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Kühl und mystisch, aber auch beruhigend und harmonisch begrüßt uns der dritte Tag an diesem schönen Fleckchen Erde. Dichte Nebelschwaden schmücken den 1.838 Meter hohen und frisch angezuckerten Loser, den Hausberg von Bad Aussee. Wir fühlen uns alle erholt und können die Ruhe mit der frischen Luft förmlich einatmen. Es scheint, als hätten uns die dicken Wolken die letzten beiden Tage von der Außenwelt abgeschirmt. So geht also Auszeit bei der WASNERIN.

Auf versteckten Spuren

Während wir uns am Frühstückstisch einen basischen Hafer-Porridge mit frischen Beeren schmecken lassen, denken wir nochmal kurz an den gestrigen Workshop zurück. „Was bedeutet Glück für dich?“ – diese große Frage hat Glückscoachin Katharina Mühl in den Raum gestellt und uns damit zum Nachdenken gebracht. Wir haben gelernt: Glück ist individuell, besonders in den kleinen Dingen zu finden und kommt nicht, um zu bleiben. Es sind die vielen, kurzen Momente, die über die Zeit hinweg auf das eigene Glücks-Konto einzahlen.

Auch bestimmte Orte können glücklich machen. Diese für sich zu identifizieren und sie regelmäßig aufzusuchen ist eine effektive Strategie, um sich im Alltag bewusste Augenblicke des Glücks zu schaffen. Deshalb steht heute genau das auf unserem Programm: eine Wanderung zu potenziellen Glücksplätzen am Fuße des Toten Gebirges.

Nach dem Frühstück wartet bereits Iris Rastl motiviert und mit einem warmen Lächeln auf den Lippen in der Lobby auf uns. Iris ist nämlich nicht nur Yogalehrerin, sondern kennt als gebürtige Ausseerin und Naturliebhaberin die Gegend wie ihre Westentasche. Das Ziel unserer heutigen Wanderung: der Toplitzsee. Neben einer traumhaften Kulisse, soll dieser auch geheimnisvolle Schätze aus dem Zweiten Weltkrieg bergen. Wir sind allerdings auf der Suche nach etwas viel Wertvollerem…

Toplitzsee
Blick auf den Toplitzsee, im Hintergrund hat sich der Schnee sanft auf den Bäumen gebettet.

Glück an Glück

In einer knapp zwanzigminütigen Autofahrt durchqueren wir das beschauliche Örtchen Bad Aussee und folgen der Grundlseer Traun bis zum Grundlsee – dem „steirischen Meer“, wie uns Iris erzählt. Der Grundlsee liegt wunderschön eingebettet zwischen den Erhebungen des Toten Gebirges und ist der größte See der Steiermark. Beim Blick auf den Grundlsee, der von Bergen mit schneeweißen Spitzen umringt ist, realisieren wir allmählich: Die Liste unserer neu entdeckten Glücksplätze könnte lang werden.

Als wir am Talschluss in Gößl auf einem Parkplatz Halt machen und aussteigen, fährt uns ein leichter Wind durch die Haare. Ein gutes Zeichen, denn das treibt die Wolken auseinander und gibt der Sonne eine kleine Chance. Iris erklärt uns auf den ersten Schritten, dass sie mit uns etwas abseits der üblichen Pfade gehen möchte. Wir sollen die Augen offenhalten und uns auf die Natur einlassen.

Denn ja, manchmal findet man das Glück auch einfach am Wegesrand. In unserem Fall sind das blühende Sumpf-Dotterblumen, Himmelschlüssel und Buschwindröschen, die allesamt fröhlich im Wind wackeln. Auch der Wald, der sich vor uns auftut, wartet mit allerlei kleinem und auch großem (bzw. lautem) Glück auf. So zum Beispiel der Toplitzer Wasserfall, welcher uns nach dem reichlichen Regen der letzten Tage mit einem tosenden Rauschen begrüßt. Für ein paar Momente stehen wir ruhig da, lauschen den Naturgeräuschen und saugen die Atmosphäre dieses Glücksplatzes auf, bevor wir unsere Suche fortsetzen.

Wo die kleinen Trolle wohnen

Wen man einen Wald betritt, hat man oft den Eindruck, in eine eigene Welt einzutauchen. Unsere Kollegin Amelie bringt es treffend auf den Punkt: „Es wirkt so, als würden hier Trolle wohnen.“ Und tatsächlich macht es den Anschein, als könnten unter den moosbewachsenen Steinen oder in den knorrigen Bäumen geheimnisvolle Wesen leben – kleine Hüter des Waldes. Wir wollen sie nicht stören und beobachten, wie die Sonne das nasse Moos zum Glitzern bringt, während wir weiter unseres Weges gehen.

Als wir aus dem Märchenwald hinaustreten, offenbart sich uns noch ein Moment des Glücks: sanfte Sonnenstrahlen, die uns im Gesicht kitzeln. Ihre Wärme begleitet uns, während wir auf eine Schotterstraße wechseln und an satten Almwiesen und plätschernden Bächen vorbei und dann wieder durch die völlige Ruhe der Wälder wandern.

Magie, soweit das Auge reicht

Im nächsten Wald macht Iris mit uns einen lohnenden Umweg zum unteren Stimitz-Loch. Dabei handelt es sich um eine Karstquelle, die das Schmelzwasser im späten Frühling von den Gletschern ins Tal transportiert. Um dieses Spektakel zu sehen, sind wir allerdings noch etwas zu früh dran. Aber auch so bietet sich uns ein magisches Bild: ein breites Flussbett aus moosbedeckten Steinen, die grün in der Sonne schimmern. Während wir diese Eindrücke aufsaugen, merken wir langsam, wie die Natur ihre Wirkung zeigt und unsere Wahrnehmung für die wesentlichen, die kleinen Dinge geschärft wird.

Nach einer Wand von Steinformationen, die durch den Gletscherschliff geformt wurden, erreichen wir endlich unser Ziel. Aufgrund des Wetters und der Jahreszeit sind wir die einzigen Besucher am Toplitzsee und können die Ruhe völlig auf uns wirken lassen. Kaum vorstellbar, dass es hier einmal vor sensationshungrigen Tauchern auf der Suche nach einem vermeintlichen „Schatz der Nationalsozialisten“ nur so gewimmelt hat. „Er wurde nie gefunden und irgendwann wurde das Tauchen hier verboten, um die Natur zu schützen“, meint Iris. Gut so, finden wir.

Mit einer Länge von knapp zwei Kilometern liegt der stille See wie ein Fjord vor uns, links und rechts gehen waldige Felswände steil nach oben. Zu hören ist nur das Singen der Vögel und plätschern des Wassers. Unser blickt schweift ans andere Ende des Sees, wir können nur erahnen, was dahinter liegt. Von hier aus nämlich nicht zu sehen ist der Kammersee, welcher direkt hinter dem Toplitzsee liegt. An diesem Ort nimmt die Traun ihren Ursprung.

Tipp: Wer auf der Suche nach spektakulären Ausblicken ist, dem sei die Drei-Seen-Wanderung mit Blick über den Kammersee, den Toplitzsee und den Grundlsee ans Herz gelegt.

Wir bleiben heute in niedrigeren Gefilden und sparen uns das Sammeln von Höhenmetern für ein anderes Mal auf. Das Bild, das vor uns liegt, macht uns schon glücklich genug.

Mit wenig kommen und viel mitnehmen

Ein letztes Mal einatmen, denn langsam meldet sich bei uns allen der Magen zu Wort. Entlang des Toplitzbachs, vorbei an kleinen Zwergenhäuschen und der steilen Gößler Wand, machen wir uns auf den Rückweg.

Wir genießen die letzten Meter durch blühende Moorlandschaften, bis wir schließlich an unserem Ausgangspunkt ankommen. Im Shuttle zurück zur WASNERIN, verstummen die Gespräche ein wenig. Die Eindrücke wirken noch nach. Heute haben wir viel mitgenommen, allen voran eine lange Liste an Glücksplätzen. Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen. Und wir durften noch etwas über das Glück lernen: Manchmal braucht es nicht viel, und schon gar keinen vermeintlich „großen Schatz“, um doch alles zu haben.

Tipp: In den sogenannten „Highlights“ unseres Instagram-Kanals (die runden Reiter unterhalb der Profilbeschreibung) haben wir unser Retreat in zahlreichen Videos dokumentiert, sodass du einen noch lebhafteren Eindruck von unseren Erfahrungen bekommst. Wir freuen uns, wenn du vorbeischaust!