Nur ein kurzer Blick auf die Sterne kommt bereits besser als das gesamte Programm von Netflix.
Zudem: die einzigzulässige Form von Starmania! Das ist mir vorhin wieder aufgefallen, während ich vom Balkon Richtung Mitternacht schaute. Als wären Diamantsplitter in wahlloser Üppigkeit auf dunkelblauem Samt verstreut. Ein Bild, das einen verlässlich aus dem Kopf holt und in Staunen versetzt.
Sterne lösen überhaupt interessante Prozesse aus.
Es ist wie ein Sprung in die Poesie des Unendlichen. Ein Spontan urlaub von allen irdischen Angelegenheiten. Niemand kann an Probleme denken dabei – die Lichter am Nachthimmel relativieren einfach alles. Nicht zuletzt weil man merkt, was für ein winziges Wesen man ist angesichts der Dimension da draußen. Ein menschlicher Nachtfalter voller Träume. Zugleich fühlt man sich auf geheimnisvolle Weise mit allem verbunden, also wiederum groß. Und unterbewusst spürt man sicher auch, dass man selbst aus Sternenstaub ist und ganz schön strahlen kann – nur etwas anders eben.
Ja, Sterneschauen tut gut.
Es braucht auch nicht viel dafür: Augen auf und wundern! Ein gutes Setting kann die Sache allerdings enorm boosten. Sogar ins Unvergessliche erheben.
Mit dem richtigen Menschen von einem schönen Strand aus: großes Kino.
Auf dem Dach eines kleinen Campingbusses zwischen hier und dort: perfekt.
Aber auch mit dem Rücken in einer heimischen Wiese ist es immer wieder ein Sommernachtsklassiker an Romantik. Man kann sich prächtig verlieben unter Sternen, sich stundenlang unterhalten, sich grandios verlieren.
Als wären Diamantsplitter in wahlloser Üppigkeit auf dunkelblauem Samt verstreut.
Sich insgeheim denken: Take me to the stars tonight! Auf die Perseidenschauer warten Anfang August. Stichwort: Spezialeffekte. Oder sich über einzelne Sternschnuppen freuen und sich dabei etwas wünschen, was natürlich nicht verraten werden darf.
Nur eines sollte man nicht versuchen: Sterne zählen. Das schafft keiner, denn allein in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, existieren bis zu 500 Milliarden. Und dann sind da noch die Sternbilder. Mich persönlich haben die nie besonders interessiert. Es gibt ja diese Menschen: Kaum landet man nachts gemeinsam in der Hängematte, wollen sie einem sofort zeigen, wo der Wassermann gerade steht oder die Waage.
Ich will das Sternderl-Gefühl ja lieber ohne Infos. Die Magie. Sterne zeigen uns nämlich so viel mehr. Sie flüstern uns, dass wir hier nur Passagiere sind auf einer abgefahrenen Reise durch Zeit und Raum. Der Rest ist nicht so wichtig. Fühl dich also wohl unter ihren Lichtern. Darum geht es. Und vergiss nicht, auch öfter einmal nach den Sternen zu greifen!
Gerhard Kummer lebt als Journalist, Autor und passionierter Sternderl-Gucker in Wien.
Lust noch mehr aus der Reihe „Ode an ...“ zu lesen: