Lass uns auf Schimpf-Diät gehen
Keiner mag schimpfen. Warum tun wir es trotzdem – und können wir lernen, anderen freundlicher zu begegnen?
Was ist für Kinder eigentlich schimpfen? Das haben Lebenscoach Linda Syllaba und Familienbloggerin Daniela Gaigg Kinder gefragt, bevor sie ihren Ratgeber „Die Schimpf-Diät“ geschrieben haben. (In ihrem neuen Buch haben sie sich mit "Mama-Selfcare" befasst.) Das Ergebnis ihrer Recherche: Fluchen, schreien, laut werden oder Sätze wie „Hör auf!“ und “Tu, was ich dir sage!“ – all das nimmt unser Nachwuchs als Schimpfen wahr. Eines ist klar: Weder Kinder noch Erwachsene mögen es, geschimpft zu werden. Und die allermeisten von uns mögen es auch nicht (so oft) zu schimpfen. Also, warum tun wir es? Weshalb passiert uns im Leben und gerade in der Erziehung dieses Herumschreien so oft?
Warum schimpfen wir?
Laut den Ratgeber-Autorinnen gibt es dafür diese drei Ursachen:
- Mangelzustände wie zu wenig Essen oder Schlaf
- Überforderung, zum Beispiel wegen zu viel Stress
- die Nicht-Erfüllung der eigenen Erwartungen
Damit wir weniger schimpfen, gilt es also erst einmal auf uns selbst zu achten: Ausreichend zu schlafen und zu essen, genügend Me-Time-Momente in den Alltag einzubauen und die eigenen Erwartungen zu überprüfen. Außerdem helfen diese Maßnahmen:
Weniger schimpfen geht so:
1. Die eigenen Worte weise wählen
Wir können nicht nicht kommunizieren. Auch wenn wir schweigen, ist das eine Form der Kommunikation. Oft reden wir aber auch drauf los, ohne dass wir unsere Worte zuvor abwägen. Das ist dennoch wichtig, denn Worte können verletzen – oder heilen. Gaigg und Syllaba empfehlen darum: Bedenke deine Worte genau, achte auf deinen Tonfall und drücke dich klar und deutlich aus. Gaigg sagt, ein authentisches und achtsames Gespräch mit ihren Kindern gebe ihr viel Energie: „Kinder haben unglaublich viel zu erzählen aus ihrer bunten, ehrlichen, fantasievollen und zauberhaften Welt!“
2. Heftige Gefühle rauslassen
Wir wissen: Wut, Trauer oder Angst gehen nicht einfach weg, wenn wir sie unterdrücken. Es ist darum wichtig, heftige Gefühle zuzulassen – und auch herauszulassen. Syllaba rät: Schreien, auf ein Kissen einschlagen oder Holzhacken helfen, wenn wir psychisch überfordert sind. Und das möglichst laut: „Wenn du auf ein Kissen eindrischst, mach ein Geräusch dazu – öffne die Kehle weit und lass das Gefühl, das in deinem Rumpf steckt, geräuschvoll heraus.“
3. Ruhe-Inseln schaffen
Ruhig bleiben in aufwühlenden Momenten ist nicht immer leicht. Die Mamabloggerin Gaigg hat aber einen guten Hinweis für alle, denen es schwerfällt: „Ich versuche das mit größtmöglicher Selbstfürsorge zu kompensieren und, wann immer es umsetzbar ist, eine Insel zu finden und diese auch zu nutzen.“ Diese Inseln können sein: Achtsamkeitsübungen, kleine Sporteinheiten, Digital Detox oder auch Wellbeing-Einheiten, wie Shiatsu und Massagen.
4. Weniger schimpfen? Verantwortung übernehmen
Kinder verstehen oft noch nicht, was sie falsch gemacht haben oder warum sie geschimpft werden. Umso wichtiger, dass Erwachsene die Verantwortung für die Auseinandersetzung übernehmen und Kindern als Vorbilder einen achtsamen Umgang mit ihren eigenen Gefühlen beibringen. Gaigg und Syllaba geben darum in ihrem Buch Tipps für konkrete Situationen mit Kindern. Das sind unter anderem folgende:
- Trödelt dein Kind morgens und dich macht das wahnsinnig: Ändere dein Zeitmanagement. Kinder können sich nicht beeilen!
- Reagiert dein Kind nicht auf deine Ansprache: Geh auf Augenhöhe zum Kind, berühre es eventuell an der Schulter und sprich es erneut an.
- Ist dein Kind wütend: Erlaube ihm dieses Gefühl und halte es aus.
BUCH | "Die Schimpf-Diät" von Linda Syllaba und Daniela Gaigg. In 7 Schritten zu einer gelassenen Eltern-Kind-Beziehung. Erschienen im Beltz Verlag.