Was Yoga wirklich ist (und was nicht)
Yogalehrerin Beate Mungenast räumt mit Vorurteilen gegenüber der Sportart auf.
Esoterische Verbrezelungen – langweilig – nur was für Frauen – nur was für Dünne – nur was für Veganer – nur was für Akrobaten. Ja, auch heute hat es die alte philosophische Lehre aus Indien nicht immer leicht, ihre guten Gedanken so zu vermitteln, wie es ursprünglich gemeint war. Gegenüber Yoga bestehen auch heute noch viele Vorurteile.
Yoga-Influencer in Insta-Posen
Was viele abschreckt, sind auch die unzähligen filtergeschönten, ästhetisierenden Bilder, die durch soziale Netzwerke geistern. Perfekte Menschen in perfekten Outfits mit perfekten Frisuren und makelloser Haut im spektakulären Posing-Set und dazu ein paar erleuchtende Hashtag-Sprüche.
Anfangs war es der körperliche Aspekt, der mich am meisten interessiert hat, aber ziemlich schnell wurde mir klar, dass mehr dahintersteckt.
Yoga-Lehrerin Beate Mungenast
Aber Yoga ist so viel mehr, als uns Influencer und Instagrammer weismachen wollen. Wir haben mit der Yoga-Lehrerin Beate Mungenast (seit 2007 in Sachen Ashtanga in Wiener Studios und auch in privaten Wohnzimmern unterwegs) geredet, um zum Kern der Sache zu gelangen. Sie sagt über ihren Weg:
Yoga vor dem Einschlafen
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Was Yoga nicht ist
- Ein reines Workout. Wer nur seinen Körper unter Kontrolle bringen oder im Bikini glänzen möchte, kann sich Yoga schenken – die vielen spirituellen Aspekte stören da doch nur. Auch wenn Yoga-Pants sehr sexy sind … Trotzdem: ab ins Gym.
- Ein Instrument zum Boosten des eigenen Egos. „‚Die Krähe‘ / ‚Der Handstand‘ / ‚Der Tisch‘ ist gaaaar kein Problem für mich“, „Im Shavasana bring ich mich sofort in andere Sphären“ etc. – solche Sprüche klingen nach Angeberei. Jedoch: Wer mit Yoga prahlt, hat’s nicht ganz verstanden.
- Ein Grund, sich selbst fertigzumachen. Nicht jeder kommt, wenn die Beine durchgestreckt sind, mit den Händen zum Boden. Nicht jeder ist sofort ein 1A-Yogi. Das Ganze ist ein Prozess. Yoga ist kein Leistungssport, Yoga bedeutet für jeden Menschen etwas anderes.
- Das körperliche Pendant zur Meditation. Wir neigen dazu, zu denken, dass Meditation für den Geist ist, während Yoga dem Körper dient. Jedoch begreift die Lehre des Yoga Körper und Geist nicht als unterschiedliche, getrennt voneinander zu betrachtende Aspekte.
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Was ist Yoga?
Yoga ist eine lebendige Kunst. Es ist ein Weg, sich zu bewegen, zu atmen, zu denken, sich auszudehnen und sich wieder zu kontrahieren, ein Weg zur Selbstentwicklung und zur Interaktion in einer komplexen, sich ständig verändernden Welt in und um uns herum.
Richard Freeman
Der Spruch des berühmten Yogi Richard Freeman – er gilt als Star der Szene, weil es ihm wie keinem anderen gelingt, seine Schüler an jene Punkte zu führen, an denen sie ihre Energie selbst erfahren können – klingt wunderschön. Wir würden es nach unserem Gespräch mit Yoga-Lehrerin Beate so formulieren:
- Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.
- Yoga ist der Zustand, in dem die Bewegungen des Citta (des „meinenden Selbst“, also dessen, worüber wir uns definieren) in eine dynamische Stille übergehen.
- Yoga ist ein Mittel, sich in unangenehmen Situationen und unter Druck trotzdem halbwegs entspannen zu können.
- Yoga ist immer anders.
- Yoga kann gewaltige Veränderungen in den eigenen Denkprozessen und Verhaltensmustern bewirken.
- Yoga ist jener Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.
- Yoga ist die Fähigkeit, sich ausschließlich auf einen Gegenstand, eine Frage oder einen anderen Inhalt auszurichten und in dieser Ausrichtung ohne Ablenkung zu verweilen.
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Yoga ist nicht gleich Yoga
Und zu guter Letzt: Yoga – so wie es die meisten Menschen im Westen kennen und begreifen, also mit starkem Fokus auf Hatha Yoga* – ist eigentlich nur ein Teil eines ganzen Systems. Bei uns erfreut sich die „bewegte Art“ der meisten Popularität, da sie für uns körperliche Wesen am einfachsten zugänglich ist. Sicherlich eine große Hilfe für alle, die sich nach Stärkung und Entspannung sehnen, und für viele dann auch ein Einstieg, um tiefer zu gehen.
Andere Yoga-Techniken wären da noch: Atemübungen (Pranayama), Meditation, Selbststudium (das umfasst sowohl das Studium yogischer Schriften wie der Yogasutras des Patanjali oder auch der Bhagavad Gita, als auch das Studium des eigenen Selbst) und nicht zuletzt auch der Umgang mit sich selbst und seiner Umwelt (Yamas und Niyamas).
Das Wort „Yoga“ bedeutet übrigens „Vereinigung“ – die Vereinigung des individuellen Bewusstseins mit dem universellen Bewusstsein. Obwohl viele Leute unter Yoga ausschließlich die Asanas verstehen, stellen diese in Wirklichkeit nur einen eher oberflächlichen Aspekt einer tiefergreifenden Lehre dar, die dazu dienen soll, das Potenzial des Menschen zu entfalten.
* Anm.: Das sind jegliche Arten von Yoga, die Körperübungen (Asanas genannt) beinhalten.