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Seit Mitte der 1980er-Jahre ist Windsurfen quasi die Mutter aller „Funsportarten“. Wer damals ein Board am Autodach montiert hatte, galt als wirklich wilder Hund, auch die bunten Sticker diverser Surffirmen und natürlich die lässige Mode zählten als eindeutige Identifikationsmerkmale der Szene. Es war das erste Mal, dass in Europa ein gewisser Lifestyle mit einer Sportart verknüpft wurde. Und der war: frei, jung, wild und cool.

Wer in den 80er-Jahren ein Board am Autodach montiert hatte, galt als wirklich wilder Hund.

Heute hat sich Windsurfen auch in Österreich zu einem boomenden Wirtschaftszweig entwickelt. Denn der Sport verbindet Segeln und Wellenreiten – und macht damit fast jeden heimischen See zum Meer. Auf einem circa zwei Meter langen Surfbrett gleitet man mehr oder minder elegant über das Wasser. Gelenkt wird durch das Vor- und Rückwärtsneigen des Segels, dessen Mastbaum – im Gegensatz zum Segeln – flexibel auf dem Board befestigt ist.

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Segeln + Wellenreiten = Windsurfen

Was einst also ein paar „wilden Hunden“ vorbehalten war, erfreut sich heute auf der ganzen Welt großer Beliebtheit. Vorurteile und Klischees gibt es allerdings noch jede Menge. Gemeinsam mit Stefan Csaky nehmen wir diese unter die Lupe: Der Fotograf steht seit seinem 14. Lebensjahr auf dem Brett, das für ihn das Leben bedeutet, und liebt besonders die Jagd nach der Geschwindigkeit. 2019 wurde er beim internationalen Contest in Lüderitz/ Namibia Zwölfter – mit einem Top Speed von 50 Knoten oder 92,6 km/h.  

„Am liebsten windsurfe ich in hohen Wellen – oder eben sehr schnell. Speedsurfen ist aber eine der extremsten Ausformungen des Sports und kann auf hohem Niveau nur an ganz wenigen Plätzen auf der Welt betrieben werden. Nämlich dort, wo Windstärke, Windrichtung und sehr glattes Wasser zusammentreffen“, meint er. „Windsurfen ist aber in jeder Disziplin für mich der großartigste Sport, den es gibt – da es ein unglaubliches Gefühl ist, ganz ohne Motorkraft übers Wasser zu gleiten. Und so habe ich schon viele wunderschöne Plätze auf dieser Welt gesehen und sehr intensiv erlebt. Außerdem ist Windsurfen mein ‚safe haven‘ – am Brett wird einfach alles besser, und ich kann neue Energie generieren.“

Windsurfen ist mein ‚safe haven‘ – am Brett wird einfach alles besser, und ich kann wieder neue Energie generieren.

Stefan Csaky, Surf-Profi
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Stefan Csaky

Bild: csaky.at

4 bekannte Mythen rund ums Windsurfen

„Windsurfen macht nur bei sehr starkem Wind Spaß“

Jahrelang wurde uns erfolgreich eingeredet, dass dem so sei. Stimmt aber nicht: Auch bzw. gerade bei einem lauen Lüftchen macht Windsurfen viel Freude. Einsteiger und Kinder werden nicht überfordert, und auch Fortgeschrittene können ihre Skills bei Leichtwind verbessern.

„Das ist eine Materialschlacht“

Windsurfer fliegt am Meer durch die Luft

Bild: csaky.at

Jein. Gerade für Einsteiger trifft das nicht zu. Es gibt mittlerweile aufblasbare Stand-up-Paddleboards, die sich hervorragend für Anfänger eignen, dazu aufblasbare Riggs (Segel plus Mast plus Gabelbaum) – und das alles passt in einen Rucksack mit Rollen, der absolut U-bahn tauglich ist. Fortgeschrittene brauchen dann meist mehr Material, das im Laufe der Jahre aber glücklicherweise auch handlicher und leichter geworden ist. Außerdem gibt es an jedem guten Spot genügend Stationen und Schulen, wo man sich Topmaterial leihen kann.

„Bis ich es kann, dauert’s ewig“

Surfer trägt sein Board am Strand zum Meer

Bild: csaky.at

Ja, Windsurfen ist motorisch recht anspruchsvoll. Durch den relativ instabilen Stand feuern die Synapsen. Die Koordination ist anspruchsvoll und dabei soll man auch immer noch wissen, woher der Wind kommt. Aber genau das ist auch der Reiz des Ganzen. Es ist eine der wenigen Sportarten, die tatsächlich den ganzen Körper und den Kopf trainiert. Der Weg ist das Ziel, und der Weg bringt auch noch sehr viel Spaß. Ein wenig Durchhaltevermögen sollte man aber mitbringen, dafür wird man nach ein paar Saisonen fürstlich belohnt.

„Das geht in Österreich nicht“

Stimmt definitiv nicht: Der Neusiedlersee ist zum Beispiel eines der tollsten Windsurf-Gebiete weltweit. Windig, stehtief und meistens warm – nicht umsonst fanden hier schon jede Menge internationaler Veranstaltungen statt. Abgesehen davon gibt es in Österreich kaum Gewässer, die sich nicht zum Windsurfen eignen bzw. wo es keine Infrastruktur gibt. Und sogar der als windarm verschriene Wörthersee hat sich in den letzten Jahren als toller Spot erwiesen. Wem das alles nicht passt, der kann auch reisen: Windsurfen ist eine der schönsten Möglichkeiten, diesen Planeten zu entdecken.

Also: Was ist dran am Windsurfen?

  1. Trainiert werden neben der Kraftausdauer vor allem Gleichgewicht, Koordination, Konzentration und Reaktion. Abwechslungsreicher geht es im Sport fast nimmer.
  2. Beim Windsurfen wird die Unterschenkel-, die Bauch- und die Rücken- sowie die Oberarm-, Schulter- und Unterarm-Muskulatur stark beansprucht und dementsprechend geformt.
  3. Freies Windsurfen findet im perfekten Fettverbrennungsbereich von 136 Pulsschlägen pro Minute statt. Das hat eine aktuelle Untersuchung an Profi-Windsurfern an der Uni Kiel ergeben. Es hat somit für Hobbysurfer einen ebenso positiven Effekt auf den Kalorienverbrauch wie ein Dauerlauf von über drei Stunden.
  4. Ob See oder Meer – nasse Kraftplätze gibt es überall auf der Welt und natürlich auch im schönen Österreich. Das Spiel mit den Elementen erfreut die Seele und erweitert den Horizont.
  5. Das Element Wasser verzeiht gerade am Anfang viele Fehler. Denn wenn du fällst, fällst du weich. Blaue Flecken durch Stürze beim Abrutschen auf das Board oder in das Rigg können aber durchaus passieren. Und: Schwimmen sollte man gut können ...
  6. Und es ist immer noch verdammt cool!

Keine Lust auf Windsurfen? Hier liest du: Was E-Biking wirklich ist (und was nicht). Aber auch Yoga macht auch viel Freude …