Wieso soll ich abends auf Rohkost verzichten?
Unsere Expertin erklärt, woher Ernährungsregeln kommen, ob sie sinnvoll sind und wie wir sie am besten anwenden.
Wir sind im Moment mehr zu Hause. Vielleicht kochen wir deshalb öfter, versammeln uns häufiger um den Esstisch, kaufen bewusster ein oder haben Zeit, uns Gedanken über unsere Mahlzeiten zu machen. Im besten Fall geht’s dabei aber nicht nur ums Was, sondern auch ums Wie, Wann und Warum.
Dr. Alexandra Knauer ist Allgemeinmedizinerin und setzt bei der Behandlung ihrer Patienten auch stark auf komplementärmedizinische Methoden wie die Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda und die vom österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr begründete F.-X.-Mayr-Kur. Für uns beleuchtet sie die gängigsten Weisheiten und empfiehlt, was auf ihrer praktischen Erfahrung beruht.
Verzichte auf Rohkost am Abend!
Was sagen die Heillehren?
Rohkost (Salat, rohes Gemüse, Obst) ist laut traditioneller Ernährungslehren thermisch kalt. Das bedeutet, dass diese Nahrung auf den Organismus kühlend wirkt und sogar Hitze vertreiben kann – der ideale Effekt im Sommer bei heißen Außentemperaturen. Aber eben auch nur, solange die Verdauungsleistung kräftig genug ist.
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F.X. Mayr beschrieb vor 100 Jahren sehr eindrücklich, dass es sich mit der Rohkost in den Abendstunden wie auf einem Kompost verhält: Die Nahrung bleibt im Magen-Darm-Trakt teils unverdaut liegen und beginnt zu gären, dabei entstehen Gase und es werden Alkohole gebildet. Das begünstigt Entzündungsprozesse im Darm und fördert Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Was empfiehlt die Expertin?
„Die Verdauung ist eine Art Verbrennungsvorgang, bei dem die Nahrung auf die Betriebstemperatur von 37 Grad Celsius gebracht wird, um die Nahrungsbestandteile für den Körper aufnahmefähig zu machen. Dafür verbraucht der Körper Energie. Diese Energie ist bei gesunden Menschen bis in die Nachmittagsstunden gegeben, nimmt jedoch nach 17 Uhr deutlich ab. Kleinkindern, geschwächten Menschen und jenen mit Verdauungsstörungen fehlt diese Kraft zur Gänze, sie sollten sich deshalb von gekochten Speisen ernähren. Gekochte und gedämpfte Nahrungsmittel sind wesentlich bekömmlicher.
Es gibt zahlreiche Patientenfälle, die aufgrund ihrer gesunden Ernährung mit viel Rohkost, vor allem abends, unter Bauchbeschwerden und Blähungen leiden – und sogar erhöhte Leberwerte bis hin zur Fettleber entwickeln.
Dr. Alexandra Knauer
„In den meisten Fällen können alleine durch Ernährungsumstellung die meisten Bauchbeschwerden behoben und die Blutwerte verbessert werden. Mein Tipp für all jene, die auf Rohkost nicht verzichten wollen: Kauen! so lange kauen, bis es einem gekochten Brei gleicht.“
WEITERE ERNÄHRUNGSREGELN IM CHECK:
Gut gekaut ist halb verdaut!