In Partnerschaft mit

Pferde sind gute Coaches. Davon sind die Kommunikationsexpertinnen überzeugt, weil sie es in ihrer Arbeit wieder und wieder erleben: die Achtsamkeit, Beobachtungsgabe und Sensibilität der Tiere, die sie dazu befähigen, feinste körpersprachliche Signale zu erkennen. „Das liegt daran, dass Pferde Fluchttiere sind“, erklären sie. „Ein kleines Signal der Leitstute reicht, und die Herde galoppiert los. Zuckt sie mit dem Ohr, weist sie den übermütigen Junghengst in die Schranken.“

Pferde reagieren unmittelbar, ungefiltert und vorurteilsfrei auf ihre Umwelt. In der Wildnis sichert das ihr Überleben.

Pferde erkennen feinste körpersprachliche Signale.

Anzeige
Anzeige

Begegnen einander nun Coaching-Teilnehmer und frei laufende Pferde in einem abgeschlossenen Bereich, entsteht aus Sicht des Pferdes eine neue „Herde“, und folgende Fragen müssen geklärt werden: Wer folgt wem? Wer beschützt wen im Ernstfall?

Pferdecoaching

Bild: Philipp Horak

Genau das prüft das Tier beim Teilnehmer ab und erkennt, ob eine Vertrauensbasis besteht. Pferde sind Meister darin, menschliche Emotionen innerhalb von Sekunden zu entschlüsseln – auch solche, die der Zweibeiner zu überspielen versucht. Ihre Reaktion erlaubt daher Rückschlüsse, ob der Mensch aufgeregt, zielstrebig, angespannt, geistig abwesend, unschlüssig etc. ist.

Pferde sind Meister darin, menschliche Emotionen innerhalb von Sekunden zu entschlüsseln – auch solche, die der Zweibeiner zu überspielen versucht.

Anzeige
Anzeige

Nonverbale Kommunikation, intensive Emotionen

Eine große Rolle kommt beim Pferdecoaching auch dem ungewohnten Setting zu, da der Mensch außerhalb seiner Komfortzone auf das zurückgreift, womit er sich am wohlsten fühlt: altbewährte Denk-, Verhaltens- und Gefühlsmuster. Im Alltag vermögen wir diese oft ganz gut zu kaschieren, in neuen, fordernden Szenarien gewinnen sie aber die Oberhand. Verstellen? Zwecklos.

In der Übung mit dem Pferd hat der Teilnehmer teils sehr intensive Emotionen. Geht das Pferd nicht in die erhoffte Richtung, kann ein Gefühl von Frustration oder Hilflosigkeit entstehen. Erlebt er die Nähe des Pferdes, wenn es ihm in den Nacken schnaubt oder sich kraulen lässt, empfindet er vielleicht Glück. Oder Angst, kommt ihm das Pferd zu nah. Ignoriert ihn das Pferd oder geht weg, wenn er es doch eigentlich nur streicheln wollte, erlebt er das möglicherweise als Zurückweisung. Schleckt das Pferd die Hand des Teilnehmers ab, fühlt dieser vielleicht Dankbarkeit oder Nähe – oder Ekel.

Das Erleben wird noch intensiver, weil der Teilnehmer nicht von verbaler Kommunikation abgelenkt ist.

Die Pferdeflüsterinnen wissen: „Das Erleben wird noch intensiver, weil der Teilnehmer nicht von verbaler Kommunikation abgelenkt ist – schließlich quasselt das Pferd ihn nicht zu. Er kann sich ganz auf die nonverbale Kommunikation und seine Gefühlswelt konzentrieren.“ Mit Hilfe des (menschlichen) Coaches können dabei Rückschlüsse und Bewältigungsstrategien für den Alltag überlegt werden.

Im Buch „Coaching mit Pfer­den: Viel mehr als heiße Luft“ erzählen Anabel Schröder und Kerstin Staupendahl aus der Praxis (www.horsesense- training.de).