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Wer kennt es nicht: Eigentlich hast du dir vorgenommen zu trainieren, doch leise meldet sich eine Stimme im Kopf, die dich dazu verführen will, lieber auf der Couch zu entspannen. Das ist dein innerer Schweinehund. Jeder hat einen, aber keine Sorge: Du brauchst ihn nicht aus deinem Leben zu verbannen, viel mehr kannst du ihn mit leichten Übungen an die Leine nehmen.

Das weiß auch Lukas Müller. Die heutige Challenge-Übung stammt von ihm:

Zieh deine komplette Laufausrüstung an und absolviere die kleinste Bewegungseinheit, die heute für dich möglich ist!

Zur Erklärung: Durch diese Übung tricksen wir deinen inneren Schweinehund aus. Mit dem Gedanken der minimalsten Anstrengung kann er sich nämlich eher anfreunden, als wenn 30 Minuten auf deinem Trainingsplan stünden. Ganz wichtig dabei ist, dass du dein volles Laufoutfit anziehst. Bist du erst einmal für den Sport eingekleidet, ist es eher unwahrscheinlich, dass du ihn sausen lässt und rennst eventuell noch länger, als du dir vorgenommen hast.

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In der Definition, wie lange deine Anstrengung dauern und wie sie gestaltet sein soll, bist du völlig frei. Frage dich: Wie viel Bewegung möchte ich heute? Drei, fünf oder doch zehn Minuten? Möchte ich lieber spazieren, locker laufen oder rennen? Sei ehrlich mit dir und ziehe das Ziel, das du dir gesetzt hast, auch wirklich durch. Hauptsache, du erfüllst den Deal, den du mit dir selbst eingegangen bist!

Wie du über dich selbst hinauswächst und Grenzen verschiebst: Ein inspirierendes Gespräch mit Ex-Skispringer und Wings for Life World Run-Botschafter Lukas Müller

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Wir treffen Lukas Müller auf der Prater Hauptallee in Wien. Dort, wo der Wings for Life World Run am 8. Mai unter anderem stattfindet. Für ihn hat dieser Ort eine besondere Bedeutung, das merkt man schnell. Unter anderem die, dass man sich Grenzen nur im Kopf setzt. Und: Das Erreichen der Hauptallee ist sein heuriges Ziel beim Wings for Life World Run, denn sie markiert die Halbmarathondistanz. Aufgrund der Pandemie fielen die Flagship Runs die letzten zwei Jahre aus – der App-Run fand trotzdem statt! Vor einem Jahr schaffte es Lukas bereits auf 23 Kilometer – mehr als ein Halbmarathon, alles im Rollstuhl. Wenn man ihn heute auf diese beeindruckende Leistung anspricht, winkt er ab und schmunzelt. Damals ist er über sich selbst hinausgewachsen. Doch bis dahin war es ein langer Weg, der bis heute nicht zu Ende ist und immer weiter geht. Wir springen gedanklich in der Zeit etwas zurück und Lukas erzählt uns eine Geschichte vom Hinfallen und Wiederaufstehen.

Was ist damals im Jahr 2016 passiert?

Ich bin ehemaliger Profi-Skispringer. 2016 bin ich am 13. Jänner beim Skifliegen am Kulm als Vorspringer schwer gestürzt. Im Zuge dieses Unfalls habe ich mir das Genick gebrochen und bin seither inkomplett querschnittsgelähmt. Das Rückenmark ist extrem komplex, das weiß ich mittlerweile selbst als Nicht-Mediziner. Ein Zehntel-Millimeter entscheidet hier über Sein oder nicht Sein. Egal ob das der kleine Zeh ist, den man bewegen kann oder ob das dein Stoffwechsel ist oder die Fähigkeit, Temperaturen zu fühlen. Wie viel da dann wirklich kaputt ist und wie viel zurückkommt, entscheidet zu einem guten Teil das Glück und auf der anderen Seite, wenn noch ein bisschen was übrig ist, das Training. Heute lebe ich einen ganz normalen Alltag im Rollstuhl, aber zumindest habe ich überlebt und bis heute mehr geschafft, als ich mir damals jemals hätte vorstellen können.

Was war die größte Herausforderung in den letzten Jahren für dich?

Das ist eine gute Frage. Die größte, vor allem auch mentale Herausforderung war und ist eigentlich, immer wieder zu spüren, dass gewisse Dinge mit meinem Körper nicht mehr möglich sein werden. Für jemanden mit Querschnittslähmung kann ich zwar relativ viel machen, aber zu manchen Zielen, die ich in meinem Leben hatte, sind die Türen jetzt geschlossen. Ganz einfaches Beispiel: Ich habe meinen Kollegen heuer bei Olympia dabei zugesehen, wie sie Goldmedaillen im Skispringen gewinnen und ich habe mich für sie gefreut. Im Hinterkopf ist dann aber doch der Gedanke: Irgendwann hätte ich das auch mal vorgehabt. Solche Gedanken und Wehmut habe ich selten, muss ich auch dazu sagen. Aber es kommt vor und das ist auch normal. Das gehört irgendwo auch dazu.

Mentale Stärke Illustration

6 Beispiele für mentale Stärke

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Das nächste Schwierige war – und das hat mit der Querschnittslähmung nicht wirklich was zu tun – war ein großer Rechtsstreit, den ich gegen den Österreichischen Skiverband geführt und letztendlich auch gewonnen habe. Dieser hat sich über vier Jahre hingezogen, aber ich kann es sicherlich als meinen größten Sieg verbuchen. Es hat mich allerdings viel Kraft gekostet und war eine große Herausforderung neben dem neuen Leben, an das ich mich plötzlich gewöhnen musste. Ich bin nicht oft stolz auf etwas, aber da bin ich wirklich froh, das gemeinsam mit meinen Anwälten geschafft zu haben. Zumal mein Fall auch große Auswirkungen für meine Kollegen und die Trainer hat.

Was war dein größtes Learning der letzten Jahre?

Dass es schier unglaublich ist, wie weit sich eine Grenze nach hinten verschieben lässt. Ich habe mich sehr lange geweigert, meine Geschichte als Sensation zu bezeichnen. Und heute kann ich es fast nicht anders. Ich lag am Anfang im Bett und meine Füße waren wie einbetoniert. Irgendwann habe ich es mit harter Arbeit geschafft, einen Reiz vom Gehirn zum Zeh zu bringen. Ab da wusste ich, dass jetzt noch viel mehr möglich ist.

Seit dem Unfall wollte ich nur mehr aufstehen können, vom Gehen war nie die Rede. Ich dachte mir: Wenn ich es einmal schaffe, mein eigenes Gewicht auf den Füßen zu halten, dann gibt es irgendwo eine Hand oder eine Schulter, mit der ich von A nach B komme. Und diese Grenze vom Aufstehen habe ich immer weiter nach hinten geschoben. Klar: Ich bin ein paar Mal auf die Nase gefallen. Aber dieses ständige Weitermachen und der Moment, wo du dann weißt, dass du das aus eigener Kraft geschafft hast – der ist zwar kurz, aber so intensiv, dass es sich immer lohnt.

Jeder Sportler weiß das. Ein Sportler trainiert zehn Jahre für den Moment, in dem er bei Olympia die Treppe ganz rauf steigt. Aber das ist egal, ob das im Sport oder im Beruf ist oder ob man den Partner seiner Träume erobert. Es geht genau um solche Momente.

Meinen letzten Meilenstein habe ich gerade vor kurzem online gestellt. In dem Clip bin ich ohne Unterstützung 20 Stufen rauf und wieder runter gestiegen. In der Anfangszeit war das nicht nur undenkbar, es war einfach kein Thema mehr. Du schließt in einer Situation, in welcher du deine Beine nicht mehr bewegen kannst, damit ab. Das ist gegessen. Und dann geh ich da die Stiegen runter, reiß die Hände in die Luft und denk mir „Wahnsinn!”. Ich habe heute viel mehr erreicht, als ich je wollte. Ich surfe im Sitzen, ich fahr sitzend Ski, ich spiele Rugby im Sommer. Ja klar, der Rollstuhl lügt nicht. Grad, wenn es nicht barrierefrei ist mit Stufen, Schotter, Pflastersteinen und so weiter. Ich will einfach nur vermitteln: Selbst wenn man gar nicht aufstehen kann, ist auch das möglich.

So tragisch, wie der Unfall ist und so eingeschränkt man sich fühlt: Irgendwann schaut man nicht mehr nur darauf, was einem dieser Unfall alles genommen hat. Sondern man schaut, was geblieben ist und was sich damit alles machen lässt. Man probiert immer wieder Dinge, und ein paar gehen vielleicht nicht mehr. Aber ein paar funktionieren dann überraschend gut und das macht es dann schon sehr cool – trotz Querschnitt.

Das Leben besteht ja nicht nur aus Hochs. Wie gehst du mit Tiefs um? Wie hast du diese mentale Stärke aufgebaut?

Es gibt Tiefs im Leben. Die hatte und habe ich auch. Es kann nicht immer alles gut laufen. Die Sonne kann nicht immer scheinen, das wird auch irgendwann langweilig. Dafür wissen wir, dass nach jedem schwersten Gewitter wieder die Sonne kommt. Nehmen wir wieder Olympia her. Ich will die Situation nicht als Tief bezeichnen, aber ich wollte es kurzzeitig nicht wahrhaben. Man fällt wie in einen Überlebensmodus. Ich geh dann immer schlafen und am nächsten Tag hol ich mir absichtlich nochmal die Gedanken her. In dem Moment berühren sie mich nicht mehr. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich in der Intensivstation damals kapiert habe: Alles, was ich ändern kann, liegt vor mir – nicht hinter mir.

Setzt du dir konkrete Ziele?

Ich hole mir meine Ziele aus der Erfahrung heraus und schau einfach, wie weit es geht. So, dass sie durchaus erreichbar sind, aber nicht mit der Begrenzung darüber hinaus. Zumindest meistens, manchmal hab ich auch einen Schweinehund – so ist es dann nicht. Wenn ich mich aber gedeckelt hätte, wäre ich niemals da, wo ich heute bin.

Wieso ist der Wings for Life World Run so besonders?

Thomas Morgenstern kam 2016 auf mich zu und sagte, ich solle mir die Organisation Wings for Life und den World Run anschauen. Dieser hebt sich deshalb von allen anderen Laufveranstaltungen ab, weil nicht die sportliche Leistung im Vordergrund steht, sondern das tatsächliche dabei Sein. Alle Einnahmen, die die Stiftung generiert, gehen eins zu eins in die Rückenmarksforschung mit dem Ziel, irgendwann eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden. Es ist egal, ob du 200 Meter erreichst oder sechzig Kilometer läufst oder fährst. Du tust einerseits etwas für dich, durch die sportliche Tätigkeit. Auf der anderen Seite machst du etwas für die gute Sache.

Die Atmosphäre ganz am Anfang, die sich in der letzten Stunde vor dem Start aufbaut, ist ganz besonders. Das kann man ein bisschen mit Skifliegen vergleichen, weil man es nicht ganz in Worte fassen kann – dieses Gefühl. Dort realisierst du erst: Der Lauf heißt nicht umsonst World Run, er startet zeitgleich weltweit. In Wien ist es um 13 Uhr, in London um 11 Uhr, in Melbourne um 21 Uhr – aber der Zeitpunkt ist weltweit derselbe. Das gibt’s kein zweites Mal. Außerdem überläufst du keine Ziellinie, sondern sie holt dich ein. Du läufst so lange, bis dich das Auto überholt. Das Catcher Car fährt eine halbe Stunde nach Start los und es wird immer schneller, weil du sollst ja nicht ewig laufen.

Was ist dein Wunsch für die Zukunft?

Eine Heilung. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich einen relativ ertragbaren Querschnitt habe. Aber bei ganz vielen meiner Kollegen schaut das anders aus. Manche haben wirklich kein leichtes Leben. Ich brauche mich da nicht aufregen. Und ich versuche immer wieder mich zu erinnern: Es ist gar nicht so falsch, einfach mal demütig zu sein. Das macht nicht alle Probleme wett, aber es programmiert dich um. Du erreichst ein ganz anderes Level an Zufriedenheit. Wenn mehr Menschen das realisieren würden, wäre unsere Welt auch eine andere.

#wirmachenseinfach

LAUF MIT UNS FÜR DIE, DIE ES NICHT KÖNNEN!
Am 8. Mai 2022 findet der Wings for Life World Run statt.
Mit der App startest du zeitgleich mit der ganzen Welt, wo immer du willst. Beim Flagship Run in Wien erwartet dich ein ganz besonderes Lauferlebnis. Jeder Schritt zählt – und hilft! 100 Prozent der Startgelder fließen direkt in die Rückenmarks­forschung. Jetzt Startnummer sichern unter wingsforlifeworldrun.com!