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Die jährlich empfohlene, kostenlose Vorsorgeuntersuchung ist überraschend gut überstanden, weiter geht die „Operation Gesundheit“ mit der Schilddrüsensonographie (mein kleiner Knoten verhält sich unauffällig, yippieh!) und dem Lungenfunktionstest (trotz ein paar Zigaretten hie und da passt alles super). Und dann steht sie kurz bevor: meine allererste Mammografie. Ich erzähle meiner Mutter am Telefon davon – zuerst Stille, dann ein entgeistertes: „Wie, dein erstes Mal? Ja sag einmal, was hast du den bisher für die Brustkrebs-Prophylaxe gemacht?“ Wie meint sie das? Und warum kommt so eine Ansage ausgerechnet von einer 73-jährigen Frau, die in der Corona-Hochphase den gesamten Clan um sich scharren wollte, weil „so ein Sch***-Virus sie sicher nicht in die Knie zwingen wird“.

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Naja, also, ich gehe regelmäßig zur Frauenärztin

Sie tastet meine Brust ab, und selbst mach ich das auch immer wieder. Das reicht doch, zumindest noch. Nein, findet meine Mutter, ich will’s genau wissen. Auf der Webseite der Österreichischen Krebshilfe erfahre ich: „Das Abtasten (…) dient dem Brustbewusstsein, ist aber keine Früherkennungsmaßnahme für Brustkrebs.“ So hab ich das noch gar nie betrachtet, das macht Sinn: Ist ein Knoten nämlich schon so groß, dass er ertastet werden kann, ist es ja bereits fünf vor Zwölf – zwanzig vor wäre aber deutlich besser. Ziel ist also, es mithilfe der Mammografie (sie arbeitet mit Röntgenstrahlen, die bereits kleinste Tumore erkennen) gar nicht so weit kommen zu lassen. Deshalb die Empfehlung für Frauen ab 40: alle zwei Jahre zum Check, es braucht keine Überweisung! Toll, zwei dieser Vorsorge-Termine hab ich bereits verschlafen, jetzt sollte ich mich ranhalten.

So hab ich das noch gar nie betrachtet, das macht Sinn: Ist ein Knoten nämlich schon so groß, dass er ertastet werden kann, ist es ja bereits fünf vor Zwölf – zwanzig vor wäre aber deutlich besser.

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Das Prozedere ist dank des in Österreich etablierten Früherkennungsprogramms simpel. Ich rufe bei der Servicehotline 0800 500 181 an und lasse meine e-card für die Mammografie freischalten (ab 45 Jahren passiert das dann automatisch, obendrein werde ich alle zwei Jahre per Schreiben erinnert), danach checke ich online bei einem der teilnehmenden radiologischen Institute ein. Der Termin ist schon in fünf Tagen.

Auch die Untersuchung selbst geht ruckzuck

Keine Wartezeit, rein in die Kabine, Oberkörper frei machen – dann wird’s ein bisschen schräg: Um von meinen Brüsten eine Front- und Profil- bzw. Diagonalaufnahme zu machen, werden sie hintereinander eher unsanft zwischen zwei Plastikplatten gepresst. Das tut nicht weh, ist aber auch nicht prickelnd. Und so zwei, drei einleitende Sätze der Medizinisch-Technischen Assistentin, bevor sie meine Busen packt und einspannt, wären auch okay gewesen. Aber was soll’s, wenn ich etwas nicht bin, dann ist das zimperlich. Nach ein paar Minuten bin ich fertig und werde ins Nebenzimmer zum Ultraschall geschickt. Dass der nicht standardmäßig durchgeführt wird, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

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Die Ärztin starrt sehr lange und sehr angestrengt auf den Bildschirm, ich werde leicht unrund. „Sie haben sehr viele Zysten, ist das bekannt?“. Ja, das war schon einmal Thema, aber was bedeutet das? „Noch nichts“, so die Ärztin. „Aber Ihre Brustdichte ist sehr hoch. Das heißt, sie enthält viel Drüsen- und Bindegewebe, aber wenig Fettgewebe – und das muss ab sofort engmaschig untersucht werden!“ Oh. Ob die Dichte des Drüsengewebes ein erhöhtes Brustkrebsrisiko darstellt, will ich wissen. „Jein“, so ihre äußerst unbefriedigende Antwort. Ich belasse es für den Moment dabei, hier ist eindeutig nicht der Ort für ausführliche Beratungsgespräche. Später löchere ich dann Dr. Google. (Ja, ja, ich weiß schon, eine Suchmaschine ersetzt keine ärztliche Expertise, aber sie liefert Hinweise. In meinem Fall vor zehn Jahren etwa den, dass „explodierende Sternchen“ vor den Augen auf eine schwere Schwangerschaftsvergiftung hindeuten können – mein ganz persönlicher Call-To-Action. Und ich war keine Minute zu früh im Spital …)

„Aber ihre Brustdichte ist sehr hoch. Das heißt, sie enthält viel Drüsen- und Bindegewebe, aber wenig Fettgewebe – und das muss ab sofort engmaschig untersucht werden!“

Die Befunde krieg ich noch am selben Tag, das Ergebnis lautet: „Sonographisch BIRADS 3, Kontrolle in 6 Monaten empfohlen. ACR C beidseits.“ Mhm, was sagt mir das jetzt? BIRADS 3 (insgesamt gibt es sechs Kategorien, BIRARDS 6 weist gesichert auf Brustkrebs hin) heißt, dass Veränderungen gesehen wurden, deren Entwicklung genauer beobachtet werden müssen. ACR C beidseits bedeutet, dass meine Brüste inhomogen dicht sind, was kleine Herdläsionen (also verändertes Gewebe) verstecken kann.

Ich weiß nicht recht, wie ich mich fühlen soll. Muss ich mir Sorgen machen? Oder lieg ich mit diesen Ergebnissen eh im guten Mittelfeld? Zittere ich mich ab sofort von Mammografie zu Mammografie? Und vor allem: War ich wirklich zu spät dran? Die Entrüstung meiner Mutter hallt in meinen Ohren wider.

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Ein klarer Fall für Dr. Eva Lehner-Rothe. Sie ist zwar nicht meine Gynäkologin, aber eine, die sich auskennt. „Bei Ihnen besteht keine genetische Vorbelastung für Brustkrebs und sie hatten auch nie Beschwerden, der Zeitpunkt für die erste Mammografie ist also absolut passend. Und auch ich rate meinen Patientinnen mit hoher Brustdicht zu kürzeren Intervallen. Das macht Sinn, heißt aber noch gar nichts.“ Das beruhigt mich ein bisschen, trotzdem frag ich mich: Wenn kleinste Zellveränderungen nur auf diese Weise erkannt werden können, warum ist die Mammografie dann keine Standarduntersuchung – also auch schon für jüngere Frauen? Der Brustkrebs hält sich schließlich nicht an Altersgrenzen. „Das stimmt schon“, so die Expertin, „aber da muss man abwägen, ob man eine junge Brust den Röntgenstrahlen aussetzen will.“ Der Gedanke daran, schon so bald selbst wieder eine Dosis abzukriegen, nagt aber deutlich weniger am mir, als jener an einen schlechten Befund.

Und da war ja noch etwas:

Die jährliche Vorsorgeuntersuchung bei meiner Frauenärztin. Zur Erinnerung: Ich war bereits im Jänner dort, habe u.a. einen PAP-Abstrich (untersucht Veränderungen von Zellen nach) und einen HPV-Test (untersucht konkret eine Infektion mit Humanen Papillomviren nach) – und die Befunde dann, yepp, nie angesehen. Ich Dolm hab’s einfach verschwitzt. Jetzt heißt’s: Augen zu und durch. „Verdacht auf HPV-Infektion" seht da ganz fett. Ich schlucke, denn Gebärmutterhalskrebs ist ein Schreckgespenst, das seit einiger Zeit immer öfter um mich herumgeistert. Dann realisiere ich: Das ist nur die Zuweisungsdiagnose meiner Ärztin (also ihr Verdacht) für das Pilzambulatorium, dessen Analysen kommen aber exakt 28 Mal zum Schluss: „negativ“. Ergebnis, des PAP-Abstrichs: NILM PAP II – da muss wieder Dr. Eva Lehner-Rothe ran: „Sie haben einen sehr schönen und unauffälligen Krebsabstrich. Das ist das, was wir wollen. PAP2 hat jede gesunde Frau mit keinen bösen Zellen im Muttermund.“

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Wow, das sind richtig gute Nachrichten.

Aber was, wenn sich eine HPV-Infektion bestätigt hätte? Dr. Lehner-Rothe erklärt: „Das Virus verbreitet sich sehr schnell, vier von fünf Menschen sind HPV positiv. Ist der Krebsabstrich aber negativ und gibt es auch sonst keine Beschwerden, etwa Feigwarzen, ist das nicht relevant.“ Soll heißen: Eine symptomlose HPV-Infektion – man kann sich bei jedem intimen Hautkontakt anstecken, nicht nur beim Geschlechtsverkehr! –  ist nicht behandlungsbedürftig, sie wird vom Immunsystem nach einiger Zeit überwunden. Und weil es so viele asymptomatische Virusträger gibt, spreaded dieses Virus auch so. Nur bei einem kleinen Anteil der länger andauernden Infektionen kommt es tatsächlich zu Gewebeveränderungen, die Krebsvorstufen für Gebärmutterhalskrebs sein können.

Okay, aber was kann ich, was können wir alle tun, um den Humanen Papillomaviren dir Stirn zu bieten – auch, wenn wir bereits infiziert sind? „Impfen, impfen, impfen! Das ist die sinnvollste Impfung, die es gibt, ohne jegliche Nebenwirkung!“.  Die Impfung schützt nicht vor Ansteckung, gibt dem Körper aber eine bessere Abwehr. Und Dr. Lehner-Rothe legt noch nach: „Durch die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung und unser Gesundheitsbewusstsein einmal in Jahr ist dieser Krebs in Österreich kaum mehr vorhanden. Ist das nicht großartig?“ Ja, das ist es.