Wie wir durch Stille zu Klarheit gelangen
Innehalten, zur Ruhe kommen, in sich hineinspüren – bewusst Stille in dein Leben zu lassen, kann sehr heilsam sein.
Die Stille ist in unserer lauten Welt ein seltener Zustand geworden. Umso mehr wird sie oft herbeigesehnt. Wenn sie da ist, wirkt sie dann manchmal doch bedrückend. Warum es sich dennoch lohnt, dranzubleiben, kannst du hier lesen.
Stopp. Bevor du weiterliest, lade ich dich zu folgender kurzen Übung ein:
- Spüre, in welcher Position sich dein Körper jetzt gerade befindet.
- Spüre die Kontaktpunkte zum Boden bzw. zur Sitzunterlage.
- Gibt es Körperstellen, die unnötig angespannt sind? Kannst du sie entspannen?
- Beobachte deinen Atem, wie er ganz von selbst sanft in und aus deinem Körper strömt.
- Bleib ganz still und lausche, was um dich herum oder in dir vorgeht. Nimm dir dafür fünf bis zehn Atemzüge Zeit.
Die Stille ist sehr heilsam für Körper und Geist.
Wie ist es dir dabei ergangen? Ist es ein Gefühl von: „Oh, was für eine Wohltat!“ Oder: „Das halte ich nicht aus. Da werde ich nur noch unruhiger und zappeliger.“ Mir geht es dabei mal so und mal so, je nach Tagesverfassung und Lebenssituation. Und auch wenn sich still zu werden manchmal unbehaglich anfühlt, bleibe ich regelmäßig dran. Denn die Stille ist sehr heilsam für Körper und Geist.
Stille befreit uns von Stress und macht glücklich
Da ein Anruf, dort ein Mail, auf zum nächsten Termin, schnell noch den Einkauf erledigen – wir befinden uns stets in Alarmbereitschaft. Unser Körper schüttet ohne Pause Stresshormone aus und läuft dauernd auf Hochtouren. Das ist für Körper und Geist sehr belastend.
Wenn wir ihn lange genug mit dieser Anstrengung herausfordern, wird unser Immunsystem geschwächt. Psychische und physische Erkrankungen wie Verdauungsstörungen, Migräne, Rückenschmerzen, Depressionen, Herzinfarkt usw. stellen sich ein.
Wenn wir still werden, sinkt der Stresshormonpegel.
Unser Körper darf aus der Alarmbereitschaft in den Erholungsmodus. Zeit zum Entspannen, zum Durchatmen.
Verschiedene Studien haben ergeben, dass durch regelmäßige Meditationspraxis das Level des körpereigenen Hormons Serotonin angehoben wird. Serotonin hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden. Es gibt uns das Gefühl der Gelassenheit, der inneren Ruhe und Zufriedenheit. Allgemein wird es auch als das „Glückshormon“ bezeichnet.
Stille erhöht die Konzentration und Kreativität
Was braucht eine Topfpflanze, damit sie wachsen kann? Wasser. Und was passiert, wenn wir ständig Wasser in ihren Topf gießen? Irgendwann geht er über. Um die Pflanze vor dem Ertrinken zu retten bzw. damit sie sich in voller Pracht entfalten kann, pausieren wir mit dem Gießen.
Genau so verhält es sich mit unserem Geist. Wenn er ständig mit Informationen und Reizen gefüttert wird, kommt es zum Overload. Unser Kopf ist voll. Wir können uns nur schwer konzentrieren oder uns Dinge merken. Wenn wir still werden, kann der Geist all das Aufgenommene verarbeiten und sickern lassen. Es entsteht wieder Raum für Neues und der eine oder andere Geistesblitz darf sich entfalten.
Stille bringt Klarheit
Durch den Lärm und Reize von außen werden wir abgelenkt und verlieren den Kontakt zu uns selbst. Wir stehen „neben uns“. Der Gedankensturm nimmt uns die „Sicht“. Uns fehlt der Durchblick. Es fällt uns schwer, Entscheidungen zu treffen.
In der Stille nehmen wir unseren Körper wieder wahr. Wir spüren uns.
Und wir nehmen uns Zeit, den Gedanken freien Lauf zu lassen. Nach innen zu lauschen. Dabei merken wir erst, wie laut es in unserem Kopf ist. Das ist ganz normal und darf sein.
Wenn wir den Gedankenstrom einfach fließen lassen, ohne ihn zu steuern oder festhalten zu wollen, wird er immer ruhiger. Und irgendwann wird er zu einem glasklaren, spiegelglatten See. Wir erkennen die wahre Natur unserer Herausforderungen. Wir finden heraus, wer wir sind, was wir wollen und was wir verändern können. Alles wird klar für unsere nächsten Schritte.