In Partnerschaft mit

Wenn es um Erholung im Urlaub geht, ist Eva Werner die richtige Ansprechpartnerin. Seit 22 Jahren bringt sie gemeinsam mit ihrem Mann Christian den Relax Guide heraus, der weltweit größte Wellnesshotelführer, der jedes Jahr 2.300 Hotels aus Österreich, Deutschland und Südtirol in den Sparten Wellness, Gesundheit und Kur anonym testet.

Österreich ist Wellness-Weltmeister Kein anderes Land hat mehr Wellnesshotels pro Einwohner.

Frau Werner, was ist überhaupt „Wellness“? Gibt es da eine offizielle Begriffsdefinition?
„Leider nein. Das Wort ist nicht geschützt. Es gibt Wellness-Socken und Wellness-Schinken. Es kann tatsächlich jeder das Wort Wellness für irgendetwas verwenden. So war das auch, als der Begriff vor 20 Jahren in die Hotellerie eingezogen ist: Da hat man einfach ein Zimmerfahrrad in den Hotel-Keller gestellt und einen kleinen Whirlpool, der mit Münz-Einwurf funktioniert hat – und schon konnte sich das Dorfgasthaus Wellnesshotel nennen! Wir sind dann gekommen und haben gesagt: Es muss Kriterien geben. Wir haben uns damals zusammengesetzt und überlegt: Was braucht ein Wellnesshotel? Was muss es haben, um sich so nennen zu dürfen? Dann haben wir begonnen, alle Hotels zu testen, die mit „Wellness“ geworben haben. Das waren damals nur 300 in Österreich. Mittlerweile sind es 1108. Österreich ist in dieser Hinsicht Weltmeister: Kein anderes Land hat mehr Wellnesshotels pro Einwohner! Aber nur jedes fünfte davon wird von uns mit einer ‚Lilie‘, dem Gütesiegel des Relax Guides ausgezeichnet. Denn es wird da schon viel Schindluder getrieben mit dem Wort und mit dem Angebot.“

Anzeige
Anzeige

Gab’s denn da bei den Verantwortlichen von Relax Guide nie Bemühungen, den Begriff genauer zu definieren? Ich darf ja auch nicht schreiben „Freilandeier“, wenn die Hendln im Käfig sitzen…
„Ja, aber der Begriff ‚Freilandeier‘ bezieht sich ausschließlich auf Eier. Das ist einfach. Der Begriff Wellness umfasst so vieles. Das ist sehr schwer einzugrenzen. Die Frage ist, wie man Socken mit Schinken vergleichen soll … Das geht nicht.  Deshalb haben wir gesagt: Ok, wir machen ein Qualitätsgütesiegel rein für die Wellness-Hotellerie. Alles andere führt zu weit.“

Also konkret: Was muss ein Wellness-Hotel bieten, damit ich mich dort wirklich gut erholen kann?
„Einer der wichtigsten Punkte ist Ruhe. Ein Hotel an der Eisenbahn oder an der Bundesstraße ist kein wirkliches Wellness-Hotel. Da kann man sich nicht entspannen. Und natürlich: Es gibt Hotels mit zwölf Saunen, drei Dampfbädern und zwanzig verschiedenen Massagen. Da sollte man sich auch nicht stressen lassen und denken, man müsse sofort alle Saunen ausprobieren. Erst einmal ankommen, durchatmen und dann spüren: Was ist für mich gut? Was hab ich gern? Wir sind da oft viel zu verkopft und denken: „Ich zahl ja dafür, ich möchte ausnutzen, was nur irgendwie geht.“

Private Spa Villas Geinberg

Bild: Geinberg 5 Private Spa Villas

Viele fahren für ein Wochenende in ein Wellness-Hotel. Ist das nicht zu kurz, um wirklich runterkommen zu können?
„Ja, am besten ist, man fährt von Donnerstag bis Sonntag. Oder auch einmal Tage unter der Woche, wenn das möglich ist. So, dass man zumindest zwei ganze Tage zur Entspannung zur Verfügung hat, an denen man nicht über An- und Abreise nachdenken muss.“

Anzeige
Anzeige

Einige Zeit hatte man das Gefühl, ein Wellness-Urlaub muss immer mehr und mehr bieten – von der Schoko-Massage bis zur Gold-Gesichtspackung. Und dazu noch „Erlebnis-Aufgüsse“. Gibt es da mittlerweile eine Gegenbewegung? Wird es wieder etwas erdiger, minimalistischer?
„Ja, es gab diese Phase, wo jedes Hotel gedacht hat, es müsse etwas ganz Spezielles machen, um herauszustechen: Da gab’s angemalte, graue Plastikfelsen mitten im Burgenland – egal, ob das nun zum Ambiente gepasst hat oder nicht. Oder ein Haifisch-Becken im Spa-Bereich und ständig künstliches Vogelgezwitscher. Und dann noch diese Heilversprechen: ‚Mach diese Massage und deine ganzen Zellen werden erneuert!‘ Für uns Tester war diese Entwicklung zwar lustig zu beobachten, aber von diesem Trend ist man gottlob wieder weg.“

Hinein hören Was will mein Körper? Das darf auch ein knusprig gebratener Speck sein ...

Und wie sieht’s aktuell aus?
„Der Trend geht in Richtung Erdung, viel Holz, viel Stein, wichtig ist die Integration der Natur in das Gesamtkonzept, z. B. mit Sonnenaufgangswanderungen oder Waldbaden. Auch Nachhaltigkeit spielt eine Rolle. Es gibt einige Hotels, die mit Erdwärme oder Sonnenenergie arbeiten, aber es sind noch nicht viele … Man muss halt auch da sehr aufpassen, dass es nicht nur ein Marketing-Schmäh ist. Viele schnallen sich das Nachhaltigkeits-Mascherl um. Da ist es auch unsere Aufgabe, im Auftrag von Relax Guide genauer hinzuschauen …“

Was ist denn Wellness für Sie? Nur Wohlfühlen – oder mehr? Denn Wohlfühlen könnte ich mich auch auf einem netten Bauernhof, ganz ohne Pool und Massage …
„Das stimmt. Ein Urlaub am Bauernhof gibt sehr viel Erdung. Aber Wellness ist eine Mischung – da geht es nicht nur um ‚Runterkommen‘, sondern auch darum, mehr auf den Körper zu schauen. Das heißt: ich mache vielleicht Yoga im Hotel oder ich schwimme einfach für mich jeden Tag ein paar Längen. Oder ein Personal Trainer zeigt mir Übungen, die ich dann auch zu Hause umsetzen kann. Das ist ganz wichtig: Die Menschen sind immer mehr auf der Suche nach einem Nutzen, der auch im Alltag, nach dem Urlaub anhält, damit man nicht gleich wieder ins Hamsterrad zurückfällt. Der Trend geht in die Richtung, in kleinen Schritten den eigenen Lebensstil zu modifizieren, z. B. mit einem Kochkurs für vegane, leichte Küche etc. Das gehört alles dazu.“

Wellness ist eine Mischung – da geht es nicht nur um ‚Runterkommen‘, sondern auch darum, mehr auf den Körper zu schauen.

Apropos ... Ist das nicht ein Widerspruch: Auf den Körper schauen – und dann beim gebratenen Speck am Frühstücksbuffet zuschlagen?
„Ein Wellnessaufenthalt ist kein Detox-Wochenende. Es gibt Detox- oder begleitete Fasten-Wochen – ein Wochenende wäre dafür sowieso zu kurz. Aber das ist etwas ganz anderes. Wellness bedeutet, man tut sich gutes, man schaut: Was will mein Körper? Und da gehört halt auch einmal so ein richtig knuspriger Speck dazu. Man verwöhnt sich selbst. Man lehnt sich zurück – und wenn’s ein paar Glaserl mehr sind von einem guten Wein, dann passt das auch. Es geht ums Genießen und um sich selbst verwöhnen.“

Danke für das Gespräch!