Weil jetzt alle von „Mental Health“ reden, weil es ja auch wirklich wichtig ist, dass wir alle mit einer gewissen Grundfröhlichkeit durchs Leben gehen, weil ich selbst zuletzt bewusster mit dem ganzen Thema herumgespielt habe und weil es wirklich super funktioniert, schlage ich Ihnen heute die so ziemlich einfachste Gute-Laune-Lösung vor, die es gibt: Wenn Sie schweren Mutes sind und es gibt keinen objektiven Grund dafür, dann probieren Sie, bevor Sie irgendwas anderes machen, Omega-3.

Ich nehme seit ein paar Monaten wirklich jeden Tag einen, manchmal zwei Esslöffel Fischöl. Das sind zwei bis vier Gramm Omega- 3 pro Tag. (Ich bin da noch im unteren Durchschnitt, andere Biohacker knallen sich bis zu acht Gramm am Tag rein.) Meine Laune ist seither spürbar stabiler, ich bin widerstandsfähiger gegen schlechte Nachrichten und empfänglicher für gute. Ich bilde mir auch ein, mich besser konzentrieren zu können. Warum das sehr wahrscheinlich kein Zufall ist, ist leicht erklärt: Omega-3-Fettsäuren sind mächtige Entzündungshemmer. Das ist an ganz vielen Stellen im Körper wesentlich (Herz, Blutgefäße, Augen, Gelenke …), aber eben auch im Gehirn, und depressive Verstimmungen(*) sind ziemlich oft zumindest verbunden mit Entzündungen im Gehirn.

Versuchen Sie’s mit Omega-3, und ich rate Ihnen, diesem kleinen Sechs-Punkte-Programm zu folgen:

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  • Vergessen Sie Pflanzenöle. Leinöl, Hanföl, alles gut, aber pflanzliche Öle enthalten die Omega-3-Fettsäure ALA – die bringt in diesem Zusammenhang so gut wie nix.

  • Sie brauchen EPA und DHA. Das sind die beiden Omega-3-Fettsäuren aus Fischen und Algen.

  • Kaufen Sie um Himmels willen keinen Ramsch, der im Diskonterregal herumlungert. Achten Sie auf frische, hochwertige Ware. Lassen Sie sich vom Hersteller bestätigen, dass er Schwermetall- und anderen Müll, den wir Menschen ins Meer gekippt haben, in der Verarbeitung rausgereinigt hat.

  • Nehmen Sie Ihr Öl zu einer fettigen Mahlzeit. Dann sind auch ausreichend Enzyme zum Verdauen da.

  • Verbrauchen Sie das Zeug recht zügig, nach Öffnung der Flasche innerhalb eines Monats. Lagern Sie es im Kühlschrank. Erhitzen Sie es nicht.

  • Kapseln? Vor dem Schlucken eine Kapsel aufbeißen. Wenn sie ekelhaft schmeckt: ausspucken, die Packung entsorgen. Sie haben entweder Ramsch gekauft, oder das Öl ist kaputt geworden. (Kapseln sind insgesamt um zwei Hausecken teurer als Öl.)

Die letzten beiden Punkte zwingen uns zu einem kleinen Ausflug in die Chemie: Omega-3-Fettsäuren reagieren sehr leicht und sehr schnell mit Sauerstoff, nach dieser Reaktion sind sie „oxidiert“, umgangs-sprachlich „ranzig“. Ein oxidiertes Öl nützt Ihnen nicht, es schadet Ihnen, und das nicht zu knapp. Ob das Zeug kaputt ist, erkennen Sie am Geruch und am Geschmack. Schon das frischeste Fisch- und Algenöl riecht und schmeckt im besten Fall zart unangenehm, aber ranziges Fisch- und Algenöl erkennen Sie, das schmeckt wirklich grauenhaft.

Was das jetzt alles mit Ihrem Frühstücks-Croissant zu tun hat? Mit Margarine, Kartoffelchips und Fertigpizza? Mit allem, wo Sie den Begriff „gehärtete Pflanzenfette“ auf der Zutatenliste finden? Das alles ist, verzeihen Sie bitte die Direktheit, Gift. Das sind kaputte Fette, die Ihnen nicht nur die Blutgefäße verstopfen und die Gelenke entzünden und eine ganze Menge der Krankheiten triggern, die Sie wirklich nicht haben wollen. Sie richten außerdem im Gehirn Schaden an, und zwar ziemlich schnell ziemlich viel. Sie hören es nicht gerne, ich sage es nicht gerne, aber: „Mental Health“ beginnt damit, Fertignahrung auszulassen, Fast Food zu reduzieren und sich das Schoko-Croissant bestenfalls am Wochenende zu gönnen. Lassen Sie den ganzen Dreck mal einen Monat weg, nehmen Sie stattdessen Ihr Fisch- oder Algenöl. Die Chancen, dass recht bald im Kopf die Sonne aufgeht, stehen ziemlich gut.

(*) Wir reden hier nicht von diagnostizierten Depressionen oder anderen ernsthaften mentalen Erkrankungen. Die gehören nicht in die Hände eines Biohackers, sondern in die einer entsprechend ausgebildeten Fachkraft.

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Stefan Wagner

Foto: Martin Kreil

STEFAN WAGNER ist Biohacker, das heißt, von dem Gedanken beseelt, Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Körper, Geist und Seele durch verschiedenste Maßnahmen zu verbessern – um so länger und besser zu leben. Bis 120, hat er sich vorgenommen. Mindestens.

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