unternimm etwas, dass dir Freude macht, geh ins Museum, zum Friseur oder triff Freundinnen. Auch gemeinsamen Auszeiten mit dem Partner haben eine gewisse Wichtigkeit geben. Getankt wird außerhalb vom System, dann bleibt man frisch als Paar.

Bloß kein schlechtes Gewissen

Unterm Tisch liegen noch die Brösel von gestern Abend? Das Kind ist mit der leeren Jausenbox in der Tasche zur Schule gegangen? Du darfst dich besonders ruhig lieben, wenn du die Waschmaschine zum dritten Mal einschaltet, mit gleichem Inhalt, versteht sich, weil man seit einer Woche partout nicht dazu zu kommen scheint, sie auszuräumen. Es ist schließlich noch ein Leben zu leben.

Wann ist man glücklich? Wenn der Moment perfekt war, nicht, weil etwas perfekt war.

Und am Abend – und zwar jeden Abend –  könnte man sich angewöhnen, sich zu loben dafür, dass man sein Bestes gegeben hat. Oder dafür, dass man vorgehabt hat, sein Bestes zu geben. Es geht ums Glücklichsein. Und wann war man glücklich? Wenn der Moment perfekt war, nicht, weil etwas perfekt war.