6 Akrobatik-Übungen mit Kindern für mehr Achtsamkeit
Pyramide, Surferin, Mauer oder Staubsauger – aus Menschen gemacht: Sieht nicht nur aufregend aus und macht Spaß, sondern stärkt auch Körper und Psyche. Und: Es geht viel leichter als gedacht.
Gemeinschaft ganz neu erleben, einander vertrauensvoll näherkommen, einen achtsamen Umgang miteinander entdecken, geschickter werden, dabei Muskulatur und Konzentration stärken: „Wenn man sich auf akrobatische Übungen einlässt, so kann das eine tiefgehende Selbst- und Beziehungserfahrung sein“, sagt die Zirkuspädagogin Ruth Schleicher. Warum das so ist, erklärt die künstlerische Leiterin des Circus KAOS und Lehrgangsleiterin der Zirkusakademie Wien in wenigen Sätzen: „Man lernt dabei vor allem, die Möglichkeiten und Grenzen der anderen wahrzunehmen. Die Technik ist nicht so wichtig, wie mit den anderen auf Augenhöhe und empathisch zusammenzuarbeiten.“
Man lernt dabei vor allem, die Möglichkeiten und Grenzen der anderen wahrzunehmen.
Zirkuspädagogin Ruth Schleicher
Dabei gibt es nicht nur viel zu lernen, sondern auch viel zu lachen. „Das Schönste ist, dass es kein Gut oder Schlecht gibt“, sagt Ruth Schleicher, „ein völlig moralbefreites Miteinander ohne Wertung wird möglich – ohne Zensur. Wenn die Akrobatik-Übungen dann gelingen, werden auch noch jede Menge Glückshormone ausgeschüttet.“ Das ist einer der Gründe, weshalb die Zirkuspädagogin auch Paaren die Körperkunststückchen ans Herz legt: „Partner entdecken einander auf eine völlig neue Art. Der Körper wird neu erlebt, Achtsamkeit und Vertrauen auf eine neue Ebene gestellt.“ Auch Familien profitieren: Kinder machen die Erfahrung, dass ihre Rolle bei diesen Übungen ebenso wichtig ist wie die der Eltern, hat Ruth Schleicher beobachtet. „ Das gibt Selbstvertrauen und der Zusammenhalt wird gestärkt – mit den eigenen Körpern gemeinsam etwas zu schaffen ist für alle eine unvergleichliche Erfahrung.“
Partner entdecken einander auf eine völlig neue Art. Der Körper wird neu erlebt, Achtsamkeit und Vertrauen auf eine neue Ebene gestellt.
Zirkuspädagogin Ruth Schleicher
Felix und Yvonne haben mit ihren Kindern Emilian, 7, Matthäus, 5, und Alva, 3, alle Übungen für uns ausprobiert. Der Sechste im Team:
Elias, 19, aus Frankreich, der als Au-pair seinen Sommer in Wien verbringt.
6 Akrobatik-Übungen mit Kindern
Pyramiden-Gruppe
Mehrere Pyramidenbauer stellen sich bei diesem Akrobatikklassiker nebeneinander in der Bankstellung auf (auf allen vieren). Eine zweite Gruppe von Personen stellt sich jeweils zwischen deren Beine und stützt ihre Hände jeweils auf die Schulter der linken und rechten Person in Bankstellung. Eine weitere Gruppe stellt sich zwischen die stehenden Personen, platziert ihre Hände auf die Schultern der links und rechts stehenden Person und steigt auf die Hüfte der vor ihnen in der Bankstellung knienden Person. Pyramide fertig!
Kletter-Mast
Einer klettert um den anderen herum, und das, ohne den Boden zu berühren. Die erste Person steht in der Grätsche, die andere muss um deren Mitte herumkraxeln und kann sich dabei nur auf die abgewinkelten Beine, Arme und den Rumpf stützen. Ideal für Paare oder auch Eltern mit Kindern.
Menschenmauerwerk
Eine der lustigsten Akrobatik-Übungen ist der Mauerbau: Es begibt sich die erste Person in die Bankstellung, die zweite Person stellt sich vor die erste. Sie blickt auf deren Kopf hinunter und stützt ihre Hände auf deren Schultern. Die dritte Person stützt nun die Hände auf die Schultern der zweiten Person und steigt auf die Hüfte der ersten Person. Dadurch entsteht ein „Menschenmauerwerk“. Achtung: beim Absteigen langsam von den Hüften heruntersteigen und nicht springen!
Staubsauger
Bei dieser Übung begibt sich die erste Person in die Bankstellung, die zweite Person platziert ihre Hände auf die Hüften der ersten Person. Beide schauen in die gleiche Richtung. Die dritte Person stellt sich hinter die zweite und hebt diese an den Knien hoch. Wichtig: Der zweite Teilnehmer spannt den gesamten Körper an. Die dritte Person steht nun zwischen den Beinen der zweiten und hält sie wie ein Brett hoch.
Dreier-Zug
Drei Personen stellen sich nebeneinander auf, wobei die Füße dicht nebeneinander stehen müssen. Die Person in der Mitte bleibt gerade stehen. Die links und rechts außen Stehenden lehnen sich mittels Akrobatikgriff nach außen von der in der Mitte stehenden Person weg. Dabei ist es wichtig, dass diese sich wie ein Brett anspannen und gleichzeitig nach außen lehnen, damit das Gleichgewicht gewahrt werden kann. Guter Halt ist gefragt ...
Verkehrte Bankstellung übereinander
Der erste Probeakrobat begibt sich in die umgekehrte Bankstellung: Kopf und Bauch schauen nach oben, Hüften sind nach oben gedrückt. Die zweite Person stellt sich in einer Grätsche etwa auf Bauchhöhe über die erste Person und kann sich so rückwärts auf deren Schultern stützen. Nun die Füße auf den Oberschenkeln der unteren Person platzieren und die umgekehrte Bankstellung direkt auf dem Untermann oder der Unterfrau einnehmen.
Surfer
Der erste Surfer begibt sich in die Bankstellung. Der zweite steigt ihm seitlich vorsichtig auf die Hüften und zwischen die Schulter- blätter und richtet sich auf. Nun entsteht das Bild von Surfer und Surfbrett. Auf zum Partnersurfen!
STYLING: Ale Elsbacher/Monika Leuthner; LOCATION: Seebad Steinbrunn