Inhaltsstoffe Milch – 4 tierische Milchsorten im Vergleich
Was können eigentlich die tierischen Originale? Ein Überblick über Stärken und Schwächen, Fakten und Mythen – von Kuh bis Kamel.
85 Prozent der weltweit produzierten Milch stammt von Kühen. In Österreich und Deutschland ist Kuhmilch gleichermaßen Kulturgut und Wirtschaftszweig. Und die Inhaltsstoffe der Milch sind nicht wenige: sie ist wichtiger Eiweißlieferant und enthält wertvolle Mineralstoffe wie Kalzium, Zink und Jod sowie Vitamin B2 und B12. Wie gut diese Mineralstoffe vom Körper genutzt werden können, ist individuell verschieden und hängt auch von der Verarbeitungsform der Milch ab.
Kuhmilch: das Kulturgut
Kuhmilch ist natürlich nicht gleich Kuhmilch. Den größten Unterschied macht die Haltung der Kühe. Massentierhaltung hat wirtschaftliche Vorteile für Produzent und Konsument, aber sonst nur Nachteile: Das Tierwohl leidet darunter, sie bekommen nicht artgerechtes Hochleistungsfutter (oft sogar inklusive vorsorglich verabreichter Antibiotika) zu fressen und sind daher umso anfälliger für Krankheiten.
- Ist Biomilch sicher besser? Ja. Denn die Bezeichnung „Biomilch“ bekommt man nur, wenn die Tiere mindestens 180 Tage im Jahr Zugang zu Weideland haben. Das Resultat enthält dann sogar mehr hochwertige Omega 3 Fettsäuren. Was bedeuten Bezeichnungen wie „Alpen“, „Land“ oder „Weidemilch“? Leider nicht so viel, wie sie suggerieren. „Heumilch“ bedeutet, dass die Tiere immerhin artgerecht, also nur mit Gras, Kräutern und Heu, gefüttert werden.
- Hast du schon einmal von A1- und A2-Milch gehört? Die Kürzel beziehen sich auf den Anteil sogenannter Beta-Kaseine, Eiweiße in der Milch. Manche Rinderrassen produzieren überwiegend Milch der A2-Variante, sie gilt als evolutionär ursprünglich und bekömmlicher.
- 65 Prozent aller Menschen und 20 Prozent der Österreicher sind von einer Form von Laktoseintoleranz betroffen. Sie können den Milchzucker nicht richtig abbauen, das führt zu Verdauungsbeschwerden.
- Wer Milch sagt, muss auch Mythen sagen. So hieß es lange, Milch helfe gegen Osteoporose. Kalzium kann zwar in der Wachstumsphase Knochen stärken, Osteoporose hat aber komplexere Ursachen. Anders bei Asthma: Kühe geben Immunstoffe an ihre Kälber weiter. Kinder auf Bauernhöfen, die frische Rohmilch trinken, leiden seltener unter der Krankheit.
- Milch produziert – wegen der verbreiteten Massentierhaltung – mehr CO2 als jede pflanzenbasierte Alternative, braucht achtmal so viel Land und mit knapp 630 Liter Wasser pro Liter Milch auch hier deutlich mehr Ressourcen.
Ziegenmilch: die Aparte
- Mit 2,3 Prozent Anteil an der globalen Milchproduktion ist Ziegenmilch ein ziemliches Nischenprogramm. Trotzdem ist sie in vielen Ländern stark verbreitet, zum Beispiel im Gebiet der sardischen Blue Zone, in der überdurchschnittlich viele Menschen ein überdurchschnittlich hohes Alter erreichen. Dabei soll die sardische Vorliebe für Ziegenmilch eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
- Es gibt einige Hinweise darauf, dass Ziegenmilch besonders leicht verdaubar ist. Das liegt an ihren Fettmolekülen, die kürzere Ketten bilden und leichter abgebaut werden können.
- Ziegenmilch hat auch mehr Vitamin A als Kuhmilch. Dieses unterstützt unsere Sehorgane und die Bildung von Zellen und Gewebe, vor allem der Haut.
- Gleichzeitig hat sie auch mehr Protein und Fett als Kuhmilch, gleich viel Kalzium und weniger Laktose – ein Vorteil für Menschen mit Intoleranz.
- Reines Ziegenmilchjoghurt hat eine besonders flüssige Konsistenz. Daher wird oft Milchpulver hinzugefügt, und manchmal auch Soja, um die Milch sämiger zu machen. Das ist wiederum ein Nachteil für Menschen mit Laktoseintoleranz oder Sojaallergie.
Schafmilch: die Fettige
- Schafmilch enthält fast doppelt so viel Protein und Fett wie Kuh oder Ziegenmilch und ungefähr gleich viel Laktose. Auch der Kalziumgehalt ist höher. Ihre Textur erleichtert die Käseherstellung.
- Schafmilch wird üblicherweise als süßlich, cremig und fettig beschrieben. Die besondere Form der enthaltenen Proteine machen sie vermutlich auch leichter verdaubar und hitzebeständiger als die Milch anderer Tiere.
- Schafmilch wird immer wieder wegen ihres hohen Gehalts an Orotsäure gerühmt. Die gilt als geheimnisvolles Allheilmittel gegen Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und soll ein wahrer Jungbrunnen sein. Der Körper kann die unentbehrliche Orotsäure zwar selbst herstellen, aber nur teilweise. Sie transportiert Magnesium und schützt vor oxidativem Stress, indem sie den Körper vor gefährlichen Sauerstoffverbindungen bewahrt.
Kamelmilch und Co: die Exoten
- Weil Kamele keine Wiederkäuer sind, produzieren sie deutlich weniger Methan als Kühe.Und die Inhaltsstoffe der Milch überzeugen aber auf jeden Fall: Sie hat mehr Vitamin C, B, Eisen, Kalzium und Magnesium als Kuhmilch. Erste Studien deuten auch darauf hin, dass Kamelmilch sogar Menschen mit Diabetes Typ 1 helfen könnte, da ihr Insulinbedarf sinkt.
Übrigens: Forscher berichteten erst kürzlich von ersten Versuchen, einen ganz neuen Weg zu gehen, nämlich Milchproteine im Labor zu erzeugen. Das Ziel? Kuhfreie Kuhmilch. Dabei setzen sie auf Mikroorganismen wie Hefe, die genetisch so verändert sind, dass sie die gewünschten Proteine erzeugen – vegan, aber nicht pflanzenbasiert, sozusagen.