Laufen als Fitnesstraining – fürs Gehirn? Ja! Und die Wissenschaft dahinter ist sogar erstaunlich einfach. Laufen ist ein Ausdauersport, weshalb der präfrontale Cortex (ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde) herunterfährt, also jener Teil im Gehirn, der für das logische Denken und Planen im Hier und Jetzt zuständig ist. Stattdessen liegt der Fokus auf ausreichender Sauerstoffzufuhr und der optimalen Durchblutung der Muskeln.

Der präfrontale Cortex lässt sich durchaus mit dem Arbeitsspeicher eines Computers vergleichen: Manchmal ist er einfach zu voll. Dann hilft es, die Maschine einmal herunterzufahren und neu zu starten.

Laufen ist wie ein Neustart für unser Denken, Planen, Handeln.

Schon klar, die ersten Schritte erfordern noch ein wenig präfrontale Steuerung: Welche Laufstrecke wähle ich? Hab ich den Herd abgedreht? Doch danach werden Lenken und Denken an unsere Motorikzentrale delegiert, die hoch automatisiert arbeitet. Anders gesagt: Aus meinem „Ich laufe“ wird ein „Es läuft“.

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Laufen bringt neue Energie ins Gehirn

Mann läuft auf Kiesweg, Sprint, Berge, Felder
Bewegung ist legales Doping – für den Körper und das Gehirn.

Foto Credit: Andriyko Podilynk/Unsplash

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Was dann passiert, ist wunderbar einfach und einfach wunderbar: Bewegung produziert Energie. Die Durchblutung wird angekurbelt, mehr Sauerstoff wird transportiert. Und weil der Körper ja nicht weiß, dass ausgerechnet das Arbeitsgedächtnis auf Energiesparmodus geschaltet ist, schickt er brav weiterhin – sogar vermehrt – Energie in den Kopf.

Diese wird hier nur gerade nicht gebraucht – zumindest nicht von den üblichen Verdächtigen wie etwa dem präfrontalen Cortex. Sie bleibt frei verfügbar, um in anderen Zimmern des Oberstübchens das Licht einzuschalten. Dr. Werner Schwarz, Entwickler des Bewegungsprogramms Vital4Brain, fasst es so zusammen: „Das Großhirn wird frei. Für mich!“

Laufen fördert die Kreativität

Mehr Energie im Kopf – was bewirkt das konkret? Zunächst verstärkt sich unsere Wahrnehmung. Erfreulicherweise ist das gar nicht anstrengend, denn ohne das Zutun des präfrontalen Cortex müssen wir aus den Wahrnehmungen ja keine unmittelbaren Handlungen ableiten. Grübeleien und Planungen haben Pause.

Stattdessen verknüpfen wir Wahrnehmung mit Gefühlen und Erinnerungen. In diesem Stübchen brennt nämlich gerade Licht. Der Wahrnehmung folgt unsere Aufmerksamkeit. Auch sie wird messbar gestärkt – ohne dass wir das Wahrgenommene gleich werten.

Laufende Frau, Treppensteigen, Frau läuft Treppe hinauf, bunten Stufen
Abwechslung ist immer gut, das gilt auf für den Laufsport. Wer Erfolge erzielen will, sollte neben langen und langsamen Trainingseinheiten und kurzen, schnellen Intervallläufen abwechseln.

Foto Credit: @evstyle/Unsplash

Bekanntlich befindet sich ja auch das „Zentralkomitee“ für Bewertungen im Energiesparmodus. Wie befreiend! Zu guter Letzt nimmt die Konzentration zu. Denn das sogenannte Multitasking (das ja kein Nebeneinander der Tätigkeiten ist, sondern ein atemlos-hektisches Hin-und-her-Schalten) ist ebenfalls heruntergefahren.

Wahrnehmung ohne Handeln. Aufmerksamkeit ohne Werten. Konzentration auf das, was ist.

Das ist der Mix, aus dem Kreativität entsteht kann. Dir kommen beim Laufen die besten Ideen? Kein Wunder!

Laufen steigert das Glücksempfinden

Was Laufen außerdem tut: Es liefert den Botenstoff Serotonin, unseren mächtigsten Verbündeten auf der Suche nach dem Glück. „Serotonin lässt das Gehirn achtsam mit sich selber reden“, sagt Werner Schwarz. „Es bremst unsere eigenen bösen Zurufe und hemmt das unheilstiftende Wirrwarr der Gedankenkreisel. Wir fühlen uns wach. Und glücklich.“ Und das steigert nicht zuletzt die Freude am Laufsport.

Frau in Sportkleidung blickt auf Meer, Ausblick, Partnerschaft
Wer sich selbst nicht motivieren kann, sollte es im Team oder als Gruppe versuchen, denn Laufen ist nicht zwangsweise ein Einzelsport.

Foto Credit: Apostolos Vamvouras/Unsplash

Wir können also Gehirnzellen nicht nur ab- sondern auch aufbauen. „Bewegung ist das stärkste Leistungsmedikament. Es ist legales Doping fürs Gehirn“, sagt Schwarz. Also rein in die Laufschuhe und ab nach draußen!

Der erste Schritt ist der wichtigste. Zumal er der schwerste ist. Jeder weitere Schritt wird leichter – und fördert deine Kreativität, Intelligenz und gute Laune. Es gibt, so Werner Schwarz, überhaupt nur einen Laufschritt, der nicht gut ist: der, den man nicht tut. Übrigens überwindest du den inneren Schweinehund vielleicht leichter, wenn du in einer Gruppe Sport machst.