Maria Dorner: Schwester der Prinzessin
Willkommen in der Wunschfabrik: Fasching, das ist eine herrliche Zeit – vor allem wenn man der Wiege des Wahnsinns quasi entspringt. Lustiger wird’s heute nicht mehr, versprochen.
Lei-Lei! Sorry, dass ich so mit der Tür ins Haus falle, aber in dieser delikaten Angelegenheit ist es besser, die Spreu gleich vom Weizen zu trennen – also die Narren vom Rest der Menschheit. Und ich weiß, wovon ich rede. Schließlich bin ich gebürtige Villacherin, Blaublutsverwandte Ihrer Lieblichkeit Hanna I., Trägerin des Faschingsordens, und der textsicheren Darbietung der zugehörigen Hymne in jeder körperlichen und geistigen Verfassung mächtig.
Eh alles selbstverständlich für einen Narren-Native? Mitnichten. Es gab da nämlich auch ganz andere Zeiten.
28 Jahre, um genau zu sein, hat es in meinem Fall gedauert, bis mich die Welle des Brachialhumors, des zwanghaften Schunkelns und der kollektiven Ausgelassenheit mit voller Wucht und vor allem gänzlich unverschuldet mitgerissen hat. Damals, als der Kanzler höchstpersönlich – nein, nicht der von Österreich, sondern der von der Faschingsgilde – meine kleine Schwester auserkor, den Thron der Heiterkeit zu besteigen und die fünfte Jahreszeit mit ihrer Schönheit, ihrer Trinkfestigkeit und ihrer Unerschütterlichkeit (mit knapp 20 Sitzungen fasste sie eine besonders üppige Saison aus) zu adeln. Sie ist seinem Ruf mit Entzückung gefolgt und hat mein Leben damit in ein Davor und ein Danach unterteilt.
Soll ich untertauchen? Muss ich meine Schwester verstoßen?
Nachdem sich meine Schockstarre etwas gelöst hatte, hab ich mich dem Unvermeidbaren (vorerst geistig) gestellt: Soll ich untertauchen? Muss ich meine Schwester verstoßen? Hat meine Familie den Verstand verloren – und kann man eigentlich auch ein Narr sein, ohne sich zum Deppen zu machen? Fragen über Fragen, die mich letztendlich zu einer radikalen Entscheidung bewogen haben: mitmachen, mitjohlen, mitschunkeln – weil das nämlich alles noch besser ist, als den langsamen und qualvollen Tod der Fremdscham zu sterben.
„Love it or leave it“ auf Närrisch sozusagen, und ja, ich hab tatsächlich alles gegeben: Ich hab gewinkt wie die Queen auf Zucker, als das honorige Prinzenpaar dem gemeinen Volk präsentiert wurde und ich bei der Krönungszeremonie hinter der Nobelkutsche über den Hauptplatz schreiten durfte.
Ich hab der dreieinhalb Stunden währenden Abendgaudi gleich mehrfach beigewohnt und die Schenkelklopfer mit Schlagseite auch beim letzten Mal noch heftig belacht. Ich hab die unzähligen geworfenen Gardemädchen-Beinchen bejubelt und davor, dazwischen, danach mindestens genauso viele Schnäpse gekippt (sie als Angehörige der Regentin auszuschlagen, das hätte sich einfach nicht geziemt). Absoluter Höhepunkt: Ich hab Laune, Fassung und Würde auch dann noch bewahrt, als ich auf Geheiß der Prinzessin gemeinsam mit anderen Untertanen auf die Bühne bestellt und für meine (nicht näher definierten) „langjährigen Verdienste“ am Villacher Fasching geehrt wurde.
Kann man eigentlich auch Narr sein, ohne sich zum Deppen zu machen?
Meine Trophäe, ein lustiges Männchen mit lustiger Kappe, halte ich seit nunmehr dreizehn Jahren in Ehren, und alle heiligen Zeiten kehren wir Seite an Seite zurück in die Wiege des Wahnsinns. Dann schunkeln und johlen, frohlocken und trinken wir – und zeigen den Kärntner Kasperln, wie lustig wir sein können, wenn wir wirklich wollen. Lei-Lei!
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