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Unsere Liebeserklärung an die kleinen Freudendes Lebens. Dieses Mal: Die Stille in all ihren Facetten.

Alles ruhig bei Ihnen? Sehr gut, bei mir auch. Es ist Samstagabend, ich sitze in meiner Küche und genieße die Ruhe. Eine Variante, die man als die heimelige bezeichnen könnte. Die warme Brise unter den Stillen. Wenn ich mich so umhöre, machen sogar die gesprächigen Löffel in der Schublade zur Abwechslung keinen Mucks. Die Küchenrollen träumen. Der Kühlschrank summt zwar noch vor sich hin, aber das stört nicht. Nichts stört. Auch nicht die urbanen Geräusche, die ab und an durchs offene Fenster segeln.

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Im Gegenteil, diese Stille kann die durchaus brauchen, denn sie verstärken ihre Ränder. Man könnte sie auch die kleine Stille im Alltag nennen – plötzlich da wie ein guter Geist. Sie ist heilsam und bringt einen verlässlich auf das Wesentliche zurück: nur ich und meine Atemzüge. Es gibt die unterschiedlichsten Arten davon und jede Menge Unterarten. Darunter auch weniger behagliche. Etwa die Stille, nachdem jemand aus der Tür gegangen ist, den du noch verdammt vermissen wirst.

Da ziehen wir doch lieber die knisternde Stille vor, in der alles möglich ist. Oder die kuschelige, die zwei Liebende beim Einschlafen umgibt. Die magische Stille der Nacht. Oder diese spezielle Stille bei Kerzenlicht – die lockt angeblich Engel an, aber nur die ganz stillen natürlich.

Da wäre die flirrende Stille über den Feldern im Sommer. Oder jene an einem See am frühen Morgen. Die Stille vor dem Regen wiederum ist eine ganz eigene. Nicht zu vergessen die meditative, die Stille der Profis. Wer sich in diese fallen lässt, kann mit etwas Glück einen völlig losgelösten Zustand erleben. Mir persönlich reichen allerdings bereits ein paar unendliche Augenblicke, um seidenweich bei mir zu landen. Interessanterweise habe ich dann oft die besten Ideen.

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Stichwort: kreative Stille. Keine Frage, Stillsein ist ein wundervolles Naherholungsgebiet. Mehr noch, es ist unsere Insel in einem Meer von Klingeltönen und Lärm. Letztlich wollen auch die Ohren manchmal nach Strich und Faden chillen. Die lieben das: endlich Ruhe!

Zudem hat die Ruhe die erfrischende Eigenschaft, dass sie auch die Gegend zwischen den Ohren beruhigen kann. Innere Stille erwacht durch äußere. Und die kommt immer am besten, wenn sie bewusst wahrgenommen wird; wenn man allmählich anfängt, seinem eigenen Leben zu lauschen. Und da wäre noch eine Kleinigkeit: Sobald man zwischendurch einfach nur entspannt abhängen kann, hat man den Dämon der Ablenkung besiegt.

Herzlichen Glückwunsch! Ab jetzt gehört deine Welt wieder dir.

Gerhard Kummer, Journalist und Autor, lebt und schreibt in Wien. Und er hat gern Ruhe.