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Wie unterscheidet sich kohärentes Atmen von anderen Atemtechniken? Was ist das Besondere daran?
„Es geht dabei um das Synchronisieren von Atmung, Herzschlag und Durchblutung. Jeder dieser drei Kreisläufe hat eigentlich seinen eigenen Rhythmus – bringt man diese jedoch in Einklang, führt das zu einer Harmonisierung. Beim Einatmen aktiviert man das sympathische Nervensystem, beim Ausatmen das parasympathischen Nervensystem. Erforscht hat das der US-amerikanischen Autor, Ingenieur und Biowissenschaftler Stephen Elliott. Er empfiehlt, beim kohärenten Atmen zwischen drei und sechs Atemzüge pro Minute zu machen – und zwar ohne Pause. Diese Atemtechnik soll das autonome Nervensystem (ANS) in Einklang bringen und die Herzaktivität sowie den Blutkreislauf regulieren.“

Frau sitzt im Schneidersitz in der Wiese am Wasser

Bild: Etienne Giradet/Unsplash

Man verwendet beim kohärenten Atmen nur 40 bis 60 Prozent des Lungenvolumens. Ist es nicht besser, immer „voll“ zu atmen?
„Der Bewegungsspielraum des Zwerchfellmuskels zwischen maximaler Ausdehnung und totaler Entspannung liegt zwischen zehn und zwölf Zentimetern. Das wäre eine „volle“ Atmung. Beim kohärenten Atmen liegt die empfohlene Bewegung zwischen vier und sechs Zentimetern, das heißt man nutzt circa 50 Prozent des Atemvolumens. Flach zu atmen bedeutet, dass das Zwerchfell gar nicht zum Einsatz kommt. Das führt oftmals zu Atmungsstörungen. Die Atmung soll bei dieser Methode entspannt, angenehm und tief sein – ohne dabei durch zu viel Aktivierung, Druck oder Muskelspannung Stress hervorzurufen. Am besten probiert man selbst aus, wie sich maximale Atmung und tiefe Entspannung anfühlt und findet so die Mitte, die etwa 50 Prozent des eigenen Atemvolumens entspricht.“

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Warum mache ich keine Pausen zwischen dem Ein- und Ausatmen? Wäre das nicht natürlicher?
„Die natürliche Atmung kennt eigentlich keine Pausen. Wenn man ein neugeborenes Baby beobachtet, atmet es ohne Pausen. Oder wenn man einer Katze zusieht, wird man auch sehen, dass sie beim Atmen keine Pausen macht. Beim kohärenten Atmen haben Ein- und Ausatmung die gleiche Länge, so wie auch der Blutkreislauf ähnlich lange Phasen hat, in denen das Blut zum Herzen hin- und wieder weggepumpt wird. Keine Pausen beim Atmen zu machen, hat allerdings auch noch einen anderen Grund: die sogenannte Valsalva-Welle. Das ist ein Begriff, der von Stephen Elliott und Bob Grove geprägt wurde. Die Valsalva-Welle beschreibt das Phänomen, dass der Druck im Blutkreislauf steigt und fällt, wobei diese Bewegungen vom Nervensystem ausgelöst werden. Die Bewegung des Atems wirkt wie eine Pumpe, die den Rhythmus dieser Welle initiiert und aufrechterhält. Deshalb werden beim kohärenten Atmen keine Pausen gemacht, das könnte nämlich den Blutdruck steigern.“ Hier geht es zum Selbstversuch von Daniela Razocher – sie das kohärente Atmen ausprobiert.