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Egal ob in der Ballsaison oder im hippen Dance Studio, ob alleine oder zu zweit, ob sexy Salsa oder temporeicher Jive – Tanzen ist für viele die schönste Nebenbeschäftigung der Welt. Für andere allerdings: ein beinharter Sport und dazu noch eine ordentliche Beanspruchung der kleinen grauen Zellen.

Tanzen ist so viel mehr als nur Bewegung

Profitänzerin

Conny Kreuter, Profitänzerin Bild: ORF/ Roman Zach Kiesling

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Wir sind aufs glatte Parkett der Vorurteile gerutscht, um zu erforschen, was Tanzen wirklich ist. An unserer Seite: die studierte Sportwissenschafterin Conny Kreuter, Moderatorin und mehrfache österreichische Meisterin und Staatsmeisterin im Tanzsport. Man kennt sie aus bereits vier  Staffeln „Dancing Stars“. 2020 lehrt sie Soulsänger Cesar Sampson, wie es läuft. Sie sagt: „Ich ohne Tanzen? Das ist wie Leben ohne Atmen, Essen ohne Schmecken, Lachen ohne Freude – das geht einfach nicht. Für mich ist es die schönste Art, Gefühle auszudrücken und gleichzeitig die Menschen damit zu berühren.“

Ich ohne Tanzen? Das ist wie Leben ohne Atmen, Essen ohne Schmecken, Lachen ohne Freude – das geht einfach nicht.

Conny Kreuter, Profi-Tänzerin

4 weitverbreitete Vorurteile rund ums Tanzen

„Tanzen ist kein richtiger Sport“

Hm, deswegen verbrennt man ja wahrscheinlich auch in 30 Minuten satte 600 Kcal bei schnellen Tänzen wie dem Jive. (Zum Vergleich: 30 Minuten Joggen verbrennen etwa 300 Kcal.) Die Herausforderung beim Tanzen ist aber nicht nur die körperliche Komponente. Es ist eine schnellkräftige Sportart, die das Herz-Kreislauf-System richtig auf Trab hält und noch dazu hochkomplex ist. Kreuter dazu: „Es gibt mehrere koordinative Fähigkeiten, etwa Gleichgewichtsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, räumliche Orientierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Umstellungsfähigkeit und kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, also die Genauigkeit und Feinabstimmung der Bewegung. All das wird beim Tanzen benötigt und geschult.“

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„Dazu braucht man ja einen Partner“

Kommt auf den Tanzstil an. Bei einigen ist ein Partner prinzipiell vorgesehen, bei vielen anderen nicht. Hip-Hop, Contemporary und Streetdance zum Beispiel sind dafür konzipiert, alleine getanzt zu werden. Kreuter: „Es gibt auch in jeder Profi-Choreografie einzelne Passagen, die alleine getanzt werden. Im Salsa gibt es sogar eine eigene Solotanzform, die nennt sich ‚Salsa Suelta‘. Da tanzt jeder alleine für sich mit Salsaschritten zur Musik. Denn: Die Musik ist unsere Basis, und sobald sie spielt, können wir uns zu ihr bewegen. Ob ich es alleine tue oder im Paar oder mit mehreren Menschen, spielt dabei keine Rolle.“

„Tänzer sind von Natur aus gedehnt und sehr koordiniert“

„Oh nein. Ich kann bis heute keinen Spagat. Muss ich auch nicht. Tanzen heißt nicht am Boden herumliegen und in Schönheit vergehen. Tanzen heißt Bewegung zur Musik. Wenn jemand einen Spagat kann, finde ich das toll, aber es ist nicht notwendig. Und es ist auch noch kein Koordinationsgott vom Himmel gefallen“, lacht die Dancing Queen. „Alle haben anfangs Schwierigkeiten mit Schritten, sowie linken und rechten Beinen. Durchs Tanzen lernt man, seinen Körper ansehnlicher über eine Fläche zu manövrieren, und die Muskulatur wird elastisch.“

„Tanzen ist unmännlich (und alle Tänzer sind homosexuell)“

Liebe Männer: Fragt doch mal die Mädels auf der Straße, ob sie es unmännlich finden, wenn Männer tanzen können. Die Expertin jedenfalls sagt: „Ich glaube ja, dass schüchterne europäische Männer dieses Gerücht in die Welt gesetzt haben, um von ihren Ängsten abzulenken. In anderen Kulturen, wie Kuba oder Argentinien, gibt es diese Vorurteile nicht. Da tanzen die Männer genauso gern wie die Frauen. Es ist kulturell und traditionell tief verankert. Während meiner Masterarbeit für Sportwissenschaften habe ich übrigens herausgefunden, dass schwule Männer sich im Tanzsport leichter outen können. Einerseits, weil alle Außenstehenden sowieso davon ausgehen, andererseits, weil im Tanzsport ein soziales Umfeld herrscht, in dem Einzigartigkeit gefeiert statt verachtet wird. Wie heißt es doch so schön: I wasn’t born perfect, but real!“

Also: Was Tanzen wirklich ist

  1. Es macht fit: Tanzen trainiert den gesamten Körper. So lassen sich Rückenbeschwerden erfolgreich bekämpfen und die Haltung verbessert sich. Zudem stellt es neue Anforderungen an das Gehirn. Die Koordination zwischen der Beinarbeit, dem Oberkörper und den Bewegungen im Rhythmus der Musik erfordert schließlich viel Konzentration und Übung. So bleibt auch der Kopf in Form.
  2. Es macht sozial: Forscher haben herausgefunden, dass beim Tanzen spezielle Nervenzellen namens Spiegelneuronen aktiviert werden. Sie gehen davon aus, dass diese Nervenzellen beim Verstehen der Körpersprache und der Emotionen anderer Menschen beteiligt sind. Wenn diese Areale oft aktiviert werden, führt dies zu erhöhten emphatischen Verhalten, so die wissenschaftliche Annahme. Tanzen kann also Beziehungen retten, denn: Liebe geht durch die Beine.
  3. Es bringt dich zum Lächeln: Zu den körperlichen und koordinativen Fähigkeiten, die das Tanzen erfordert, muss es noch dazu gut aussehen. Ob ein Tennisspieler beim Aufschlag lächelt oder nicht, das ist egal. Beim Tanzen geht das nicht. Die Emotionen des jeweiligen Tanzes müssen sich in Mimik und Gestik widerspiegeln. Ach ja, wusstest du: Wenn in einem amerikanischen Indianerstamm jemand depressiv ist, werden keine Glückshormone im Blut getestet. Nein, der Medizinmann fragt, wann man zuletzt so richtig von Herzen gelacht und so richtig frei von der Seele getanzt hat.

Keine Lust auf Tanzen? Hier liest du: Was Tennis wirklich ist (und was nicht). Aber auch Yoga macht viel Freude …