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Jeder kann tanzen – auch du!

Vorweg: Solltest du zu der Gattung Mensch gehören, die sich mit der Ausrede „Ich kann nicht tanzen“ an den Bar-Tresen oder sonst wohin vertschüsst – diese Ausrede gilt nicht. Tanzen ist keine Frage von Können oder von Talent. Jeder Mensch kann tanzen. Und das ist sogar wissenschaftlich belegt, denn in unserem Gehirn sind die zuständigen Nervenzellen fürs Hören und die Bewegungssteuerung miteinander gekoppelt.

Den Beweis dafür erlebst du jeden Tag hundertfach: Geräusche aus der Umwelt werden direkt als Bewegungsimpulse in die Beine geschickt. Sie sorgen z.B. dafür, dass du instinktiv zur Seite springst oder losrennst, wenn’s wo knallt oder kracht.

Genauso aber bewegen wir uns – ob wir wollen oder nicht – zu Rhythmen oder Melodien. Schau dir einfach mal Babys an. Die beginnen instinktiv herumzuwackeln, sobald irgendwo Musik oder ein eingängiger Beat ertönt. Studien haben gezeigt, dass man starke Rhythmen sogar als minimale Muskelkontraktionen in den Armen und in den Beinen messen kann.

Und ja, auch gehörlose Menschen können tanzen, denn wir Menschen sind zusätzlich mit der Fähigkeit zur Imitation ausgestattet. Das heißt: Wenn wir jemanden beim Tanzen beobachten, sind dank der sogenannten Spiegelneuronen dieselben Hirnbereiche aktiv als wenn wir selbst tanzen würden. Und schwupps, schon beginnen die Füße zu trippeln und die Finger zu schnippen.

Deine Challenge:

Tanze einen Lieblingssong durch!

Denke dabei nicht groß nach! Bewege dich völlig frei und so, als ob dir niemand zuschauen würde (damit dem auch so ist, zieh einfach die Tür oder die Vorhänge zu). Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es geht darum, einfach herumzuwirbeln, die Musik zu spüren, den Kopf befreit nach hinten fallen zu lassen und die Arme in Richtung Leben auszubreiten. Tanze den vollen Song durch. Gerne auch zweimal. Oder dreimal.

Erledigt? Dann gratulieren wir, denn du hast gerade etwas ziemlich Großartiges für deinen Körper und für deinen Geist gemacht. Tanzen baut nicht nur sensationell schnell Stress ab (wir wetten, du fühlst dich nach dem Tanzen besser als vorher). Es stärkt auch deine Immunabwehr und mentale Gesundheit. All dieses Vorteile hat die deutsche Neurowissenschaftlerin Julia Christensen – eine leidenschaftliche Tangotänzerin – gemeinsam mit ihrem koreanischen Kollegen Dong-Seon Chang im Buch „Tanzen ist die beste Medizin“ zusammengefasst. Aber der Reihe nach.

Tanzbewegungen dienen keinem Zweck. Tanzen kommt vielmehr von innen.

Darum ist Tanzen so einzigartig (und wichtig!)

Schon mal drüber nachgedacht? Die meisten unserer Bewegungen sind zielgerichtet. Im Alltag geht’s von A nach B: Wir gehen in die Arbeit, zum Einkaufen, putzen die Wohnung. Auch unsere Sportbewegungen verfolgen ein bestimmtes Ziel: Wir wollen fit werden, Fett verbrennen, höher, schneller, weiter kommen. Tanzbewegungen hingegen dienen keinem Zweck (außer man ist Profitänzer oder plötzlich Kandidat in einer Fernseh-Tanzshow). Tanzen kommt vielmehr von innen. Es ist Ausdruck eines inneren Zustands. Und dass bereits unsere Vorfahren, die Urmenschen, getanzt haben und ihre harterworbenen Energiereserven mit Tanzen „verschwendeten“, zeigt nur, wie wichtig es für uns Menschen offenbar ist, unseren Emotionen auf diese Weise freien Lauf zu lassen.

Tanzen hält dein Gehirn länger fit

… und es kann Demenz und Parkinson vorbeugen. „Wenn wir tanzen, ist unser Gehirn mit drei komplexen Dingen gleichzeitig beschäftigt: mit Bewegung, Berührung und Musik“, weiß Julia Christensen. „Keine andere Beschäftigung aktiviert derart viele verschiedene Bereiche gleichzeitig.“ Kurz: Diese Vielschichtigkeit ist gut für die Neuroplastizität und du bleibst geistig länger fit.

Studien aus dem Jahr 2003 konnten auch zeigen: Tanzen schützt effektiv vor Demenz. Menschen in ihren 70ern und 80ern wurden über mehrere Jahre hinweg zu ihren Hobbys befragt. Im Vergleich zu Lesen, Kreuzworträtsel-Lösen, Kartenspielen und Musizieren reduzierte Tanzen die Gefahr, eine Demenz zu entwickeln, am deutlichsten – nämlich um 76 Prozent. Auch interessant: Die US-Neurowissenschaftler Madeleine Hackney und Gammon Earhart ließen in einer Studie Parkinson-Patienten Tanztrainings absolvieren und konnte merkliche Verbesserungen in punkto Gehdistanz, Schrittgröße und Gleichgewicht verzeichnen. Die Tango-Tänzer schnitten sogar besser ab als die Walzer-Gruppe.

Diejenigen, die in ihrer Freizeit tanzten, hatten ein deutlich reduziertes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Studie der Western Sydney Universität

Tanzen ist ein 7-in-1-Fitnesstraining

Es geht nicht nur um Ausdauer, Koordination und Balance. Durch regelmäßiges Tanzen kriegst du endlich auch die Sache mit dem starken Rücken und der guten Körperhaltung hin. „Beim Tanzen hält man sich aufrecht und kombiniert gleichzeitig unterschiedliche Bewegungen. Man dreht sich, mal steht man nur auf einem Bein oder lehnt sich in die Arme des Partners. Das schult die eigene Körperwahrnehmung“, so Julia Christensen. Oft sind auch Rückwärts-Schritte eingebaut, die wir sonst kaum ausführen und die helfen, die Aufmerksamkeit zu verbessern. Und klar, dein Herz-Kreislauf-System kommt in Schwung. Das zahlt sich langfristig aus: Eine Studie der Western Sydney University mit rund 48.000 Probanden über 40 Jahre konnte zeigen: Diejenigen, die in ihrer Freizeit tanzten, hatten ein deutlich reduziertes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Rückenprobleme lassen sich wegtanzen

Vor allem der Bauchtanz hat sich als besonders effektive Methode gegen Schmerzen im unteren Rücken erwiesen. Warum? Weil durch die speziellen Rumpfbewegungen wichtige Muskeln im Lendenwirbelbereich angesprochen werden, die man sonst kaum trainiert. Bei einem Bauchtanz-Reha-Programm der Universität von Zentral-Florida gaben die Teilnehmerinnen nach sechs Wochen deutlich weniger Schmerzempfindlichkeit zu Protokoll. Auch die Angst vor neuen Schmerzen (die wiederum zu Schonhaltung führt) war reduziert.

Tanzen Club

Tanz dich frei!

Shake it off! Unsere Autorin ist endlich wieder in die Tanzschuhe geschlüpft und hat die Nacht zum Tag gemacht. Müde ist sie trotzdem nicht. Weiterlesen...

Tanzen wirkt wie eine Glücks-Pille

Die koreanische Neurowissenschaftlerin Young-Ja Jeong verordnete 2005 Jugendlichen mit leichter Depression eine Tanztherapie. Ergebnis: Die Serotonin-Konzentration im Blut der tanzenden Studienteilnehmer:innen hatte sich nach 12 Wochen deutlich verbessert. Tanzen sorgt also für langanhaltende Glücksgefühle.

Tanzen macht dich empathischer und sozialer

Vor allem synchrone Bewegungen, wie man sie beim Gruppentanz oder in Gruppenchoreografien finden, sorgen für eine verstärkte Endorphin-Ausschüttung, was dich wiederum glücklicher und offener gegenüber anderen Menschen sein lässt.

Wir können in der Körpersprache eines Tanzenden Dinge „lesen“, die wir im normalen Gespräch nie herausfinden würden.

Tanzen hilft beim Lernen von Sprachen

Du lernst leichter Vokabeln, wenn du das Pauken mit einer Bewegung verknüpfst. Das fanden Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig heraus. Studierst du ein Wort mit Gesten ein, werden im Hirn zusätzlich die Regionen für dein Bewegungssystems aktiviert und du kannst das Gelernte am Ende leichter abrufen. Auch das Zuschauen beim Tanzen löst eine deutliche Aktivität im Sprachzentrum deines Gehirns aus. In anderen Worten: Die rhythmische Bewegung scheint für unser Gehirn eine Sprache zu sein.

Tanzen vermittelt geheime Botschaften

Vieles beim Tanzen ist instinktiver, als wir denken. Wir Menschen können offenbar in der Körpersprache eines Tanzenden Dinge „lesen“, die wir im normalen Gespräch nie herausfinden würden. Ein Forschergruppe der Universität Göttingen zeigte 200 Männern Videoclips mit Silhouetten tanzender Frauen. Die Frauen wurden während und nach ihrer fruchtbaren Phase gefilmt. Die Clips von den Frauen in ihrer fruchtbaren Phase wurden stets besser und wohlwollender bewertet als an den anderen Tagen. Es gibt sogar eine Studie, die zeigt, dass tanzende Stripperinnen in der Zeit vor dem Eisprung mehr Trinkgeld verdienen. Faszinierend, oder?

In Kooperation mit MyGroove

MyGroove ist eine App, die es ermöglicht, zusammen mit weltbekannten Artists Instrumente zu spielen und vom ersten Tag an mit ihnen gemeinsam in einer Band zu grooven. MyGroove setzt dabei den Fokus auf die 6 beliebtesten Band-Instrumente: Voice, Keys, Bass, Guitar, Drums und Percussion. In verschiedenen Songs wirst du Level für Level trainieren, erhältst Feedback und sammelst Punkte, um dich mit anderen zu messen.