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Sie war mein ganzer Stolz, mein Rückzugsort, eine in Acryl gegossene Me-Time: meine frei stehende Badewanne. 270 Liter Fassungsvermögen, cremeweiß und so groß, dass ich als 180-cm-Riesin darin versinken, sogar die Beine ausstrecken konnte. Sie stand – denn alles ist möglich – in meinem Schlafzimmer, umgeben von Pflanzen, Katzen und sanften Lichtquellen. Wenn ich in ihr lag, konnte ich aus dem Fenster blicken und die Baumwipfel im Garten dabei beobachten, wie sie sich im Wind bewegten. Oder die Regentropfen an der Scheibe. Oder die ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Stunden habe ich in in meiner frei stehenden Badewanne verbracht, lesend, Tee trinkend, vor mich hin dämmernd, Musik hörend, völlig entspannt.

Stunden habe ich in ihr verbracht, lesend, Tee trinkend, vor mich hin dämmernd, Musik hörend, völlig entspannt. Was soll ich sagen: Ich lebte meinen Traum – und mein Traum stand so nahe vom Bett entfernt, dass ich mich nach der Plantsch-Session gleich in die Polster fallen lassen konnte. Ein Traum in Schaum.

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Beim ersten Bad in meiner neuen Bleibe schien es mir so, als hätte ich meinen stattlichen Körper in eine Salatschüssel gezwängt.

Dann zog ich um. Und unsere Wege trennten sich. Meine frei stehende Wanne wurde von einer jungen Mutter gekauft, die sich auch schöne Stunden der Ruhe gönnen wollte. Und ich ging auf Wohnungssuche. Und fand meine jetzige Bleibe. Beim ersten Bad schien es mir so, als hätte ich meinen stattlichen Körper in eine Salatschüssel gezwängt. Durch das Fenster im Bad sehe ich zwar nur den Lichthof und keine Bäume, aber ein Genuss ist es trotzdem geblieben.

Im Winter ist Baden eine Möglichkeit, auch innere Wärme und Geborgenheit zu finden.

Ich habe immer gerne gebadet, es ist mein kleiner Luxus und gerade im Winter eine Möglichkeit, auch innere Wärme und Geborgenheit zu finden. Wissenschaftler erklären dies übrigens damit, dass der Mensch schon im Mutterleib in Fruchtwasser schwimmt. Und ich denke, sie haben recht. Im warmen Wasser zu liegen, ganz davon umschlossen zu werden, lässt mich ruhig werden. So ein langes, heißes Wannenbad hilft aber nicht nur gegen Stress. Es lindert Muskelkater, es pflegt die Haut, es erleichtert das Einschlafen, es hilft mir, künstlich Fieber zu erzeugen, weil ich selten Fieber bekomme.

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Frau in Badewanne

Bild: Klara Kulikova

Manchmal gebe ich selbst angesetztes Pfefferminzöl dazu, dann kribbelt die Haut so schön frisch.

Bevor mich jetzt jemand zum Umweltsünder der Nation erklärt: Natürlich bade ich nicht jeden Tag. Für mich ist es etwas ganz Besonderes. Ein Fest, eine Auszeit. Manchmal gebe ich selbst angesetztes Pfefferminzöl dazu, dann kribbelt die Haut so schön frisch. Manchmal muss es Rose sein, vor allem, wenn ich einen hoffentlich romantischen Abend vor mir habe. Und manchmal muss es sehr viel Schaum sein, vor allem wenn mir das Erwachsenenleben einfach zu viel wird und das innere Kind nach Freude verlangt.

Die Wanne ist ein Rückzugsort, bei dem es um Wärme und Geborgenheit geht.

Ich kann auf vieles in meinem Leben verzichten. Aber nicht auf eine Badewanne. So es bei einer Dusche vor allem um Säuberung und Erfrischung geht, so geht es bei einer Wanne um Wärme und Geborgenheit. Sie ist ein Rückzugsort, ein Leo, ein Luxus. Dementsprechend habe ich auch das Badezimmer so gestaltet, dass sich meine Wanne in ihm wohlfühlt: mit Pflanzen, Lichterketten, Kerzen und vielen grünblauen Farbakzenten. So tauche ich gerne ab. An einem Ort, der so weit von der Welt ist und doch so nahe, wenn ich im Bade an das babyplanschbeckenwarme Meerwasser Costa Ricas denke oder an das kühle Flusswasser der Donau, das im Hochsommer so herrlich erfrischt. Ich denke im Wasser an Wasser und werde Wasser und damit irgendwie eins mit dem Universum. Panta rhei, meine Lieben!