Der optimierte Wagner: Aus dem Leben eines Biohackers, Teil 10
Sie sollten diese Doppelseite überblättern. Sie tötet Ausreden.
Biohacking ist manchmal sehr teuer und sehr aufwendig (z. B. Stammzellentherapie in den USA). Manchmal weniger teuer, dafür ergebnisoffener (z. B. Stammzellentherapie in der Ukraine). Manchmal kostet es viel Geld, aber wenig Aufwand (Anti-Aging-Kur mit Peptiden durchführen, Wohnung mit Elektrosmogschutzwandfarbe isolieren lassen), dafür Wohnraum (hyperbare Sauerstoffkammer oder Infrarotsauna oder Haustier* anschaffen). Meistens kostet es kein Geld, aber Zeit oder Überwindung (intermittierend fasten, Dankbarkeitstagebuch führen, kalt duschen, Tabata-Training, Mund beim Schlafen zukleben). Manchmal kommt es auch einfach einen Hauch affiger rüber, als das mit herkömmlichen Ansprüchen an gesellschaftliches Ansehen vereinbar wäre („Der optimierte Wagner“).
Und dann gibt es Biohacking, das weder Zeit noch Geld, noch Überwindung, noch Reputation kostet. Das hat dann den Nachteil, dass es keine Ausreden mehr gibt.
*Wirklich. Aber es sollte ein Haustier sein, das sich streicheln lässt (Stichwort: Oxytocin) oder das spazieren geführt werden möchte (Stichwort: 10.000 Schritte). Nichts gegen Ihr süßes Schildkrötlein Bruno, Ihren eleganten Zierfisch Annemarie oder den eloquenten Papageno im Käfig, aber fürs Biohacking taugen die drei nicht so.
Hier fünf Biohackingbeispiele mit optimiertem Aufwand-Geld-Nutzen-Verhältnis:
Wie du besser, gesünder und länger lebst –Podcast mit den Biohackern Andreas Breitfeld & Stefan Wagner
Nimm dein Leben selbst in die Hand. Mach es schöner, länger, intensiver, spannender und lebenswerter und verbessere dadurch die Welt. Das ist die einfache, aber schöne Idee hinter dem Begriff „Biohacking“, um den sich diese Podcast-Folge dreht. Weiterlesen...
1. Barfuß in der Wiese stehen.
Oder auf Sand oder (überhaupt am besten) in einem See, Bach oder Meer, Hauptsache, auf natürlichem Grund. Aufwand? Schuhe und Socken ausziehen. Nachher Füße abtrocknen oder abwischen. Wie viel Geld? Null.
Nutzen: Beim sogenannten „Earthing“ oder „Grounding“ verbinden Sie sich mit der natürlichen negativen elektrischen Ladung der Erde. Das fängt freie Radikale ab, dämpft Entzündungen und macht Sie nach dem Sport schneller wieder fit. Tut Ihnen ab der ersten Sekunde richtig gut. Wissenschaftler können die gesundheitliche Wirkung nach rund zwanzig Minuten messen.
Sex wirkt nicht so stark wie Grinsen, hat aber besseres Marketing.
2. Morgens in die Sonne blinzeln.
Aufwand? Fenster aufmachen. Geld? Null. Nutzen: Sie geben Ihrem Körper das Signal, dass der Tag angefangen hat. Dieser Impuls startet einen inneren Systemcountdown, der Sie abends zuverlässiger und zu vernünftigerer Zeit müde macht. Draußen ist es nach Sonnenaufgang auch bei bedecktem Himmel heller als drin, solange Sie nicht mit Spezialbeleuchtung schummeln (ist im Winter ausdrücklich erlaubt).
3. Das Essen kauen.
Und nicht damit aufhören, ehe die Babynahrungskonsistenz ermalmt ist. Kauen Sie also ungefähr doppelt so oft wie bisher. Aufwand?Kiefermuskulatur aktivieren. Geld? Null. Nutzen: Ihr Körper kapiert, dass Sie essen. Er bildet Verdauungsenzyme, die Fette, Kohlenhydrate und Proteine aufspalten und Nährstoffe verfügbar machen. Sie kriegen Ihre Verdauungsprobleme ziemlich sicher ziemlich gut in den Griff. Nebeneffekt: Weil Sie langsamer essen, gewinnt Ihr Körper Zeit, Ihnen mitzuteilen, dass er eigentlich satt ist (dafür braucht er etwa dreißig Minuten). Mehr kauen heißt auch weniger essen.
Mein aktueller Lieblingshack wirkt zuverlässig gegen Ingrimm, Stress, Schwermut.
4. Lebensglück herbeigrimassieren.
Mein aktueller Lieblingshack. Wirkt zuverlässig gegen Ingrimm, Stress, Schwermut. Aufwand? Ziehen Sie sechzig Sekunden lang einen The-Joker-Grinser über den Ohrläppchenäquator (Anfänger benutzen dafür einen spiegellosen und versperrbaren Raum). Geld? Null. Nutzen: Super. Wirklich. Ihr Organismus merkt, dass Sie grinsen, weil der Wangenmuskel auf den Gesichtsnerv drückt. Ihr Organismus wundert sich, weil er ja nichts von einem Grund zum Grinsen gehört hat, aber der liebenswerte Tölpel denkt, er hat den Grund einfach verpennt, und überschwemmt Ihr System vor lauter schlechtem Gewissen mit einer Extraportion Glückshormonen.
5. Sex haben.
Wirkt nicht so zuverlässig wie die Grinserei, hat aber besseres Marketing.
Aufwand? Von... bis...**. Geld? Von... bis...**. Nutzen: Sexuelle Aktivität lässt Ihren Organismus glauben, Sie hätten die Absicht, Nachwuchs zu zeugen. Er zieht den Rückschluss, dass Sie jugendlich, gesund und überlebensstabil genug sind, um damit fertigzuwerden, wenn das Vorhaben gelingt.
**Ihr Körper ist da nicht so anspruchsvoll. Er akzeptiert gekauften Sex ebenso wie kostenlosen, solchen in Gesellschaft wie solchen ohne.
Der optimierte Wagner: Aus dem Leben eines Biohackers, Teil 9
Heute empfehle ich Ihnen ein holprig geschriebenes, über weite Strecken langweiliges, mühsam zu lesendes Buch. Weiterlesen...
Der optimierte Wagner: Aus dem Leben eines Biohackers, Teil 11
Heute stelle ich Ihnen die Frage, die am Anfang von allem steht, was Biohacking ausmacht. Komischerweise ist sie gerade unerhört. Nämlich: Wer ist für Ihre Gesundheit verantwortlich? Weiterlesen...