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Gynäkologin Dr. Anna-Maria Szela vom Wiener Ordinationszentrum womanandhealth.at beantwortet neun Themen, die so gut wie jede Frau einmal im Leben betreffen.

1. Ernährung und Vaginalgesundheit: Stimmt’s, dass wenig Zucker und Kohlenhydrate Pilzinfektionen verhindern können?

Gynäkologin Dr. Anna-Maria Szela sagt: „Prinzipiell ist eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen, guten Fetten aus Nüssen und wenig Zucker gut für die Haut – und damit auch für die Haut im Intimbereich. Aber dass eine strikt zuckerfreie oder kohlenhydratarme Diät die Entstehung von Scheidenpilz verhindern kann, ist nicht wissenschaftlich belegt. Das lässt sich nur an Diabetikerinnen beobachten – oder an Frauen, deren Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ihre Haut hat durch die Vorerkrankung – auch im Intimbereich – von vornherein einen schlechteren Schutz. Obendrein werden über den Urin die hohen Zuckeransammlungen teilweise wieder ausgeschieden. Das kann Pilzentzündungen begünstigen. Kurz: Die Ernährung ist für die allgemeine Gesundheit wichtig. Aber speziell zum Thema Vaginalgesundheit sind andere Faktoren ausschlaggebender.“ (Siehe Frage 2.)

„Dass eine strikt zuckerfreie oder kohlenhydratarme Diät die Entstehung von Scheidenpilz verhindern kann, ist nicht wissenschaftlich belegt.“

Dr. Anna-Maria Szela

2. Was kann ich für ein gesundes Vaginalmileu tun?

  • Baumwoll-Unterwäsche tragen. „Jede Frau hat ein gewisses Maß an Ausfluss. Dieser stellt einen natürlichen Reinigungsmechanismus der Scheide dar“, erklärt Dr. Szela. „Und: Der Schleim, den wir produzieren, schützt gegen Austrocknung, Risse und Infektionen. Damit der Ausfluss auch trocknen kann, ist Unterwäsche aus Baumwolle und atmungsaktiven Materialien wichtig. Beziehungsweise sollte die Unterwäsche auch bei heißen Temperaturen und nach Sport wieder trocknen können. Künstliche Materialien wie Acryl oder Polyester erlauben das nicht. Sie sorgen für ein dauerhaft feuchtes Milieu, das falsches Bakterienwachstum begünstigen kann.“

  • Entspannung fördern. Unsere Schleimhäute reagieren sensibel auf Stress, Angst oder Nervosität – all das kann die Feuchtigkeitsbildung in der Scheide und den vaginalen Ausfluss stören. Insofern: Auf regelmäßige Pausen und Ruhezeiten achten.

  • Intimbereich nur mit Wasser waschen. „Die Scheide braucht keine Seife“, so Gynäkolgin Dr. Szela. „Lauwarmes Wasser zum Waschen reicht. Sollte man einen komischen Geruch bemerken, dann ist das kein Anzeichen dafür, sich besser zu reinigen. Dem Ganzen kann eine Entzündung zugrunde liegen, weil man z.B. mit Duschgels oder Seifen den Säureschutzmantel gestört hat und die schlechten Bakterien mehr Chancen haben, sich auszubreiten.“

  • Zeit zum Eingewöhnen bei neuem Sexualpartner. „Durch einen neuen Partner oder eine neue Partnerin ist man auch mit neuen Bakterien konfrontiert – und das kann dazu führen, dass die Schleimhaut im Intimbereich anfangs gerötet oder irritiert ist. In dieser Situation kann auch ein Pilz oder eine Blaseninfektion leichter auftreten. Das legt sich aber meist nach kurzer Zeit.“

3. Wie erkenne ich am Ausfluss, ob alles in Ordnung ist?

Pro Tag produziert der weibliche Körper etwa 5 Milliliter Ausfluss – bei manchen Frauen mehr, bei manchen weniger. „Gesunder Ausfluss sieht klar bzw. leicht weißlich aus. Er ist geruchsneutral oder riecht leicht säuerlich, aber nicht unangenehm“, so Dr. Szela. „Bei einer Pilzinfektion wird der Ausfluss eher bröckelig und topfig. Bakterielle Infektionen wiederum äußern sich durch grau-weißen, grünlichen oder schaumig-flüssigen Ausfluss.“

Tipp der Expertin: „Handelt es sich um eine Bakterien-Entzündung, dann ist der pH-Wert erhöht. Das kann man mit Teststreifen aus der Apotheke selbst in Erfahrung bringen: Gesunder Ausfluss hat einen pH-Wert von 4 oder 4,5. Bei einer Bakterieninfektion klettert der pH-Wert auf 5, 6 oder sogar 7. Pilzinfektionen werden nicht durch eine Änderung des pH-Wert angezeigt.“

Aber Achtung: „Die Menstruationsblutung, die Verwendung von Cremen und Salben im Intimbereich sowie Geschlechtsverkehr mit Samenerguss ändern den pH-Wert in der Scheide. Insofern ist so eine Messung nur verlässlich, wenn diese Umstände nicht zutreffen.“

„Handelt es sich um eine Bakterien-Entzündung, dann ist der pH-Wert des Vaginalsekrets erhöht. Das kann man mit Teststreifen aus der Apotheke selbst in Erfahrung bringen.“

Dr. Anna-Maria Szela, Gynäkologin
Rosa Blumenblätter in Nahaufnahme

Foro: Unsplash

4. Was braucht die Vaginalflora – z.B. nach der Einnahme von Antibiotika?

Milchsäurebakterien – direkt im Anschluss an die Antibiotika-Therapie. „Gut sind etwa Döderlein-Vaginalkapseln, die man rezeptfrei in der Apotheke bekommt. Frauen, die in der Vergangenheit häufig Pilzentzündungen und einen gewissen Leidensweg hatten, können auch vorbeugend eine Anti-Pilz-Kur machen, mit entsprechenden Salben und Zäpfchen.“

5. Wie beeinflussen hormonelle Verhütungsmittel meine Vaginalflora?

Die Expertin weiß: „Hormonelle Verhütungsmittel, die den Eisprung hemmen – darunter fallen z.B. die Anti-Baby-Pille oder die Hormonspirale –, können bei manchen Frauen als Nebenwirkung Scheidentrockenheit verursachen. Ursache ist der Östrogenabfall durch den gehemmten Eisprung. Oft hilft, auf ein leichter dosiertes Pillen-Präparat umzusteigen oder ein nicht-hormonelles Verhütungsmittel wie die Kupferspirale zu überlegen“, so die Expertin. „Auch Milchsäurebakterien und Östrogensalben können helfen, die Symptome zu lindern.“

6. Was tun gegen Scheidentrockenheit in der Perimenopause oder Menopause?

Scheidentrockenheit in den Wechseljahren entsteht, weil der Körper die Östrogen-Produktion drosselt. „Es ist ein Thema, das man ernst nehmen sollte“, so Dr. Szela. „Denn sind die vaginalen Schleimhäute weniger befeuchtet, sind auch die Abwehrkräfte der Scheide verringert. Trockenere Haut reißt leichter ein – das gilt nicht nur für Sex – und das Ganze bietet leichtes Spiel für Bakterien.“

Das hilft:

  • Milchsäure-Bakterien. Hier können wieder spezielle Lactobazillus-Kapseln aus der Apotheke helfen. „Oder aber man führt einen mit Naturjoghurt getränkten Tampon in die Scheide ein und versucht so, die Lactobazillen aufzubauen.“

  • Sojaprodukte in den Speiseplan einbauen. Tofu, Sojamilch, Miso, Edamame … Soja enthält Isoflavone, die Wechselbeschwerden wie Scheidentrockenheit lindern können.

  • Östrogencremen. Diese werden ein- bis zweimal pro Woche direkt auf die Haut aufgetragen. Das Hormon wird lokal abgegeben und die Schleimhaut wieder geschmeidiger. „Solche Cremen können auch helfen, wenn man z.B. durch den Östrogenabfall im Wechsel leichten Urinverlust und Inkontinenz erlebt“, so Dr. Szela.

7. Was sind natürliche Alternativen zu Gleitmitteln?

„Das beste Mittel ist nach wie vor Speichel – oder man greift zu handelsüblichen Gleitgels“, so Dr. Szela. „Von Kokosöl, Sheabutter, Vaseline und anderen Hausmitteln zur Befeuchtung der Scheide rate ich ab, denn Öle und Fette reizen die Schleimhäute. Obendrein können Kondome, sofern diese verwendet werden, dadurch rissig werden.“

8. Gibt’s wirksame Hausmittel gegen Pilzinfektionen?

Unser Körper – auch der Intimbereich – ist mit Pilzen besiedelt. Das ist ganz natürlich. Aber wenn manche Pilze Überhand nehmen, kann die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht kommen – Jucken, Brennen und rissige Haut stellen sich ein.

Hausmittel gibt’s nicht wirklich – leider. „Wichtig ist, Luft an die Haut zu lassen. Das heißt, Kleidung zu tragen, die nicht einengt, und nachts ohne Unterwäsche zu schlafen. Handtücher und Unterwäsche sollten täglich gewechselt und mit hohen Temperaturen gewaschen werden“, so Dr. Szela. „Die Verwendung von Joghurt-Tampons würde ich in der akuten Phase nicht empfehlen, weil das die Haut noch mehr irritieren kann. In manchen Fällen verschwinden die Symptome nach einiger Zeit von allein. Stellt sich nach Tagen keine Besserung ein, braucht es Anti-Pilz-Cremen oder Zäpfchen aus der Apotheke. Danach ist wichtig, die Schleimhaut wieder aufzubauen.“

9. Wie kann ich Blasenentzündungen vermeiden?

„Die Ursache für Blasenentzündungen ist häufig eine Verschleppung von Darm-Keimen in die Blase“, weiß Dr. Szela. „Insofern ist wichtig, beim Säubern auf der Toilette immer nach hinten zu wischen, um Stuhlkeime nicht in die Richtung Harnausgang zu verschieben. Auch durch Geschlechtsverkehr können Bakterien in die Harnröhre gelangen. Deswegen hat der Tipp, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen und die Blase auszuspülen, durchaus seine Berechtigung.“

Schwimmen in Pools kann Blasenentzündungen ebenfalls begünstigen, denn das Chlorwasser schwächt das vaginale Milieu. Wer empfindlich ist und bereits eine Vorgeschichte hat, sollte eher natürliche Gewässer aufsuchen. Aber auch Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien können Auslöser sein.

Was tun? „Bei einer leichten Entzündung hilft, viel zu trinken. Vor allem Preiselbeer-Saft und Blasen-Teemischungen säuern den Urin an und fördern so das Ausspülen von Bakterien.“ In den Tees stecken Heilpflanzen wie Zinnkraut (auch bekannt unter den Namen Ackerschachelhalm), Birkenblätter, Goldrute, Hauhechelwurzel oder Brennnessel.

„Bringen diese Maßnahmen nach 2 bis 3 Tagen keine Linderung, sollte man das Ganze ärztlich abklären lassen. Denn die Blasenentzündung kann auch in die Nieren aufsteigen, z.B. bei Menschen, die Vorerkrankungen wie Diabetes haben. Nicht warten hingegen darf man, wenn Fieber, starke Schmerzen – auch im Rücken – oder Blut im Urin auftreten. Dann muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Behandelt wird generell mit einem Antibiotikum.“

Frau am sofa entspannt

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Unsere Expertin:

Dr. Anna-Maria Szela ist Fachärztin für Gynäkolgie und Geburtshilfe bei womanandhealth.at in Wien.