Oxytocin und seine Wirkung auf die Liebe
Prof. Huber und Prof. Schneider erklären uns, wie Hormone und unsere empfundene Liebe zusammenhängen.
Weiche Knie, Herzrasen, Körper in Wallung – je delikater die Operation, desto emsiger die Agenten. Wie Oxytocin und Konsorten Amor den Weg bereiten.
Schmetterlinge im Bauch? Kein Wunder, die Hormone bringen sie zum Flattern. Oder, wie es Prof. Harald J. Schneider im Buch „Hormone – ihr Einfluss auf mein Leben“ ausdrückt: „In ihrem Zusammenspiel lassen sie Herzen rasen, Lust entstehen und Liebe gedeihen“ – und sorgen dafür, dass wir dieses Gefühl nie wieder missen wollen.
Das Sagen hat dabei vor allem das „Kuschelhormon“ Oxytocin. Es trägt diesen Kosenamen, weil es nicht nur bei der Beziehungsanbahnung ganze Arbeit leistet, sondern auch Lust auf körperliche Verschmelzung macht und obendrein die Orgasmusfähigkeit steigert.
Ist diese Mission geglückt, tritt es erneut auf den Plan und sorgt für die Nachhaltigkeit der Sexualität. Wie? „Als Hormon der Monogamie erzeugt es ein tiefes Gefühl der Verbundenheit und festigt in der Folge auch die Familienbindung. Schließlich müssen die potenziellen Kinder noch jahrelang von den Eltern gewartet werden“, so Prof. Huber.
Übrigens: Oxytocin stärkt jede soziale Beziehung.
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Vor dem Verlieben
Auf der Bühne der Leidenschaft kriegt natürlich auch Agent Testosteron seinen Auftritt, schließlich heizt der Zampano den Sexualtrieb auf beiden Seiten an. Aber – und das ist spannend: Sind wir frisch verliebt, ist die Ausschüttung laut Prof. Harald J. Schneider nur bei Frauen erhöht.
„Männer benötigen Testosteron im Grunde vor dem Verlieben, nicht beim Verlieben. Das Hormon hat eine Schlüsselfunktion, wenn sie versuchen, eine Frau für sich zu gewinnen, und vor allem, wenn sie mit Nebenbuhlern um eine Frau konkurrieren.“
In Fragen der Nähe und Beziehungsfähigkeit übernimmt dann allerdings der Kuschelkollege Oxytocin ...
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Die Gipfelstürmer
Geht es ans Eingemachte, tun sich vor allem Dopamin und Adrenalin hervor. Sie sind maßgeblich am Zustand der Erregung beteiligt, machen sich aber, kaum ist der Gipfel gestürmt, aus dem Staub. Dafür erhöhen sich dann die Prolaktinwerte, die zumindest beim Mann einen sofortigen weiteren Orgasmus verhindern.
Prolaktin zählt Prof. Huber zufolge überhaupt zu den absoluten Multiplayern unter den XXS-Agenten, bekannt ist es vor allem auch als Stillhormon. „Als solches garantiert es das Wunder der Säugetiere: nämlich jenes, dass ein Lebewesen die Nahrung für ein anderes Lebewesen selbst erzeugen kann.“
Körperliche Liebe ist wunderbar, allerdings gilt auch hier (wie bei so vielen anderen Dingen im Leben): Die Dosis macht das Glück. Und so warnt der Endokrinologe davor, die Dienste der Hormone überzustrapazieren: „Alle biologischen Systeme sind darauf getrimmt, einen Rhythmus zu haben. Die Rezeptoren, über die die Hormone wirken, wollen nicht permanent arbeiten. Aktiviert man ein Hormon nun ständig, schalten die Rezeptoren irgendwann einfach ab. In Sachen Sex heißt das dann im Klartext: Es macht keinen Spaß mehr!“
Wer sich also permanent aneinander abarbeitet, verliert irgendwann die Lust daran – und das wäre äußerst bedauerlich. „Deshalb ist es so unglaublich wichtig, sich auch am Geist des Partners zu erfreuen“, weiß Huber. „Nur in dieser Waage kommt man letzten Endes zur Erfüllung.“