Was passiert beim Kennenlernen?
Warum bezaubert uns ein Mensch auf Anhieb, während wir andere nicht riechen können? Daniela Zeller über die Magie der ersten Begegnung.
1. Der erste Eindruck und seine Folgen
Ich war sieben, als mir im Hallenbad ein Mädchen in blauem Badeanzug ins Auge stach, und ich wusste: Die mag ich. Sie ist bis heute meine Freundin. Ich war in meinen Dreißigern, als ich auf einem Fest einen Mann sah und wusste: Mit dem komme ich zusammen. Was dann auch geschah. Vergangene Woche betrat ich eine Boutique, sah der Besitzerin in die Augen und wusste: Wir beide werden keine Freundinnen …
2. Nur 10 Millisekunden entscheiden
Eine fremde Person zum ersten Mal zu sehen aktiviert in unserem Gehirn 100 Milliarden Nervenzellen. Wie sie steht, geht, sitzt, die Kleidung, der Gesichtsausdruck, Gesten, Körperhaltung und -spannung, Geruch … Hunderte Signale nehmen wir unbewusst im ersten Augenblick der Begegnung wahr. Ob wir wollen oder nicht: Unser automatischer „Scan“ läuft auf Hochtouren und steckt unser Gegenüber in eine Schublade. Und innerhalb von zehn Millisekunden haben wir für uns entschieden: Freund oder Feind.
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3. Zwischen Psychologie und Magie
Was passiert im Gehirn? Dr. Christian Neuhauser, Facharzt für Neurologie am Universitätsklinikum St. Pölten, sagt: „Da geschieht etwas auf drei Ebenen: Ein spontaner Neurotransmitter-Cocktail wird ausgeschüttet, dann kommt die Psychologie – und der Rest ist Magie. Ist jemand für uns attraktiv, durchströmt uns das Glückshormon Dopamin – ist er uns aber unangenehm, ist es das Stresshormon Adrenalin.“
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4. „Der ist ja wie ...“
Beim ersten Kennenlernen tritt etwas auf, das Psychologen den „Primacy-Effekt“ nennen: Das Gehirn durchforstet blitzschnell das Archiv unserer Erfahrungen und fällt ein Urteil. Wir machen uns unbewusst auf der Basis unserer eigenen Geschichte ein Bild von der anderen Person. Ungerecht? Vielleicht. Aber ist so. Verbinden wir sie mit einer angenehmen Vorerfahrung, mögen wir sie. Erinnert sie uns an jemanden, den wir nicht mögen, finden wir sie unsympathisch.
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5. Doch vor allem wohnt dem Anfang ein Zauber inne ...
„Wir sollten nicht den Versuch machen, alles auf Naturwissenschaft runterbrechen zu wollen“, sagt Dr. Neuhauser. „Unsere Methoden werden dem Zauber einer Begegnung nämlich nicht gerecht.“ Ein Rest alles Zwischenmenschlichen bleibt ein großes Wunder – und wird es wohl immer bleiben. Der Neurologe zitiert an dieser Stelle Augustinus: „Das Wunder ist nicht ein Widerspruch zu den Naturgesetzen, sondern ein Widerspruch zu dem, was wir von diesen Gesetzen wissen.“
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