5 Ideen, die jede Mahlzeit gesünder machen
Und sie haben gar nichts mit Kalorien oder Vitaminen zu tun.
Jeder denkt sofort bei einer gesunden Mahlzeit an viele Karotten, Gurken, Tomaten, Zucchini und Co – doch eigentlich fängt ein gesundes Essen ganz woanders an:
. Dem Mahl mehr Zeit geben
Tischgebete gab es in jedem Zeitalter und quer durch alle Weltreligionen. Sie hatten durchaus praktischen Sinn: Wer sich nicht gleich auf die heiße Suppe stürzt, sondern gemeinsam ein paar Momente innehält, verbrennt sich nicht so leicht die Lippen ...
Darüber hinaus erhöht ein Tischgebet unsere Aufmerksamkeit. Es hält der Schnelllebigkeit ein Stoppschild vor: Anstatt sofort loszulöffeln, warten wir, bis alle versammelt sind. Was übrigens auch konfessionslos wunderbar klappt: Zwei, drei tiefe, entspannende Atemzüge vor dem Essen helfen, bewusst in den gegenwärtigen Moment zu kommen. „Bei sich einchecken“, nennt es die Expertin.
Apropos: Dass wir einander „Mahlzeit“ wünschen, ist nichts anderes als die kürzeste Form eines Tischgebets. Ursprünglich hieß es „gesegnete Mahlzeit“.
. Essen wie ein Anfänger
Wie fühlt sich diese Erbse auf der Zunge an? Was passiert, wenn ein Stückchen Schokolade im Mund schmilzt? Welche Bewegungen machen meine Zähne? Kitzelt mich diese Chilinote in der Nase? Wer mit allen fünf Sinnen seine Mahlzeit genießt, wird nicht nur körperlich satt, er wird auch glücklich, weil er die Sehnsucht jedes Sinnesorgans befriedigt – und verspürt dadurch nicht so rasch das Bedürfnis nach hochkalorischem Energienachschub. Aus dem Zen-Buddhismus kennen wir den Begriff „Anfängergeist“: eine neugierige, offene, liebevolle und annehmende Haltung.
Nicht jede gesunde Mahlzeit ist eine originelle Geschmacksexplosion. Gelingt es uns aber, Tante Ernas Linseneintopf mit Anfängergeist gegenüberzutreten, können wir täglich neue Erfahrungen beim Essen machen.
. Dankbarkeit ist das beste Gewürz
Katja Sterzenbach, Coach und Autorin, kennt einen einfachen Trick für Glücksmomente bei Tisch: Verschicke Dankbarkeit. Also in Gedanken. (Sie laut auszusprechen erntet vielleicht komische Blicke ...)
Danke an den Bäcker, der dieses Weckerl gebacken hat. Danke an denjenigen, der das Rezept erfunden hat. Danke an mich selbst, dass ich es mir erlaube, diesen sinnlichen Genuss erleben zu dürfen. Und natürlich: Danke an den Koch oder die Köchin für die liebevolle Zubereitung. Letztgenanntes kann man übrigens doch laut aussprechen. Schadet nicht.
Essen und Dankbarkeit verbindet eine lange Tradition (Stichwort Erntedankfest). Gerade deshalb bietet sich uns eine gute Gelegenheit, unseren Dank für Alltägliches wiederzuentdecken und von neuem zu spüren.
. Auch Magazine sind keine guten Beilagen
Gegen das Handy zu wettern ist mittlerweile derart Mainstream, dass es uns beinahe selbst langweilt. Berechtigt ist es dennoch. Studien belegen nämlich, dass wir „schlechter“ essen, wenn wir dabei durch Smartphone und Co abgelenkt sind. Die Ablenkung führt einerseits zu schlampigem Kauen und schadet so der Verdauung, andererseits verpassen wir ihretwegen unsere natürliche Sättigungsgrenze. Wir essen mehr, als wir müssten, und oftmals mehr, als uns guttut.
Missetäter ist jedoch nicht nur das Telefon. Auch Fernsehen, Radio und – wir sagen es ungern – Magazine sind als Beilagen ungeeignet.
. Wie man eine gesunde Mahlzeit zum Konzert macht
Für Fortgeschrittene: Der buddhistische Mönch Ajahn Brahm geht in seinem Buch „Die Kuh, die weinte“ noch einen Schritt weiter und empfiehlt, insbesondere in teuren Restaurants Mahlzeiten schweigend zu sich zu nehmen, um dadurch den Kunstwerken auf dem Teller die höchstmögliche Aufmerksamkeit zu schenken. „Wer käme auf die Idee, beim Konzert eines bedeutenden Orchesters ins Plaudern zu verfallen? Jegliches Geplapper würde Ihre Freude an der herrlichen Musik vermindern“, schreibt Brahm und wundert sich: „Warum müssen die Leute unbedingt miteinander reden, wenn sie zum Essen ausgehen?“
In mittelmäßigen Restaurants könne es mitunter eine gute Idee sein, sich von ebenso mittelmäßigen Speisen abzulenken. Aber bei einer vorzüglichen Mahlzeit? Erst wenn wir lernen, in aller Stille zu genießen, schreibt Brahm, finden wir „Entzücken am Leben in seiner ganzen Fülle“ und kommen „im Fünf-Sterne-Restaurant namens Leben endlich auf unsere Kosten“.
Der Ansatz mag dem einen oder anderen zu extrem sein. Letztlich stellt ja auch ein gemütlicher Plausch mit der Familie einen (oftmals raren) Wert dar. Milojevic empfiehlt zu „switchen“: zwischendurch das Besteck wegzulegen und sich auf das Gespräch einzulassen – aber wenn man dann wieder einen Bissen nimmt, ganz bei sich zu sein.
Und es kommt natürlich auch auf die Art der Tischgespräche an: Kontostand, politische Weltlage oder der Zwist mit der Schwägerin – kurz, alles, was für die Seele schwer verdaulich ist, ist es für unseren Magen nicht minder. Der Küchenchef empfiehlt: Auf den Tisch kommt, was glücklich macht – das gilt für Karamellpudding und Gesprächsstoff gleichermaßen.