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Wer durch eine Wiese spaziert, merkt schnell: Man wandelt durch eine Vielfalt, die es kaum anderswo auf dieser Welt gibt. Die Wiese ist ein ungezähmter Lebensraum für Tiere und Pflanzen, mit eigenen Gesetzen und dicht verwobenen Vorgängen. Vor allem aber ist die Wiese eine Wiege für unzählige Geheimnisse. Ein paar davon versuchen wir auf diesen Seiten zu lüften.

Wiesen sind „hausgemacht“

Beginnen wir mit der Frage: Was macht die Wiese eigentlich zur Wiese? Sind es die wuchernden Pflanzen, die grasende Tiere nähren? Liegt es an der üppigen Blütenpracht? Oder doch am großen Krabbeln und Flattern?

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Die Antwort lautet: Es ist all das – und noch viel mehr. Prinzipiell gelten als Wiesen alle Grünflächen, auf denen keine Bäume oder Sträucher wachsen. Sie sind in den vergangenen Jahrhunderten überwiegend durch uns Menschen entstanden – durch die landwirtschaftliche Nutzung ehemals bewaldeter Gebiete – und somit großteils künstliche Lebensräume. Der Unterschied zwischen Wiese und Weide ist, dass bei der Wiese das Futter (durch Mahd) zum Tier kommt, bei der Weide das Tier (durch Beweidung) zum Futter.

  • Für beide gilt aber: Liegt die Grünfläche brach, wird sie irgendwann wieder zu Wald. Es gibt auch natürliche Wiesen, allerdings sind diese selten und entstehen nur dort, wo der Boden zu trocken, zu feucht oder zu salzhaltig für Gehölz ist.

Das Faszinierende an Wiesen ist: Keine ist wie die andere.

Mähen und Düngen

Das Faszinierende an Wiesen ist: Keine ist wie die andere. Ihr Aussehen und ihre Artenvielfalt sind geprägt von Höhenlage, Feuchtigkeit, Klima etc. Das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal ist laut Alexander Mrkvicka vom Landschaftspflegeverein aber die Art der Bewirtschaftung.

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„Diese ist intensiv oder extensiv. Bei Ersterer wird die Wiese oft und stark als ‚Ackerland‘ für Futtermittel genutzt, mit dem Ziel, durch den hohen Einsatz von Technik und Energie, die Erträge zu maximieren. Im Gegensatz dazu kommt eine extensive Bewirtschaftung mit wenigen Eingriffen aus. Dabei werden die Wiesen kaum gedüngt, nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht, und aus dem Gras wird Heu gemacht. Dieser schonende Umgang bewahrt die Artenvielfalt.“

Illustration rote und grüne Blumenwiesen
Je nach Jahreszeit erblüht die Wiese in anderen Farben.

Pauline Wernig

Apropos Artenvielfalt: Je bunter das Treiben, desto bunter auch die Wiese, und je nach Jahreszeit lassen sich die unterschiedlichsten Farben wahrnehmen. Bevor sie von dem Gewöhnlichen Hornklee oder dem Hahnenfuß in sattes Gelb getaucht wird, sorgen Frühblüher wie Schlüsselblume und Huflattich für erste zitronenfarbene Tupfer.

Es folgt ein Zwischenspiel in Blauviolett vom Wiesenschaumkraut – dann explodieren die Farben endgültig: ein aufregendes Durcheinander von Gelb (Pippau, Bocksbart), Blau (Storchschnabel, Salbei, Glockenblume) und Weiß (Schafgarbe, Margerite), unterbrochen von roten Farbklecksen (Lichtnelke, Klee), dazwischen das saftige Grün des Grases. Mit der Mahd im Juni ist mit der Pracht dann aber erst einmal Schluss.

Bodengeheimnisse entschlüsseln

Damit wir diesen Farbrausch auf der Blumenwiese erleben können, braucht es neben einer schonenden Bewirtschaftung aber auch den richtigen Boden, der das Bild der Wiese maßgeblich mitprägt. Und wer einmal weiß, wonach er Ausschau halten muss, wird sich bald vorkommen, als hätte er den Röntgenblick in Sachen Erdreich:

  • Magerwiesen etwa, so heißen die oben beschriebenen sanft bewirtschafteten Grünflächen, wachsen auf nährstoffarmen Kalk- und Sandböden, die vor allem wenig Stickstoff enthalten. Stark gedüngte und häufig gemähte Wiesen für die Futtermittelproduktion, sogenannte Intensivwiesen, entstehen hingegen auf mineral- und nährstoffreichen Böden. Die viele Gülle lässt schnell wachsende Pflanzen wie den Löwenzahn gedeihen, der wiederum andere Gewächse weitgehend verdrängt.

  • In Bachtälern oder in der Nähe von Flüssen und Seen finden wir Feuchtwiesen, auf deren nassen Böden sich Gräser, Binsen, Seggen und andere krautige Pflanzen besonders wohlfühlen.

  • Die Fettwiese entsteht auf nährstoffreichen und davor anders genutzten Flächen.

  • Und dann ist da natürlich auch noch die Streuobstwiese mit ihren vielen Obstbäumen unterschiedlichster Sorten und Arten – ein Schlaraffenland für Tiere.

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