In Partnerschaft mit

Warum ist es wichtig, sich mit dem Scheitern und Misserfolg zu beschäftigen? „Scheitern ist immer eines der möglichen Szenarien und gehört als solches als Option eingeplant, bei Unter­nehmensideen ebenso wie bei Liebesbeziehungen. Es auszublenden sorgt für eine sehr unsanfte Landung am Boden der Tatsachen – wenn ganze Lebensentwürfe implo­dieren, ganz egal ob durch Fremd­ oder durch Eigen­verschulden. Oft ist es ja eine Mischung aus beidem.“

Man redet aber nicht gern über seinen Misserfolg. Es gilt als großes gesellschaftliches Tabu. Warum eigentlich?
„Weil damit ein großer Repu­tationsverlust passieren kann. Wir definieren uns stark dar­über, was wir beruflich tun. Wir definieren uns auch über unser soziales Standing, Be­ziehungen, Familie, schöne Dinge, Konsum. Wenn diese Welt zu bröckeln anfängt oder gar zusammenbricht, hat man neben finanziellen Sorgen auch ein Problem mit dem Selbstbild. Und ist das Selbstbild des Menschen in Gefahr, wird Versagen schnell zu einem Tabuthema. Doch, um nach einem Knockout wieder aufstehen zu können – dazu muss man das Kind schon beim Namen nennen. In den USA ist zumindest das Thema berufliches Scheitern kein No­Go mehr, man schätzt dort die ‚Failure Culture‘.“

Gibt es Hoffnung auf eine andere Fehlerkultur?
„Aber ja! Es verändert sich – langsam, aber sicher. Die ein, zwei Generationen über mir tun sich noch extrem schwer mit dem Thema. Die Jüngeren sind mit einem ganz anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen System konfron­tiert. Auch bei Gründungs­programmen von Universitäten kommen Themen wie Scheitern und Selbstmanagement stärker vor. Generell kann man sagen, dass die Menschen sich jetzt eher trauen, ihre Ängste aus­zuformulieren. Sie suchen Rat in der Gruppe – und sie reden endlich darüber.“

Anzeige
Anzeige

Mag. Christine Steindorfer lebt als Autorin („Die Kraft des Scheiterns“, 2008 und „Die Aufwärtsspirale“, 2011) und Dozentin in Wien.