In Partnerschaft mit

Es ist dieses sanfte Pschitt, pschitt, das mich jeden Tag wieder morgens ganz nach vorne katapultiert. Das sanfte Geräusch ist mit einem feinen Nebel verbunden – mit unterschiedlichen Duftnoten, die aus den Zerstäubern meiner Flakons sprühen.

Ganz ohne dass ich es will, signalisieren mir meine Parfums „ready to go!“, wenn ich aus dem Schutz meines Badezimmers raus in die Welt muss.

Und weil es draußen immer wieder ganz schön gefährlich und unsicher sein kann, ist es mir lieber, dass ich überall, wo ich hingehe, von meiner kleinen persönlichen Wolke eingehüllt bin. Parfum hat eine magische Wirkung. Es weckt mich auf, beschützt mich und hält all jene Dinge von mir fern, die ich nicht riechen kann.

Anzeige
Anzeige

Mein Grundproblem ist nämlich mein guter Geruchssinn. Er ist so dominant, dass ich mir seiner gar nicht bewusst bin. Und wenn mir etwas in die Nase steigt, kann ich mich dessen nicht erwehren.

Riechen ist bei uns Säugetieren im limbischen System verankert. Das ist evolutionär ein sehr alter Teil des Gehirns, in dem auch Erinnerungen gespeichert sind – und damit auch soziale Kontakte.

Meine Mathematiklehrerin zum Beispiel hatte ein Parfum namens „Gift“, das ich auch heute noch im Bruchteil einer Sekunde erkenne – und nicht ausstehen kann. Oder umgekehrt: Meine Sympathie für eine Person hat erstaunlich häufig damit zu tun, wie gut ich sie riechen kann.

Ein fantastisches Parfum bedeutet definitiv: Vertrauensvorschuss!

Anzeige
Anzeige

Was meine eigenen Vorlieben betrifft, so teile ich das Jahr in Jahreszeiten ein: Wenn es warm ist, mag ich Parfums mit Aldehyden; schwer zu beschreibende Duftstoffe, die ich aber uneingeschränkt liebe.

In den kalten Jahreszeiten wärmt mich alles, was nach Holz und Tannennadeln riecht. Etwa zu dem Zeitpunkt, an dem andere ihre Reifen wechseln, steht bei mir der Duftwechsel an. Abwechslung braucht es außerdem, damit ich mich an meine drei Favoriten nicht allzu sehr gewöhne.

Denn das eigene Parfum riecht man meist überhaupt nicht mehr, was in gefährlicher Überparfümiertheit enden kann. Man kennt das ja. Gar nicht gut ... Pschitt, pschitt also.

Auch deshalb, weil meine Düfte Aufwacher, Anmacher, Anfacher sind – und ganz ehrlich auch Aufpasser. Niemals würde ich ohne Parfum auf Reisen gehen, weil es mich vor allen möglichen schlechten Gerüchen bewahrt. Ich brauche es meist schon beim Flug, fast immer im Leihauto.

In Hotelzimmern, in denen Gäste vor mir ihre Duftspuren hinterlassen haben, vertreibe ich auch diese. Parfums sind eben auch Reviermarken – und wir Menschen riechbegabte Säugetiere. Obwohl wir das allzu gern vergessen.

Pschitt, pschitt.

Karin Pollack, Journalsitin aus Wien, erschnuppert spannende Geschichten für das Magazin „Pragmaticus“ sowie spannende Düfte für ihr Glücksgefühl.

Noch mehr Oden findest du hier: