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Wenn die Hormone verrücktspielen, denkt man vielleicht gerade noch an Verhütung. Dass man sich allerdings beim Sex – und sogar schon beim Petting – Krankheiten einfangen kann, die womöglich ein Leben lang bleiben, bedenkt man meist nicht.

Solch ein ungewolltes Souvenir können HPV-Viren sein. „Die Wissenschaft kennt über hundert verschiedene HPV-Viren, die schädlich für den Menschen sein können. Das beginnt bei harmlosen Arten, die Warzen auf der Haut wie zum Beispiel den Fußsohlen verursachen“, erklärt Hautärztin Claudia Heller-Vitouch, „und rund zwanzig, die Krankheiten im Genital- oder Analbereich wie etwa Feigwarzen hervorrufen können oder auch den Rachen besiedeln.“

Alles andere als harmlos

Auf den ersten Blick klingt das lästig, aber harmlos. Vor allem, da man davon ausgehen kann, dass eine HPV-Infektion in den meisten Fällen vom Immunsystem erkannt und beseitigt wird. Kritisch kann es werden, wenn die HPV-Viren im Körper verbleiben und im Laufe des Lebens Zellveränderungen herbeiführen, die sich zum Krebs entwickeln können. Sie sind also wie eine tickende Zeitbombe, bei der man allerdings nicht weiß, ob sie überhaupt jemals hochgehen wird.

Der jährliche PAP-Abstrich bei der Gynäkologin zeigt, ob Zellveränderungen am Gebärmutterhals bestehen. Ist das der Fall, wird abgeklärt, ob es sich um eine HPV-Infektion handelt, aus der im schlimmsten Fall Krebsvorstufen oder womöglich Gebärmutterhalskrebs werden kann. Claudia Heller-Vitouch: „Zum Vergleich, in Entwicklungsländern ist Gebärmutterhalskrebs die häufigste Todesursache bei Frauen mittleren Alters. In Europa konnte durch Früherkennung und die Impfung die Häufigkeit um achtzig Prozent reduziert werden.

Impfung gegen Krebs?

Tatsächlich gibt es seit knapp zwanzig Jahren eine Impfung gegen HPV und seit Juli 2024 ist diese in Österreich sogar kostenlos für junge Frauen und Männer unter 30 Jahren. „Die Übertragung von HPV-Viren findet beim Sex statt über Körperflüssigkeiten sowie Haut und Schleimhäute. Es ist eine Schmierinfektion, weshalb sie auch beim Petting und Streicheln übertragen werden kann“, sagt Claudia Heller-Vitouch und gibt zu bedenken,

„Das Risiko, sich mit HPV zu infizieren steigt mit dem Alter und der Anzahl der Sexualpartner. Man darf nämlich nicht vergessen, dass man sozusagen auch immer mit den früheren Partnern des eigenen Partners Sex hat.“

Seitenansicht zwei Personen mit angewinkelten Beinen, deren Füße sich berühren,

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Nicht nur für Sex-Neulinge

Am besten wirkt die Impfung, wenn man sie bekommt bevor das Liebesleben startet. Sie ist ein Schutzschild nicht nur gegen möglichen Krebs, sondern auch gegen harmlose aber lästige Feigwarzen und andere oberflächliche Hautveränderungen.

Aber auch wer schon seit Jahren sexuell aktiv ist, kann von der HPV-Impfung profitieren. Denn wahrscheinlich ist man bereits mit HPV infiziert, allerdings nicht mit allen neun Virentypen, gegen die die Impfung schützt. Die Impfung hat das Potential, vor weiteren und neueren Virentypen zu schützen. Claudia Heller-Vitouch: „Auch für Frauen unter 45, die eine Konisation hatten (Anm.: Entfernung einer Gewebeprobe vom Muttermund wegen Zellveränderungen) ist die Impfung kostenlos. Denn sie kann möglicherweise die Gefahr des neuerlichen Auftretens solcher krankhaften Zellveränderungen reduzieren.“

Und noch ein Asset besitzt die HPV-Impfung – nach heutigem Stand der Wissenschaft hält der Impfschutz ein Leben lang und muss nicht aufgefrischt werden.

Nachgefragt bei:

Dr. Claudia Heller-Vitouch ist Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Leiterin des Pilzambulatorium Hietzing und bietet als Wahlärztin Behandlungen der klinischen und ästhetischen Dermatologie an.