Lärm beengt, Stille befreit. Darin sind sich alle Weltreligionen einig. Und allesamt sind sie in Wüsten entstanden. Denn erst im Schweigen, so heißt es, tut sich das Ohr auf für den inneren Ton aller Dinge.
Warum sehnen wir uns gerade in diesen Monaten besonders nach Stille?
Bardia Monshi: „Wir tun zwar so, als ob wir uns als moderne Menschen von der Natur entkoppeln könnten, aber wir können es natürlich nicht! Der Winter hat weniger Tageszeit, er ist eine Einladung, sich zurückzuziehen. Und es tut uns gut, wenn wir dieser Einladung folgen.“
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Stille ist kein einsamer Prozess
Es gibt eine Stille des Gemeinsamen, eine Stille der Liebe oder des stummen Einverständnisses. Eltern, die ihre schlafenden Kinder beobachten, spüren sie ebenso wie Liebespaare, die einander in die Augen sehen, oder Freunde, die in Stille auf einem Berggipfel verharren. Tiefe Stille ist etwas Verbindendes.
Warum ist sie so wichtig für uns?
Solange wir leben, ist unser Nervensystem mit der Aufnahme und Verarbeitung von Reizen beschäftigt. Komplett ohne äußere Reize geht es also gar nicht – aber natürlich tut es uns gut, Phasen zu haben, in denen diese Reizflut reduziert ist. Hier kommt die Stille ins Spiel: Sie ist ein Zustand, der uns immer wieder regenerieren lässt.
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Einmal runterfahren, bitte!
Stille ist für unseren Kopf das, was der Reset-Knopf für den Computer ist: Laufen zu viele Programme gleichzeitig? Ist die Festplatte überlastet? Dann hilft es, alles erst einmal komplett herunterzufahren und den Arbeitsspeicher zu löschen. Das gilt für Mensch und Maschine gleichermaßen. In der Stille schaltet unser Gehirn zwar nicht ab, es schaltet aber in eine Art Default Mode, einen Ursprungsmodus, zurück. Das ist unter anderem wichtig für unser Immunsystem, das sich nur in Ruhe entfalten kann. (Fun Fact: Meditation nach einer Impfung fördert die Produktion von Antikörpern.)
Innere und äußere Stille
Stille, die wir um uns herum wahrnehmen, korrespondiert nicht unbedingt mit der Stille in unserem Inneren. „Es kann außen still sein, aber in mir noch sehr turbulent“, sagt Vitalpsychologe Bardia Monshi. „Es gibt aber auch den umgekehrten Fall – wenn es außen ganz laut ist, ich selber aber in innerer Stille bin.“
Fazit: Manchmal ist äußere Stille ein gutes Mittel, um zu innerer Stille zu finden. Aber das eine ist nicht zwingend die Ursache des anderen.
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Wie finde ich meine Stille?
Wie viel Stille wir brauchen, ist höchst individuell und lässt sich nicht in Minuten quantifizieren. Aber wir können eine Sensibilität dafür entwickeln, ob es in uns laut ist, meint Bardia Monshi. Wenn wir das bemerken, hilft es, Rituale zu entwickeln, die uns zurück in die Stille führen.
„Das kann Naturerleben sein. Oder meditative Übungen. Auch gute Gespräche beruhigen uns fundamental – und die Beschäftigung mit Kunst. Denn Kunst kann ich nur aufnehmen, wenn ich aus einem Zustand der Ganzheit komme, wenn ich das ganze Bild auf mich wirken lasse, mit all meinen Sinnen – im Gegensatz zur Detailwahrnehmung à la ‚in der Ecke hat er Blau verwendet‘. So ein ganzheitliches Erleben führt uns in die Stille.“
Willst du auch in deine Stille kommen?
Wir lernen mühelos und ganz entspannt den Lärm, Lärm sein zu lassen und in unsere persönliche Ruhe zu kommen.
Sei dabei! Und mach von 13. bis 19. Dezember bei unserer Dezember-Challenge mit. Es gibt täglich eine (ent-)spannende Lektion von RE:TREAT Vienna.
Nachgefragt bei: Dr. Bardia Monshi, Psychologe, Coach und Gründer des Instituts für Vitalpsychologie