In Partnerschaft mit

Pheromon-Partys, Parfums mit Lockstoffen und eine Netflix-Serie, in der die Partner zuerst einmal gerochen werden, bevor man sie sehen darf: All das bescherte uns der Mythos „Pheromone“. Genau genommen ist es kein Mythos, denn: Pheromone gibt es wirklich – zumindest in der Tierwelt. Aber wie wirken sie auf uns Menschen? Und was bringen Schnüffel-Partys und Cocktails zum Aufsprühen? (Mit Mythen über das Hormon Testosteron räumen wir übrigens in diesem Beitrag auf.)

Was sind Pheromone?

Pheromone sind flüchtige, geruchlose und hydrophobe (wassermeidende) Moleküle, die Tieren als chemische Botenstoffe dienen – beispielsweise bei der Partnerfindung oder dem Abgrenzen des Reviers. Im Gegensatz zu Gerüchen werden Pheromone nicht bewusst, sondern unterbewusst wahrgenommen. Um sie wahrnehmen zu können, besitzen einige Wirbeltiere ein eigenes Organ: das sogenannte Jacobson-Organ (kurz: VNO), es sitzt neben der Nasenhöhle.

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Auch wir haben ein Jacobson-Organ – laut aktuellem Stand der Wissenschaft scheint dieses aber völlig nutzlos zu sein. Das schließt nicht aus, dass wir trotzdem Pheromone wahrnehmen können. Denn: Es gibt auch Tiere, die kein VNO besitzen, aber dennoch über Pheromone kommunizieren. Sprich: Das schlauchartige Organ ist nicht zwingend notwendig.

Wie wirken sie?

Das erste Pheromon, das Forscher 1959 entdeckten, ist der Sexual-Lockstoff Bombykol. Das Seidenspinner-Weibchen nutzt es, um Männchen anzulocken.

Auch Mäuse nutzen Botenstoffe: Sie können via Pheromone das Immunsystem anderer Mäuse abscannen. Je mehr sich das Immunsystem des anderen Nagers vom eigenen unterscheidet, desto eher kommt er als potentieller Partner infrage.

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Aber: Während die Maus etwa 300 Rezeptoren besitzt, um die Botenstoffe wahrzunehmen, besitzen wir gerade einmal fünf. Wissenschaftlich ist noch nicht eindeutig erwiesen, ob und wie Pheromone auf uns wirken. Was aber klar ist: Der Geruch eines Menschen kann durchaus unsere Partnerwahl beeinflussen.

Pheromon-Partys und -Parfums: Was bringt’s?

Die These zur Pheromon-Party: Frauen und Männer finden anhand des Körpergeruchs heraus, wer zu ihnen passt. Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen Pheromonen und der Anziehung zweier Menschen zu finden versuchen. Die vielversprechendste Entdeckung diesbezüglich machte Evolutionsbiologe Claus Wedekind 1995: Er fand heraus, dass bestimmte Gene, sogenannte Humane Leukozyten-Antigene (HLA), mitverantwortlich sind, ob sich zwei Menschen riechen können. HLA sind an der Bildung wichtiger Eiweiße für die Immunabwehr beteiligt.

Für das Experiment ließ er Frauen an T-Shirts des anderen Geschlechts riechen. Die Männer hatten die Shirts zuvor drei Tage lang getragen – und durften sich während dieser Zeit nicht waschen. Heraus kam: Die teilnehmenden Frauen fanden diejenigen Männer attraktiv, deren HLA-Gene zu ihren möglichst unterschiedlich waren. Das ist evolutionsbiologisch sehr sinnvoll. Denn: Je unterschiedlicher die Gene zweier Menschen, desto mannigfaltiger wird die Erbsubstanz des Nachwuchses sein – und umso besser seine Überlebenschancen. Daraus schließen wir: Partys mit Schnüffel-Dating können durchaus sinnvoll sein und funktionieren.

Für die Wirksamkeit von Pheromon-Parfums gibt es dagegen bisher keinerlei Belege. Im Gegenteil: 2017 veröffentlichte die University of Western Australia eine Studie, in der getestet wurde, ob Androstadienone und Estratetraenol, zwei häufig in Parfums verwendete Pheromone, die Empfindung von Attraktivität verändern. Mit dem Ergebnis: Die Lockstoffe hatten keinen nachweisbaren Effekt.