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Vermutlich haben die meisten Frauen irgendwann in ihrem Leben einmal Regelschmerzen. Die Bandbreite ist dabei groß und reicht von leichtem Zwicken bis Mit-einem-Thermophor-am-Sofa-liegen-und-bitte-nicht-ansprechen. Dann aber gibt es noch ganz grausame, heftige, furchtbare, unvergleichliche Regelschmerzen, bei denen nicht einmal mehr Schmerztabletten zur besten Freundin werden und die im schlimmsten Fall sogar in Erbrechen gipfeln. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich in so einem Fall um Endometriose handelt.

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Fehlprogrammierung des Körpers

Was klingt wie eine Krankheit, ist tatsächlich eine Fehlprogrammierung des Körpers. Denn bei Endometriose siedeln sich Zellen, wie sie sonst nur in der Gebärmutterschleimhaut (= Endometrium) vorkommen außerhalb der Gebärmutterhöhle an.

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„Man unterscheidet drei verschiedene Arten von Endometriose. Im ersten Fall wuchern Schleimhautzellen innerhalb der Gebärmuttermuskulatur – wo sie auch nicht hingehören. Im zweiten Fall, der am häufigsten vorkommt, findet man Schleimhautzellen im kleinen Becken, aber außerhalb der Gebärmutter, etwa in den Eileitern oder den Eierstöcken. Und im dritten, selteneren Fall, finden sich diese Zellen in anderen Organen wie Blase, Darm oder sogar Lunge.“, erklärt Gynäkologin Eva Lehner-Rothe.

Chamäleon der gynäkologischen Krankheiten

Endometriose wird auch als das Chamäleon der gynäkologischen Krankheiten bezeichnet – denn je nach Lage der wildgewordenen Zellen entstehen ganz verschiedene Beschwerden. „Im Darm können sie Verdauungsbeschwerden verursachen, in der Blase Schmerzen beim Harnlassen und im Unterbauch Schmerzen beim Sex, weshalb man bei solchen Problemen auch immer an Endometriose denken sollte“, sagt Eva Lehner-Rothe.

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Obwohl sie nicht in der Gebärmutter liegen, reagieren diese Zellverbände auf den Monatszyklus. Durch das Wechselspiel der weiblichen Hormone werden sie aufgebaut und nach rund 28 Tagen abgestoßen. Das Blut kann jedoch nicht auf normalem Weg abfließen, was Zysten, Verwachsungen, Entzündungen und Vernarbungen verursachen kann, die zu diesen sehr starken Schmerzen führen.

Von Hormonen bis Operation

Hormone sind es auch, die bei Endometriose Abhilfe bringen können, denn Heilen lässt sich diese körperliche Fehlprogrammierung nicht. Eva Lehner-Rothe: „Die Antibabypille ohne Pillenpause eingenommen oder eine Hormonspirale gaukeln dem Körper eine Schwangerschaft vor, weshalb kein Schleimhautaufbau und keine Regelblutung stattfinden.“

Ist die Endometriose fortgeschritten, gibt es operative Möglichkeiten, um die Entzündungsherde herauszuschneiden oder mit Hitze oder Laser zu entfernen. Etwa bei der Hälfte der Betroffenen kehrt nach einer Entfernung aller Herde die Krankheit jedoch wieder zurück. Das bedeutet, dass allein in Österreich ca. 35.000 Mädchen und Frauen regelmäßig und langfristig unter ihren Symptomen und Folgen leiden, wie die Endometriose Vereinigung Österreich auf ihrer Homepage schreibt.

Von Ernährung bis Wechseljahre

Möglichkeiten, um die Symptome der Endometriose zu mildern, liegen in Ernährung und Entspannungsverfahren wie sie auch von Selbsthilfegruppen empfohlen werden. Methoden wie Akupunktur, Chinesische Kräuter, Aromatherapie, Yoga oder Autogenes Training unterstützen ebenfalls beim Schmerzmanagement.

Kommt eine Frau in die Wechseljahre, findet auf natürliche Weise keine Monatsblutung mehr statt, weshalb die Endometriose ab diesem Zeitpunkt keine Schmerzen oder Schwierigkeiten mehr bereitet.

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 Fragezeichen Schwangerschaft

„Wenn es mit der Empfängnis nicht klappt, kann es auch an Endometriose liegen, weil diese Verwachsungen oder Verklebungen im Eileiter hervorrufen kann“; sagt Eva Lehner-Rothe, „Generell ist eine Schwangerschaft für eine Frau mit Endometriose kein Problem. Die Empfängnis ist vielleicht schwierig, aber die Schwangerschaft selbst nicht mit größerem Risiko verbunden als sonst. Umgekehrt verbessert sich die Endometriose häufig durch Schwangerschaft und Geburt aufgrund der veränderten hormonellen Situation.“

„Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Regelschmerzen über ein normales Maß hinausgehen, dann seien Sie hartnäckig und gehen Sie der Sache auf den Grund!“

Hohe Dunkelziffer

Die Endometriose ist nach Myomen die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Frauen erkranken zwischen der Pubertät und den Wechseljahren daran. Weshalb es zu dieser Fehlprogrammierung kommt, ist bis jetzt nicht geklärt.

Das Knifflige ist auch, dass Endometriose nicht durch Ultraschall oder andere bildgebende Verfahren erkannt werden kann. Erst eine Bauchspiegelung bringt Gewissheit, und viele betroffene Frauen haben einen jahrelangen Leidensweg hinter sich bis sie die richtige Diagnose erhalten. „Die Dunkelziffer ist bei Endometriose sehr hoch, weil manche Frauen sich nicht trauen, das Thema Regelschmerzen bei ihrem Arzt anzusprechen oder der Arzt im schlimmsten Fall erklärt, dass das eh normal sei. Doch wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Regelschmerzen über ein normales Maß hinausgehen, dann seien Sie hartnäckig und gehen Sie der Sache auf den Grund!“; ermuntert Eva Lehner-Rothe betroffene Frauen.

Nachgefragt bei:

Dr. Eva Lehner-Rothe ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Die zweifache Mutter führt eine Wahlarztordination in Perchtoldsdorf und wurde auf der Plattform DocFinder wiederholte Male zu einer der beliebtesten Gynäkologinnen Österreichs gekürt.