Alle zuhause? Gemeinsam einen Alltag schaffen
Viel Zeit mit Kindern zu Hause zu verbringen, ist nicht immer ein Honiglecken. Alle kommen an ihre Grenzen. Gegenseitige Akzeptanz, Gespräche und Verbindendes helfen.
Kinder brauchen Struktur und Klarheit
Miteinander aushandeln, was für wen, wann passt. Das ist das Grundmotto, das Regina Beer, Psychotherapeutin in Wien, Eltern empfiehlt, die über längere Zeitstrecken mit ihren Kindern zusammen sind.
Miteinander aushandeln, was für wen wann passt.
Gibt es keinen geregelten Tagesablauf, tendieren viele junge Menschen und Kinder dazu, sich je nach persönlicher Neigung, mehr gehen zu lassen. Beer: „Erstellen Sie mit den Kids einige wenige klare Regeln, die auch konsequent durchgezogen werden können, das erspart Diskussionen und gibt den Kindern Sicherheit. Sie sind keine Dauermotivatoren für Ihre Kids, die ständig beschäftigt werden müssen. Es liegt jedoch in Ihrer Verantwortung, Klarheit zu schaffen.“
Erstellen Sie mit den Kids einige wenige klare Regeln, die auch konsequent durchgezogen werden können.
Wann ist die richtige Zeit für dich?
So könne man etwa gemeinsam verhandeln, wie und in welcher Form man den Tag gemeinsam gestaltet. Wann ist für jeden die richtige Zeit für Lernaufgaben, wann für Bewegung oder auch fürs Faulenzen.
Ein gemeinsamer Plan hilft allen Familienmitgliedern, sich durch den Tag zu orientieren und nimmt den Druck. „Allerdings sollte dann auch ersichtlich sein, dass es den Eltern wichtig ist, dass dies auch durchgehalten wird. Es gibt nun mal Verpflichtungen.“
So können Kinder etwa auch altersentsprechende Aufgaben im Haushalt übernehmen – und mehr Eigenverantwortung für ihr Lernpensum. Selbst Kleinkinder können versuchen sich für kurze Zeit allein zu beschäftigen. Etwas zeichnen oder zum Beispiel einen Turm zu bauen.
Doch auch bei einem gut eingeteilten Tagesablauf wird man an seine Grenzen stoßen, denn die Nachkommen können schon ganz schön viel Energie kosten. „Die Kinder dürfen sehen, wenn Sie genug haben, gereizt sind, oder einfach eine Auszeit für sich brauchen“, so die Expertin. Man könne Kindern aller Altersgruppen erklären, dass man sich ausruhen muss und sich zurückziehen möchte.
Die Kinder dürfen sehen, wenn sie genug haben, gereizt sind, oder einfach eine Auszeit für sich brauchen
Mama, bitte schrei nicht!
Sollte es zu einem Wutausbruch kommen, wäre die beste Strategie, nachher darüber zu sprechen.
Beer dazu: „Sagen Sie Ihren Kindern, dass es Ihnen leidtut, dass Ihnen das passiert ist. Erklären Sie sich und versuchen Sie gemeinsam Möglichkeiten zu besprechen, wie man das in Zukunft vermeiden kann.“ Denn Authentizität ist besonders wichtig als Elternteil – wer sagt, was sie oder er braucht ohne auszurasten, habe die besten Chancen, bei den Kindern Gehör zu finden.
Authentizität ist besonders wichtig als Elternteil.
Im Austausch mit dem „Pubertier“
Besonders schwierig kann sich der Austausch mit pubertierenden Jugendlichen gestalten. Sie ziehen sich gerne zurück und haben oft kein Interesse, am Familienleben teilzunehmen. Hier ist der Rat der Therapeutin, auch mal auszuhalten, dass Jugendliche nicht immer bester Laune sind.
Immer wieder Kontakt aufzunehmen sei besonders wichtig: Interesse zeigen für das, was die Pubertierenden so tun. Offen bleiben, Verbindendes suchen – aber auch die Sorge darüber ausdrücken, wenn man das Gefühl hat, dass man nicht an sie herankommt.
„Versuchen Sie, gelassen zu sein. Sie können auch mit Medienzeiten hin und wieder großzügiger umgehen.“