Beweglich wie ein Kind werden mit der NIM-Methode
Als wir klein waren, wusste unser Körper genau, wie er sich bewegen möchte. Er wollte hüpfen, springen, klettern, purzeln, laufen. Ganz natürlich, ganz intuitiv, voller Lebensfreude. Ohne Punkte oder Minuten zu zählen. Das tut uns heute noch gut – probieren wir es einfach aus!
Fitnessstudio, Joggingrunde, Hometrainer, Tennismatch – wie wir uns als Erwachsene bewegen, hat viel mit immer wiederkehrenden Abläufen zu tun. Mit geregeltem Sport, nicht mit natürlichem Herumtollen. „Lineare Bewegungsabläufe“ nennen Experten das, womit wir uns in der Regel fit halten. „Diese Gleichförmigkeit kann dazu führen, dass bestimmte Faszien sich richtiggehend verkleben“, sagt Christiane Figura, Gesundheitstrainerin aus dem norddeutschen Kosel.
Die Faszien – das elastische Bindegewebe, das unsere Muskeln umhüllt – können dann nicht mehr richtig arbeiten. „Dadurch werden wir steifer und unbeweglicher.“
Dabei kämen wir mit perfekter Bewegungskompetenz auf die Welt, erklärt Christiane Figura. „Wir müssen uns einfach nur daran erinnern.“
NIM steht für „natürliche intelligente Bewegung des Menschen“
Die ausgebildete Pilates-Lehrerin weiß, wie gut es dem Körper tut, wieder Kind sein zu lernen. Mit ihrer NIM-Methode, einer Kombination verschiedener Bewegungslehren wie Pilates, physiotherapeutischen Ansätzen und Faszientraining, hat sie Übungen entwickelt, die auch bei Erwachsenen die frühmotorischen Fähigkeiten fördern und damit das natürliche Bewegungsrepertoire unseres Körpers wiederherstellen (Empfehlung: Christiane Figuras Buch „Beweglich wie ein Kind“, Pflaum Verlag).
„Egal in welchem Alter“, betont die Gesundheitstrainerin, „man kann jede Menge lustvoller Möglichkeiten nutzen. Am besten schaut man den Kindern zu und macht einfach mit.“
Wissenschaftliche Unterstützung für ihre Ideen bekommt Christiane Figura aus Japan: Dort fanden Forscher heraus, dass man Gehirngesundheit daran messen kann, wie lange jemand auf einem Bein stehen kann. Der Grund? Koordinativ fordernde, ungewohnte Tätigkeiten stärken die neuromuskuläre Aktivität. Also: Nichts wie raus in den Garten und mit den Kindern herumtollen!
6 Übungen nach der NIM-Methode
In Schwung bringen
Kinder lieben es, die Bewegungen von Tieren nachzuahmen. Das Pferd ist dabei ein Klassiker und hat als Pferdchen-Sprungtechnik auch ins Bodenturnen Einzug gefunden. Das Einzige, worauf zu achten ist: die Arme gegengleich mitschwingen lassen.
Spaß macht’s auch mit einer Springschnur: Abwechselnd das linke und das rechte Bein hochziehen und das Seil unten durchschwingen. Diese Übung hat’s ganz schön in sich, denn sie fordert die Koordination, kräftigt Beine und Rumpf und lässt uns ganz schön ins Schwitzen kommen.
Von innen stärken
Kinder lieben es zu balancieren. Warum nur Kinder? Auch für uns Erwachsene ist das Gleichgewichthalten eine wunderbare Übung, um unsere Gehirnzellen auf Trab zu bringen: Balancieren fördert als relativ ungewohnte Bewegung die Reizübermittlung zwischen den Gehirnzellen.
Dass die innere Muskulatur dabei gestärkt wird, ist eine ebenso erfreuliche Wirkung. Achtung: Nicht auf die Füße schauen – die sollten ertasten (Tipp auch für die Slackline). Besser einen nahe stehenden Baum oder Ähnliches fixieren. Die Arme in Waageposition.
Beweglich bleiben
Kinder können den Purzelbaum meist schon mit zwei Jahren. Bei Erwachsenen schult die Vorwärtsrolle die Beweglichkeit und bringt in Schwung. Wichtig für Ungeübte: in der Hocke starten.
Erst Purzel-Profis probieren es dann aus dem Stand. Bewegungsablauf für alle, die es schon vergessen haben: Kinn an die Brust ziehen, den Rücken rund machen. Sobald der Rücken den Boden berührt, Hände hochnehmen und in der Hocke landen.
Die Sinne schärfen
Wie ein Derwisch zu wirbeln schult das Gleichgewichtssystem und führt zur sogenannten basalen Stimulation: Soll heißen, dass alle Sinneswahrnehmungen aktiviert werden. Zahlt sich also richtig aus.
Und so geht’s: Füße hüftbreit auseinander, Knie ganz leicht gebeugt. Becken nach vorn gekippt, Wirbelsäule aufrecht, Kinn ganz leicht angezogen. Arme ausbreiten wie ein Adler und drehen. Die Augen unbedingt offen lassen – sonst kann die Sache schwindlig werden.
Die Schwerkraft spüren
Das lustvolle Wiesenkugeln ist eine Grundübung der sogenannten Feldenkraismethode (einer therapeutischen Bewegungsschule). Umso mehr gilt auch bei dieser Übung das Prinzip: Genießen! Im Grunde kann nicht viel schiefgehen. „Nehmen Sie die Schwerkraft wahr“, sagt Béatrice Drach, Fitnesstrainerin und Sportwissenschaftlerin aus Wien, „einfach locker bleiben und loslassen.“
Allein schon der Kontakt mit der Natur ist es wert, das nächste Hügelchen zu nutzen und sich mal wieder so richtig kindisch zu benehmen.
Den ganzen Körper aktivieren
Ein Baumstamm? Ein paar Stufen? Nichts wie rauf und runterspringen – so wünscht sich das jedenfalls unser inneres Kind. Ein wenig Mut braucht es vielleicht. Béatrice Drach: „Wichtig sind gedämpfte Schuhe, sonst könnte man sich eine leichte Prellung zuziehen.“
Bewegungsablauf: Rumpf und Bauch anspannen, mit den Armen Schwung holen und hüpfen. Idealerweise mit der gesamten Sohle aufkommen. Der ganze Körper arbeitet mit und wird dabei aktiviert.