Das Sehnen nach dem Ende der Sehnsucht
Der vierte Tag im Yoga-Bootcamp konfrontiert uns mit unserem Monkey Mind.
„Es irrt der Mensch, so lang er strebt.“ Das wissen wir alle, sei es weil Goethe fest im Österreichischen Lehrplan verankert ist – oder weil wir schon einmal beim Teleshopping-Kanal das perfekte „Bauch-weg-im-Schlaf“-Pflaster bestellt haben.
Paradoxe Intervention
Aber wie löse ich dieses Problem? Wenn ich danach strebe, nicht mehr zu streben – strebe ich dann nicht erst recht? Wenn ich mir wünsche, keine Wünsche mehr zu haben – hab ich dann nicht einen Wunsch?
Willkommen in einem klassischen Paradoxon des Buddhismus! Wir sitzen bereits mittendrin.
Genauer gesagt: Wir sitzen auf der Yogamatte und lauschen, während Beate über das „Wollen“ vorliest. Wo „Wollen“ ist, ist Mangel. Und das einzige Mittel gegen den Mangel sei die Fülle (wir erinnern uns? Tag 1: Lakshmi!). Die Fülle des Moments. Und das Prinzip der Fülle ist so allumfassend, dass es auch den Mangel miteinschließt. Raffiniert, gell?
Das Üben der Asanas, sagt Beate, sei deshalb so gut, weil es unsere Konzentration in den Moment bringt: Raus aus dem „Kopfsalat“, rein in die Fülle!
Liegestütz und Namaste
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Yoganomics
Die Buddhisten haben Recht, denke ich.
Wollen und Mangel sind eins. Ich zum Beispiel will ins Bett. Weil Schlafmangel. Aber hier bin ich und fädle meinen Arm durch das Loch zwischen linkem Knie und rechtem Oberschenkel, wobei der Ellenbogen das Knie nach außen drückt und der Nabel nach rechts zieht.
Mein „monkey mind“ ist komplett damit beschäftigt, rinks und lechts auseinander zu halten. Mehr „im Moment“ sein geht praktisch nicht. Weil aber das Prinzip der Fülle auch den Mangel mit einschließt, bin ich trotzdem saumüde.
Denn so steht es geschrieben in den alten Schriften.
It’s a Bootcamp, Baby!
Nur dass kein falscher Eindruck entsteht: Ein Bootcamp ist kein spiritueller Ponyhof! Ich trau mich sogar wetten, dass Ahimsa, der Yoga-Codex der Gewaltlosigkeit, für diese Einheit ausgesetzt wurde, anders lassen sich die 50 Kniebeugen, 25 Liegestütz und drölfzig Crunches nicht erklären, die heute auf dem Programm stehen.
Es heißt ja, man soll nicht duschen nach der Praxis, weil es günstig für den Körper sei, den Schweiß zu reabsorbieren. Günstig für die Mitmenschen ist das heute aber sicher nicht. Ich dusch dann doch mal lieber…
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Raus aus der Talsohle
Aber generell läuft’s gut. „Ich sag ja: Tag 3 ist die Härte. Dann geht’s wieder bergauf“, schrieb mir Kollegin W. gestern.
Richtig schade, dass morgen schon Schluss ist, denke ich bedauernd, während ich die Nase zum Schienbein bringe.
Doch Bedauern heißt Mangel. Und gegen Mangel hilft nur der Moment… Zum Beispiel dieser hier: „Ein paar Zentimeter gehen noch!“, ruft Beate.
Stirb langsam?Namaste, Schweinebacken!
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