Die wunderbare Welt der ätherischen Öle
Pflanzen haben Superkräfte, die wir schmecken, riechen und spüren können. Als ätherische Öle stärken sie Körper und Seele, ihr Anwendungsspektrum ist enorm: von der Medizin über Kosmetika bis hin zum Essen.
- Was sind ätherische Öle?
- Wie werden ätherische Öle angewendet?
- Wie werden ätherische Öle hergestellt?
- In welcher Form gibt es ätherische Öle zu kaufen?
- Was gibt es für ätherische Öle?
- Wie erkenne ich hochwertiges ätherisches Öl?
- Wo entfalten die Öle ihre Kraft?
- Wie lenkt der Riechnerv unsere Emotionen?
- Gibt es auch Nebenwirkungen?
- Gibt es noch andere Anwendungsgebiete?
- Welche Öle sollte ich zu Hause haben?
- Wo kann ich nachschauen
- Alle Rezepte aus dem carpe diem-Magazin auf einen Blick
- DIY-Ideen mit ätherischen Ölen
Was sind ätherische Öle?
Nichtfettende, pflanzliche, flüchtige Öle der Blüten, Blätter, Rinden, Wurzeln, Harze, Früchte und Samen bestimmter Heilpflanzen. Sie bestehen aus bis zu 1.600 einzelnen Komponenten, vorwiegend Terpenen und Phenylpropanen. Es gibt mehr als 200 ätherische Öle, rund 120 davon sind im Handel erhältlich. Je nachdem, zu welchem Zweck sie eingesetzt werden, gelten verschiedene Rechtsvorschriften (z. B. Europäische Kosmetikverordnung, Lebensmittelverordnung etc.).
Wie werden ätherische Öle angewendet?
20.000 Studien befassen sich bereits mit den hochkonzentrierten Pflanzenessenzen. Einer, der genau weiß, was die alles draufhaben, ist der Wiener Lungenfacharzt Dr. Wolfgang Steflitsch. Er „infizierte“ sich als junger Mediziner mit der Passion für Pflanzenheilkunde und gründete 2006 mit Gleichgesinnten die österreichische Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege (ÖGwA).
„Ätherische Öle sind immunstabilisierend, schmerzstillend, entzündungshemmend, verdauungsfördernd, hustenreizstillend und den Hustenauswurf fördernd, regenerativ für Schleimhäute und für die Haut. Sie halten das Hormonsystem im Gleichgewicht, wirken positiv bei psychischen Störungen und Depressionen und sind sehr wertvoll im Wundmanagement.“ Im Kampf gegen multiresistente Keime sind Anwendungen mit ätherischen Ölen sogar so manchem Antibiotikum überlegen.
Ätherische Öle sind immunstabilisierend, schmerzstillend, entzündungshemmend, verdauungsfördernd (...) und hustenreizstillend.
Wiener Lungenfacharzt Dr. Wolfgang Steflitsch
Und da geht noch mehr: Die Vielstoffgemische peppen unser Essen auf, bringen die Haut zum Strahlen, steigern die Konzentration, lassen die Wäsche duften, vertreiben Blattläuse – und wecken ganz plötzlich Erinnerungen an die brotbackende Oma oder den ersten Schultag.
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Wie werden ätherische Öle hergestellt?
Die gebräuchlichsten Methoden sind Wasserdampfdestillation und mechanische Verfahren ohne Erhitzung (z.B. Pressung).
In welcher Form gibt es ätherische Öle zu kaufen?
Als Arzneimittel (Aromatherapie), als Medizinprodukt (physikalische Wirkung), als Kosmetikum (z.B. Körperpflege), als Bedarfsgegenstand (z.B. Raumbeduftung) oder als Lebensmittel (Aromastoff).
Was gibt es für ätherische Öle?
Naturbelassene Öle werden direkt aus der Stammpflanze gewonnen. Ihre Zusammensetzung kann je nach Ernte, Klima und Bodenbeschaffenheit differieren.
Natürliche Öle bestehen zwar auch aus natürlichen Inhaltsstoffen, werden aber nicht nur aus einer Pflanze gewonnen. Sie enthalten auch Duftstoffe anderer Pflanzen mit ähnlichen Inhaltsstoffen. Vor allem teure Öle können so durch das Strecken mit preiswerteren Ölen billiger gemacht werden.
Künstliche Öle sind Mischungen aus wenigen einzelnen Inhaltsstoffen natürlichen oder synthetischen Ursprungs. Hier steht der Duft im Vordergrund, nicht die Wirkung.
Naturidentische Öle entsprechen in ihrer chemischen Zusammensetzung den natürlichen Ölen, ihre Bestandteile werden aber künstlich hergestellt.
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Wie erkenne ich hochwertiges ätherisches Öl?
„Das hochwertigste Öl ist immer das zu 100 Prozent naturbelassene“, erklärt die diplomierte Aromapraktikerin Ingrid Karner aus Graz. Das hat natürlich seinen Preis – dieser allein sagt über die Qualität aber noch wenig aus. Denn: „Für ein Kilo Melissenöl braucht man zum Beispiel bis zu 10.000 Kilo Melissenkraut, bei Eukalyptus hingegen nur 25 Kilo Pflanzenmaterial.“
Das hochwertigste Öl ist immer das zu 100 Prozent naturbelassene.
Aromapraktikerin Ingrid Karner
Wichtig ist aber in jedem Fall, „dass die ätherischen Öle in kleinen Gebinden zu fünf oder zehn Milliliter abgefüllt sind, keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt wurden, vor dem Kauf nur als Tester zur Verfügung stehen und das Etikett folgende Infos enthält: den deutschen und korrekt geschriebenen botanischen Namen, die Bezeichnung ‚100 % naturreines (oder echtes) ätherisches Öl‘, ein Haltbarkeitsdatum und den Vermerk ‚zur Aromatherapie (oder Aromapflege) geeignet‘.“
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Wo entfalten die Öle ihre Kraft?
Dank ihrer kleinen Molekülstruktur gelangen sie leicht über die Haut (z. B. Massage), die Schleimhäute (z. B. Zäpfchen), die Lunge (z. B. Inhalation) oder den Magen (z. B. Nahrung, Kapseln) ins Gewebe und in den Blut kreislauf. Besonders intensiv entfalten sie ihre Wirkung über den Geruchssinn.
Via Riechnerv werden innerhalb von Sekundenbruchteilen bestimmte Areale und Zellen des Gehirns aktiviert und sensibilisiert.
Wiener Lungenfacharzt Dr. Wolfgang Steflitsch
„Via Riechnerv werden innerhalb von Sekundenbruchteilen bestimmte Areale und Zellen des Gehirns aktiviert und sensibilisiert – Bereiche, die mit unserer Psyche, mit der Schmerzaufnahme und dem hormonellen System in Verbindung stehen“, weiß Dr. Steflitsch. Die Wohlgerüche hochwertiger ätherischer Öle wirken somit harmonisierend (z.B. Zimt), anregend (z.B. Rosmarin oder Pfefferminze), beruhigend (z. B. Lavendel) oder stimmungshebend (z. B. Bergamotte und andere Zitrusdüfte).
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Wie lenkt der Riechnerv unsere Emotionen?
„Ätherische Öle wecken ganz persönliche Stimmungen lange, bevor unser Verstand das realisiert“, so Aromapraktikerin Karner. „Denn Düfte sind immer an gute oder schlechte Ereignisse gekoppelt. Das beeinflusst die Empfindung ganz stark.“ Ein gutes Bei spiel: „Auch wenn wissenschaftliche Studien besagen, dass Lavendel zur Entspannung beiträgt, kann der Duft das Gegenteil bewirken und eine Erinnerung an den Tod wecken – weil das Öl ja auch in der Sterbebegleitung eingesetzt wird.“
Ätherische Öle wecken innerhalb von Sekundenbruchteilen ganz persönliche Stimmungen – lange, bevor unser Verstand das realisiert.
Aromapraktikerin Ingrid Karner
Gibt es auch Nebenwirkungen?
Alles, was wirkt, kann auch unerwünschte Wirkungen haben. Inhaltsstoffe rufen bei unsachgemäßer Anwendung Unverträglichkeiten oder allergische Reaktionen hervor, unverdünnt wirken viele Öle stark reizend auf Haut, Schleimhäute und Augen. Es gilt: Die Dosis macht das Glück, und nicht alle Öle sind für alle geeignet. In diesen Fällen ist Vorsicht geboten:
Schwangerschaft: Öle, die nach Weihnachten duften (z.B. Anis, Gewürznelke, Zimt, Sternanis), wirken wehenanregend.
Epileptiker: Nicht geeignet sind u. a. Pfefferminze, Ackerminze und Kampfer, weil sie das Nervensystem beeinflussen.
Asthmatiker: Eukalyptus, Rosmarin und Kampfer (alles, was nach Erkältungsbad duftet) bitte meiden, da sie aufgrund ihrer expektorierenden Wirkung Krämpfe in den Bronchien auslösen können.
Säuglinge: Sollten nur sanft und in geringer Dosierung (unter 1%) mit ausschließlich milden, beruhigen den ätherischen Ölen in Kontakt kommen.
Gibt es noch andere Anwendungsgebiete?
Duft und Wirkung entfalten ätherische Öle auch in Wasch- und Putzmitteln, als natürlicher Insektenschutz (Pflanzenschutzmittel, Gelsenspray) sowie in der Tierpflege (Fell und Hufpflege) und in der Kosmetik.
Welche Öle sollte ich zu Hause haben?
Die Aromapraktikerin empfiehlt Lavendel („Klassiker bei Verbrennungen, dient auch der Entspannung“), Thymian ct. Linalool („Wirkt bei bakteriellen Infektionen und punktuell gegen Mitesser“) sowie ein Zitrusöl zur Stimmungsaufhellung und Schaffung einer harmonischen Raumatmosphäre. Wolfgang Steflitsch setzt u.a. auf Neroli und Römische Kamille bei psychischen und emotionalen Belastungen bzw. schwarzen Pfeffer und Majoran bei Schmerzen.
Wo kann ich nachschauen, welches Öl wie wirkt?
Auf aromainfodatenbank.com, dem weltweit ersten digitalen Lexikon rund um aromatherapeutisches Fachwissen, kann jeder fündig werden. Es basiert auf 1.000 wissenschaftlichen Studien, 100 Diplomarbeiten, zahlreichen praktischen Erfahrungen und verrät etwa, dass Spanischer Rosmarin Liebeskummer lindert und Mandarine Albträume verjagt.
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