1. Wo läufst du hauptsächlich – Asphalt oder Gelände?

„Die erste Frage, die man sich stellen sollte, ist: Wo werde ich den größten Teil der Zeit laufen?“ sagt Dr. Madeleine Willegger, Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie in Wien. Für Läufer, die vor allem auf Asphalt unterwegs sind, ist die Dämpfung des Schuhs ein entscheidendes Kriterium: „Auch wenn vielleicht andere Sportschuhe – wie z. B. Hallenfußballschuhe oder Sneakers – auf den ersten Blick gut gepolstert aussehen: Sie sind fürs Laufen ungeeignet. Denn reine Laufschuhe zeichnet aus, dass sie eine speziell entwickelte Sohle haben, die Stoßbelastung beim Joggen richtig abfangen kann. Insofern sollte man da keine Abstriche machen.“

Wer hauptsächlich in unebenem Gelände läuft – also im Wald, draußen in der Natur, auf ungeteerten Wegen – ist mit Trailrunning-Schuhen gut beraten. „Diese Modelle haben ein gröberes Sohlenprofil und sorgen dafür, dass man auch auf matschigen Böden nicht ausrutscht und Halt findet“, erklärt die Orthopädin.

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Generell gilt: Eine professionelle Laufband-Analyse, die z. B. in Sportfachgeschäften oder bei Sportmedizinern durchgeführt wird, gibt Aufschluss über den eigenen Laufstil und eventuelle Fehlstellungen und kann dabei helfen, den richtigen Schuh zu finden. Das Ganze funktioniert so: Du läufst auf einem Laufband und wirst dabei gefilmt. Der oder die Expertin achtet beim Check des Videos darauf: Wie tritt der Fuß auf – über die Innen- oder die Außenseite? Wie sind Knie, Hüfte und der Oberkörper ausgerichtet? Gibt es z. B. eine Tendenz zum Einknicken des Fußes (Überpronation) und braucht der Schuh deshalb Extra-Stabilität? Solltest du alte, ausgediente Laufschuhe haben, bringe auch diese zur Analyse mit, denn wie die Sohle abgenutzt ist, verrät bereits viel über deinen Laufstil.

Wie die Sohle abgenutzt ist, verrät bereits viel über deinen Laufstil.

2. Warum Laufschuhe größer sein müssen – und wann du sie kaufen solltest

Beim Laufen dehnen sich die Füße aus. Als Faustregel gilt: Wähle die Schuhe so, dass vor dem großen Zeh (oder dem längsten Zeh am Fuß) etwa ein Daumenbreit Platz ist. Der beste Zeitpunkt, um Laufschuhe zu kaufen und anzuprobieren, ist übrigens der Nachmittag. Hintergrund: Unsere Füße schwellen im Laufe des Tages an. Das ist ganz normal. Mit dem richtigen Kauf-Timing beugst du vor, dass der Schuh später drückt.

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3. Orthopädische Schuheinlagen: Wann sie helfen

„Wer gesund ist, einen gut sitzenden Schuh hat und beim Laufen keine Beschwerden entwickelt, braucht keine sportorthopädischen Einlagen“, so Dr. Madeleine Willegger. „Aber es gibt viele Fälle, in denen eine orthopädische Einlage sinnvoll sein kann. Etwa bei Plattfüßen, einem Spreizfuß, einem Knick- oder Senkfuß und Fersenschmerzen.“

Generell gilt: Eine Sporteinlage ersetzt die Standard-Innensohle des Laufschuhs. „Einlagen mit einer festen Fersenfassung können z. B. das natürliche Fettpolster unter der Ferse leicht zusammendrücken. Das wiederum wirkt wie eine zusätzliche Dämpfung und entlastet den Fuß bei Problemen wie Plantarfasziitis oder einem Fersensporn.“

4. Barfußschuhe: Fluch oder Segen?

Barfußschuhe werden oft als Wundermittel für natürliche Bewegungsabläufe angepriesen. Doch Dr. Willegger sieht diesen Trend kritisch, vor allem für Läufe auf Asphalt: „Diese Schuhe bieten keine ausreichende Dämpfung und damit wenig Schutz für Füße und Gelenke. Das führt vor allem bei eher untrainierten Menschen schnell zu Überlastungen, weil die Muskeln noch nicht stark genug sind, um die Stöße abzufedern.“

Für die Orthopädin können Barfußschuhe aber durchaus an anderer Stelle sinnvoll sein. „Bei Spaziergängen auf weichem Waldboden sind sie wunderbar, weil sie die Tiefensensibilität fördern.“ Der Begriff Tiefensensibilität beschreibt übrigens die Fähigkeit des Körpers, zu spüren, wo sich deine Füße, Beine oder andere Körperteile befinden, ohne hinzuschauen. „Durch die Wurzeln, Steine oder das Erdreich wird der Fuß herausgefordert, sich an die Unebenheiten anzupassen. Das ist fast vergleichbar mit einer Fußreflexzonenmassage.“

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5. Wann ist es Zeit für neue Laufschuhe?

Laufschuhe sind keine Anschaffung fürs Leben. Irgendwann heißt es: Time to say Good-bye. „Das Profil der Sohle ist der beste Indikator“, erklärt Dr. Willegger. „Wenn es stark abgenutzt und abgeflacht ist, bieten die Schuhe keinen optimalen Halt mehr.“ Oft wird in Läuferkreisen die Regel zitiert, dass Laufschuhe alle 800 bis 1.000 Kilometer ersetzt werden sollen. „Viel-Läufer müssen demnach ihre Schuhe etwa alle sechs Monate austauschen, regelmäßige Hobbyläufer kommen meist rund ein Jahr damit aus.“

NACHGEFRAGT BEI:

Priv. Doz. Dr. Madeleine Willegger ist Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie bei sportortho-zentrum.at in Wien und Oberärztin an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie (MedUni Wien). Ihre Spezialgebiete sind Fuß- und Sprunggelenks-Chirurgie sowie Kinderorthopädie und Traumatologie.