In Partnerschaft mit

Eigentlich ist es ganz einfach: Erziehung heißt in Beziehung treten mit dem Kind. Und manchmal ist nichts schwerer als das. Denn das heißt: In den Dialog zu gehen. Wieder und wieder. Das kostet Zeit, manchmal Nerven – ehrlich gesagt sogar ziemlich oft. Gewalt, Strafen und blinder Gehorsam haben in der modernen Erziehung nichts mehr zu suchen. Vielmehr geht es um Ermutigung (statt Erniedrigung), Respekt und Wertschätzung (statt Missachtung, Demütigung und Geschrei).

Eigentlich ist Erziehen ein großes Live-Experiment. Geben wir also unser Bestes. Schließlich erziehen wir unsere Kinder durch unser Verhalten und nicht mehr durch starre, allgemein gültige Konzepte wie noch unsere Eltern und Großeltern.

Auf die innere Stimme hören

Was wir für unsere Kinder wollen? Sie sollen seelisch und sozial gesund durchs Leben gehen. Nun kommt jedes Kind ganz individuell auf die Welt, und daher ist auch die Erziehung nicht bei jedem Kind gleich. Sogar unter Geschwistern nicht. Beim Erziehen helfen kann unsere innere Stimme, die spürt: Was ist für genau dieses Kind angemessen? Wie verhält es sich wann? Was braucht mein Kind dann? Das lernen Eltern Schritt für Schritt, wenn sie ihr Kind von Beginn an achtsam begleiten und beobachten. Die eigene innere Stimme kann ein guter Seismograf dafür sein, um miteinander in Beziehung zu treten.

Anzeige
Anzeige

Erziehung: Rituale, um in den Dialog zu treten

Wie hält man den Dialog aufrecht? Rituale sind dabei eine gute Unterstützung. Etwa jenes, jeden Abend in Bett oder am Sofa mit dem Kind ins Plaudern zu kommen – und nach ihren Erlebnissen zu fragen. Hilfreich sind ganz konkrete Fragen, etwa: „Was war das Lustigste, das du heute erlebt hast?“ oder „Was hat dich heute geärgert?“. „Was ist nicht so gut gelaufen?“ usw. Haben die Kleinen von sich erzählt, sind die Eltern dran – und berichten ebenfalls von ihrem Tag. Denn Dialog, das heißt Austausch in beide Richtungen. Und nicht bloßes Abfragen a la „Na, wie war dein Tag?“

Autorität aufbauen (ohne Gewalt)

Wenn es um Kindererziehung geht, kommt er früher oder später, der Sager mit den Grenzen. Und den Regeln. Der dänische Familientherapeut hatte dazu eine klare Meinung: „Es ist ein populäres Missverständnis, dass Kinder Grenzen brauchen. Es sind vielmehr die Eltern, die zeigen müssen, wo ihre eigenen Grenzen liegen.“ Ja, und was ist mit Regeln? Juul, der mittlerweile verstorben ist, würde sagen: Nein. Für ihn waren Regeln „eine sehr primitive Art der Führung.“ Okay, es brauche zwar ein paar Grundregeln, die jede Familie ganz individuell definiere, um gut miteinander leben zu können. Aber: „Regeln als Problemlösung oder Problemvorbeugung funktionieren nicht.“, war Juul überzeugt. Weil Regeln (inklusive Verbote und Sanktionen) das Gegenteil von Dialog sind. Regeln lassen sich nur mit Gewalt durchsetzen.

Anzeige
Anzeige

Was aber tun, wenn das Kind zu viel an der Spielekonsole zockt? Oder heimlich Süßigkeiten isst? Dann geht es im Dialog nicht darum, ewig zu diskutieren oder zu verhandeln. Es geht um die Positionierung: Eltern erläutern ihrem Kind ihre Gründe und ihre Ängste. Sie hören im Gegenzug zu, wenn das Kind seine Bedürfnisse äußert. Und nehmen diese ernst. Danach entscheiden sie. So können sich Eltern eine persönliche Autorität aufbauen – ohne Gewalt. Sie sind, in den Worten Juuls, „Leuchttürme“ fürs Kind. Und zeigen ihm, wo die elterlichen Grenzen liegen.

Familienrat: Alle sind gleich

In einer Familie ist es schwierig, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Oft ist es auch gar nicht möglich, dass jeder mit dieser oder jeder Vorgangsweise oder Entscheidung zufrieden ist. Ein guter Ort, um regelmäßig in den Dialog zu treten, ist ein wöchentlicher Familienrat. Hier kann jeder den anderen sagen, wie es ihm geht. Was ihm an den anderen gut gefallen hat in der vergangenen Woche. Es können Konflikte besprochen und gemeinsam gelöst werden. Eine Familie kann den nächsten Urlaub planen und darüber abstimmen. Vielleicht wird gemeinsam über Kinderwitze gelacht? Auch die Jüngsten können schon am Familienrat teilnehmen. Selbst wenn sie noch nicht mitdiskutieren können, spüren sie: Hier hört man einander zu. Hier redet man auf Augenhöhe miteinander.