In 8 Schritten zu mehr Klarheit
Sehnen wir uns nicht alle nach einem Zustand von Harmonie zwischen Körper und Geist? Aufmerksamkeits-Coach Daniela Razocher weiß, wie Blockaden gelöst werden können und stimmiges Handeln leichtfällt.
Nach meinem Verständnis von Embodiment als dem Zusammenspiel von Körper und Geist ist Klarheit kein Zustand des Verstandes alleine, sondern ein Ganzkörperzustand, ein Seinszustand.
Wenn Klarheit gegeben ist, kommt das Handeln ganz von alleine.
Klarheit bedeutet für mich Einklang zwischen meinem Denken, meinem emotionalen Zustand und meinem körperlichen Bewusstsein. Wenn diese Klarheit gegeben ist, kommt das Handeln – sofern es notwendig ist – ganz von alleine. Weil es keine Blockaden gibt, die dich hindern würden, deinem natürlichen Impuls zu folgen.
Klarheit ist Leichtigkeit
Das heißt, Klarheit äußert sich für mich im Alltag, wenn mein Tun mit Leichtigkeit einhergeht. Kommt Schwere oder Müdigkeit auf, kann das für mich ein Indikator sein, dass ich an einer Stelle unklar war und z.B. zu schnell ja gesagt habe. Oder ich habe keine Prioritäten gesetzt und mir zu viele Projekte umgehängt.
Dieser Prozess hilft mir, in acht Schritten zu mehr Klarheit zu kommen:
1. Die Bereitschaft hinzuschauen
Alles beginnt mit der Einsicht, dass ich mir eine Situation in meinem Leben genau anschauen möchte. Um mehr Klarheit in eine Situation zu bringen, bedarf es der Bereitschaft hinzuschauen und hinzuspüren. Klarheit kann nur entstehen, wenn ich ehrlich mit mir selbst bin. Ich muss die Situation nicht akzeptieren, aber sie annehmen als meine Realität. Beispiel: Ich bin unzufrieden in der Arbeit, weil ich mich nicht ausgelastet fühle.
Klarheit kann nur entstehen, wenn ich ehrlich mit mir selbst bin. Ich muss die Situation nicht akzeptieren, aber sie annehmen als meine Realität.
2. Status-quo-Analyse
Aufschreiben, was alles zur aktuellen Situation gehört. Ungefiltert und ohne Regeln. Ich schnappe mir ein Blatt Papier und schreib drauflos. Ich mache das meist in Form einer Mindmap und clustere rund um mein Thema alle relevanten Aspekte, die mir dazu einfallen. Das Schreiben hilft der Seele, weil es einerseits eine Möglichkeit ist, meinen Kopf zu leeren, wenn die Gedanken dauerhaft um ein Thema kreisen, ich aber trotz vielen Grübelns nicht vorankomme. Zum anderen ist es eine physische Praxis, die u.a. auch emotionale Balance bringen kann. Ich schreibe mir mein Chaos von der Seele sozusagen.
Das Schreiben ist eine physische Praxis, die emotionale Balance bringen kann
3. Das Chaos sortieren
Im nächsten Schritt sortiere ich das Chaos bzw. meine Dilemma-Situation nach den folgenden Kategorien:
- Allgemeine Beschreibung der Situation
- Denken/Glaubenssätze/Mindset
- Emotionen
- Körperliche Wahrnehmung
Hier verwende ich meistens auch eine Körpersilhouette und ordne die Ebenen den Körperbereichen zu. Das gibt mir ein Bild, wie meine Aufmerksamkeit und meine Energie verteilt sind.
4. Ungleichgewicht identifizieren
Das Sortieren meiner Befindlichkeit zeigt möglicherweise, wo ein Ungleichgewicht herrscht. Bin ich primär emotional bei dem Thema? Oder bin ich sehr verkopft und mache mir Sorgen? Oder äußern sich meine Umstände in körperlichen Symptomen und Unwohlsein?
Bin ich primär emotional bei dem Thema? Oder bin ich sehr verkopft und mache mir Sorgen?
5. Prioritäten setzen
Wo ist meine Aufmerksamkeit gefangen? Von allen Dingen, die ich aufgeschrieben habe und die meine Situation beeinflussen, sind es meistens ein, zwei Punkte, die mich am meisten beschäftigen. Diese Themen oder Körperbereiche sind die Schatztruhen an festgehaltener Energie, die ich anzapfen will, um zu mehr Klarheit zu gelangen. Da, wo meine Aufmerksamkeit hingeht, ist auch gleichzeitig der Bereich, wo ich am einfachsten ansetzen kann, um etwas bewusst zu verändern.
Wo ist meine Aufmerksamkeit gefangen?
6. In mich hineinspüren
Die magische Zutat, ohne die bei mir nichts geht: Was hat der Prozess bisher in meinem Körper aufgeweckt? Welche Empfindungen spüre ich gerade im Körper? Welche Qualitäten nehme ich wahr? Enge, Spannung, Weite, Leichtigkeit, Schwere, Stille, Gedankenlärm etc.? Das physische Erleben ist der schnellste Weg zu Veränderung und Transformation. Ich will keine Lösung erzwingen. Das Chaos darf sein. Ich lasse mal alles da sein. Es gilt das „Und“ als Prinzip, kein „Oder“ und auch kein „Wenn“.
Beispiel: Ich bin dankbar für meinen sicheren Job. UND ich bin frustriert, weil ich mich nicht ausgelastet fühle. UND ich fühle mich undankbar.
Welche Empfindungen spüre ich gerade im Körper? Welche Qualitäten nehme ich wahr?
7. Loslassen
Habe ich bei Schritt 6 bemerkt, dass an manchen Stellen im Körper etwas blockiert, eng oder angespannt ist, lasse ich diese Bereiche los. Das geht natürlich am besten mit ausreichend Atmen. Der Körper braucht für diesen Schritt frische Energie.
Ich suche über Bewegung einen neuen Zustand, der sich gut oder zumindest okay anfühlt.
Fällt mir das Loslassen schwer oder geht es nicht, gibt es eine Alternative. Ich spüre die Blockade und bewege mich raus. Mit kleinen Bewegungen suche ich mir neue Freiheit und schaffe mir innerlich Platz. Ich suche über Bewegung einen neuen Zustand, der sich gut oder zumindest okay anfühlt.
Wichtig hier ist auch, jeder Emotion und jeder Stimmung Raum zu geben und sie nicht festzuhalten. Meine Erfahrung ist, dass Klarheit sich nur einstellt, nachdem ich eine emotionale Welle zugelassen habe. Sie hilft mir dabei zu spüren in welche Richtung – das ist ganz physisch und metaphorisch gemeint – ich mich bewegen mag.
Meine Erfahrung ist, dass Klarheit sich nur einstellt, nachdem ich eine emotionale Welle zugelassen habe.
8. Check-in
Nach dem Hinausbewegen aus meinem reaktiven Zustand, wenn ich gut bei mir bin, hole ich mir das Thema, mit dem ich mich beschäftige, wieder vor Augen. Und ich schaue, wie ich mich jetzt auf die Situation beziehe. Wenn ich mich anders fühle, ist dann die Situation für mich anders? Wenn mein Kopf, mein Gefühl und mein Körper mehr im Einklang sind, habe ich mehr Klarheit in Bezug auf die Situation?
Wenn mein Kopf, mein Gefühl und mein Körper mehr im Einklang sind, habe ich mehr Klarheit in Bezug auf die Situation?
Den Körper für Klarheit sensibilisieren
Manchmal stellt sich die Klarheit nach so diesem Prozess ein. Manchmal nicht. Manchmal ist das Thema größer oder ich brauche mehr Zeit. In jedem Fall habe ich aktiv an meinem Ziel, mehr Klarheit zu spüren, gearbeitet. Ich trainiere zu erkennen, wie sich Klarheit im Körper anspürt.
Ob das auch für dich funktioniert? Am besten einfach mal ausprobieren!