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Viele von uns sind im Moment (mehr) zuhause. Wir kochen öfter, versammeln uns häufiger um den Esstisch, kaufen bewusster ein und haben auch mehr Zeit, uns Gedanken über unser Essen zu machen. Im besten Fall geht’s dabei aber nicht nur ums Was, sondern auch ums Wie, Wann und Warum.

Dr. Alexandra Knauer ist Allgemeinmedizinerin und setzt bei der Behandlung ihrer Patienten auch stark auf komplementärmedizinische Methoden wie die Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda und die vom österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr begründete F.-X.-Mayr-Kur. Für uns beleuchtet sie die gängigsten Weisheiten und empfiehlt, was auf ihrer praktischen Erfahrung beruht.

1. Gut gekaut ist halb verdaut!

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Was sagen die Heillehren?

In allen Traditionellen Ernährungslehren, von der Traditionellen Europäischen Medizin über die TCM bis hin zu Ayurveda, wird der Konzentration auf den Kauprozess besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Franz Xaver Mayr legte fest, dass jeder Bissen 40 Mal gekaut werden sollte, bevor er geschluckt wird. Es ist somit nicht nur entscheidend, was man isst, sondern auch wie man isst.

Was empfiehlt die Expertin?

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„Die erste Aufspaltung von Lebensmitteln erfolgt durch das Kauen und Einspeicheln von Verdauungsenzymen im Mund. Die moderne Lebensweise lenkt den Fokus aber immer stärker von bewussten Handlungen ab.

Wer schlingt, legt seine Aufmerksamkeit nicht aufs Essen. So gelangen große Speisebrocken in den Magen. Dieser muss dann jene Arbeit übernehmen, die eigentlich der Kauprozess zu erledigen hätte.

Dr. Alexandra Knauer

"Normalerweise dauert die Magenpassage zwei Stunden. Bei einer hastigen Mahlzeit kann die Verdauung auch länger dauern und ein erhebliches Maß an Energie beanspruchen. Das wiederum führt häufig zu Müdigkeit und Aufmerksamkeitsstörungen nach dem Essen.

Durch bewusstes Kauen dauert eine Mahlzeit länger, wird schneller verdaut und es stellt sich automatisch ein natürliches Sättigungsgefühl ein. Somit wird insgesamt weniger gegessen und der Verdauungsapparat entlastet. Viele meiner Patienten beschreiben auch, dass sie dadurch weniger Luft im Bauch und weniger Blähungen haben.“

2. Frühstücke wie ein Kaiser!

Was sagen die Heillehren?

Der Spruch "Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein Edelmann, Abendessen wie ein Bettelmann" findet Erwähnung in allen naturheilkundlichen Medizinsystemen. Die Erklärung dazu liegt in der sogenannten „Organuhr“, in der für die einzelnen Organe die höchste Aktivität sowie ihre Regenerationsphasen abgebildet sind.

Demnach haben Magen und Bauchspeicheldrüse ihre maximale Leistungsfähigkeit in den Morgenstunden und am Vormittag. Ihre Ruhephase findet zwischen 19 und 22 Uhr statt – die Verdauung läuft dann auf Sparflamme. So kann das Essen am Abend schwer im Magen liegen und die Nachtruhe stören.

Was empfiehlt die Expertin?

"Natürlich fragen wir uns angesichts dieses Wissens jetzt, warum Menschen in mediterranen Ländern spät Abendessen können und trotzdem einen positiven Gesundheitseffekt haben. Antworten liefert die Chronobiologie, die biologische Rhythmen, denen der Mensch unterliegt, untersucht.

Forscher gehen davon aus, dass die Mahlzeitenzufuhr die Zeitstruktur des Organismus beeinflusst. So können Organsysteme durch eine zeitlich regelmäßige Mahlzeitenzufuhr synchronisiert und den Bedürfnissen angepasst werden."

Meine Erfahrung zeigt, dass Personen, die nicht frühstücken, häufiger an Magenproblemen leiden. Die Aktivität des Magens in den Morgenstunden setzt einen natürlichen Verbrennungsprozess in Gang. Fehlt für diesen der notwendige Treibstoff, kommt es zu einer Art Selbstverdauung. Die Magenschleimhaut wird gereizt.

Dr. Alexandra Knauer

3. Verzichte auf Rohkost am Abend!

Rohkost

Bild: Unsplash

Was sagen die Heillehren?

Rohkost (Salat, rohes Gemüse, Obst) ist laut traditioneller Ernährungslehren thermisch kalt. Das bedeutet, dass diese Nahrung auf den Organismus kühlend wirkt und sogar Hitze vertreiben kann – der ideale Effekt im Sommer bei heißen Außentemperaturen. Aber eben auch nur, solange die Verdauungsleistung kräftig genug ist.

F.X. Mayr beschrieb vor 100 Jahren sehr eindrücklich, dass es sich mit der Rohkost in den Abendstunden wie auf einem Kompost verhält: Die Nahrung bleibt im Magen-Darm-Trakt teils unverdaut liegen und beginnt zu gären, dabei entstehen Gase und es werden Alkohole gebildet. Das begünstigt Entzündungsprozesse im Darm und fördert Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Was empfiehlt die Expertin?

"Die Verdauung ist eine Art Verbrennungsvorgang, bei dem die Nahrung auf die Betriebstemperatur von 37 Grad Celsius gebracht wird, um die Nahrungsbestandteile für den Körper aufnahmefähig zu machen. Dafür verbraucht der Körper Energie. Diese Energie ist bei gesunden Menschen bis in die Nachmittagsstunden gegeben, nimmt jedoch nach 17 Uhr deutlich ab.

Kleinkinder, geschwächte Menschen und jene mit Verdauungsstörungen fehlt diese Kraft zur Gänze und sollten sich deshalb von gekochten Speisen ernähren. Gekochte und gedämpfte Nahrungsmittel sind wesentlich bekömmlicher.

Es gibt zahlreiche Patientenfälle, die aufgrund ihrer gesunden Ernährung mit viel Rohkost, vor allem abends, unter Bauchbeschwerden und Blähungen leiden – und sogar erhöhte Leberwerte bis hin zur Fettleber entwickeln.

Dr. Alexandra Knauer

"In den meisten Fällen können alleine durch Ernährungsumstellung die meisten Bauchbeschwerden behoben und die Blutwerte verbessert werden. Mein Tipp für all jene, die auf Rohkost nicht verzichten wollen: Kauen! solange Kauen, bis es einem gekochten Brei gleicht."

4. Trinke nicht während der Mahlzeit!

Glas Wasser und Blutorangen

Bild: Irene Kredenets/Unsplash

Was sagen die Heillehren?

Die TCM rät vom Trinken kalter Getränke während der Mahlzeit ab. Kalte Getränke würden den Verdauungsvorgang abkühlen und somit stören. Man kann sich das wie einen Suppentopf vorstellen, den man unter Energieeinwirkung zum Kochen bringen möchte und doch immer wieder mit kaltem Wasser ablöscht. So wird die Verdauung geschwächt.

Ein weiteres Argument für diese Ernährungsweisheit findet sich in der Physiologie der Magenfunktion. Der Magen produziert Magensäure, um Proteine zu spalten und die Nahrung für den Dünndarm vorzubereiten. Dafür benötigt er die richtige Konzentration an Magensäure im Verhältnis zur Nahrungsmenge. Die Speise wird im Magen kräftig mit den Magensäften vermengt – ähnlich wie in einer Waschmaschine – nur dass die Magenwand als Muskel den Speisebrei hin und her schiebt. Wenn während dieses Vorgangs zu viel Flüssigkeit hinzugefügt wird, werden die Magensäfte verdünnt und können nicht die nötige Wirkung entfalten.

Was empfiehlt die Expertin?

Bei Beschwerden wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen und weichen Stühlen ist vom Trinken während einer Mahlzeit eindeutig abzuraten.

Dr. Alexandra Knauer

"Wenn Menschen viel Durst haben und große Trinkmengen während des Essens vertragen, zeigt es, dass sie ein starkes Verdauungsfeuer haben. Oft kann das auch ein Zeichen einer Hitzeerkrankung sein. Aus Sicht der TCM entsteht eine solche unter enormer Stresseinwirkung und bei Überaktivität. Hitzeerkrankungen werden durch den Konsum scharfer Gewürze und Alkohol gefördert und manifestieren sich letztendlich in entzündlichen Erkrankungen wie Gastritis oder Diabetes sowie Bluthochdruck.

Ich empfehle daher, nur zwischen den Mahlzeiten ausreichend zu trinken – am besten Wasser oder ungesüßte Kräutertees, um dem Verdauungsapparat die nötigen Regenerationsphasen zu gönnen."