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Das Paradies reicht mir nicht. So, jetzt ist es raus. Hilft ja nichts, mir weiter selbst was vorzumachen. Ich bin mitten im Pazifik, an einem der schönsten Plätze der Welt – auf den Hawaii-Inseln, genauer auf Maui – und nach vier Wochen Sonnenschein, Postkarten-Idylle samt Schildkröten, die aus dem Wasser rauswinken, und magisch schöner Dschungel-Landschaft, habe ich genug. Ich will hier raus.

Ich fühle mich hier wie Mogli aus Das Dschungelbuch, laufe unfrisiert und mit vor Dreck starrenden Füßen durchs Leben.

Dazu bin ich minimalst bekleidet, mehr als Shorts, ein Bikinioberteil und ein T-Shirt braucht man hier nicht, aus meinem 23-Kilo-Koffer habe ich bisher vielleicht fünf Teile benutzt.

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Foto: Jakob Owens/ Unsplash

Es gibt zwar einen Schicki-Micki-Abschnitt an der Westküste, den die Einheimischen spöttisch „Disneyland“ nennen, auch Talk-Queen Oprah Winfrey hat auf der Insel ein Haus, aber der Großteil der Insel scheint angenehm geerdet. Die Autos sind großteils zerkratzt und verbeult, Ersatzteile mitten im Pazifik sind eine teure Angelegenheit.

Foto: Jakob Owens/ Unsplash

Ich schaue auf Berge, esse Avocados und Sternfrüchte vom Baum, ich kann durch die Schluchten des Iao-Valley wandern und seinen vulkanischen Monolith bestaunen, versteckte Wasserfälle entdecken und mich einfach unter einen Mangobaum in den warmen Sand legen.

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Was also fehlt mir?

Warum konnte ich gestern Nacht nicht schnell genug einen Weiterflug nach Hongkong buchen, noch dazu wo in dieser Stadt gerade massive Proteste gegen die chinesische Regierung laufen? Wieso brauche ich Museen, fremde Bräuche, Streetfood und Dinge, die das Auge und der Verstand nicht kennt?

Warum kann ich mich nicht einfach an Hawaiis Natur und Schönheit berauschen, so wie diejenigen, die seit Jahren auf der Insel leben?

Mehr, mehr, weiter, weiter, weiter, weiter. Ich schätze, weil ich meine „Ohana“ noch nicht gefunden habe. Ohana ist auf Hawaii ein Wort für „erweiterte Familie“. Das Ganze geht über die Verwandtschaft hinaus und steht für Menschen, zu denen man eine tiefe Verbindung und Liebe spürt, gleich welche Nationalität oder welches Alter sie haben.

Foto: Michaela/Unsplash

Hier auf Hawaii trifft man auf wundervolle, kunterbunte Ohanas. Fast magnetisch angezogen findet ein besonderer Schlag von Menschen zueinander: Sie alle lieben das Meer und gehen furchtlos mit den Wellen und dem Wind um (ich hingegen traue mich gerade mal bis zur Hüfte ins Wasser, ich schätze, ich habe einfach zu viel „Weißer Hai“ in der Kindheit gesehen). Sie wandeln gerne barfuß in der Natur, gehen campen, streicheln auch die zotteligsten Hunde, sie sind körperbewusst, positiv.

Foto: Georgia de Lotz/Unsplash

Ich bin’s nur zu 70 Prozent. Und das reicht nicht.

Ich fühle mich, so schlimm das klingt, von der ganzen Schönheit gelangweilt. Was nicht heißen soll, dass ich mich nach Drama sehne, aber sehr wohl nach Erlebnissen, die so fremd sind, dass mein Verstand sie nicht durchschaut und ich tagelang darüber grübeln kann.

Ich schätze, weise Denker würden jetzt sagen Du bist dir noch nicht selbst genug – und musst dich deswegen von anderen Dingen ablenken und inspirieren lassen.

Mag sein. Aber wenn das die Erkenntnis ist, dann hat Maui mir jetzt schon ein wunderbares Geschenk gemacht. Eines, das ich in Ehren halte und das mir viel Stoff zur Weiterentwicklung gibt. Vielleicht muss ich auch einfach mehr auf Körpererlebnisse setzen und weniger auf den Verstand. Heute nehme ich mir vor, ich gehe ich bis zum Hals ins Wasser. Es wird mich schon nicht gleich ein Hai fressen. Und sollte ich es wider Erwarten lieben und eine komplette Persönlichkeitswandlung vollziehen, lasse ich einfach den Flug nach Hongkong verfallen und bleibe hier.