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Hast du schon mal in Erwägung gezogen, Stress als Ressource zu sehen, anstatt als hinderliches Problem, das zwischen dir und deinem Ziel steht? Dein Körper spendiert dir eine Extraportion Energie, um eine herausfordernde Situation zu meistern. Und: Nicht gestresst sein zu wollen, ist eine anstrengende Sache.

Ich gehe davon aus, dass unsere Körper uns jederzeit unterstützen, damit wir ein gutes Leben haben. So gesehen ist Stress eine Ressource, die es gilt, sinnvoll und in ihrer vollen Intensität für unsere eigenen Zwecke einzusetzen. Leider ist diese Fähigkeit, Stress auch als Kraftquelle nutzen zu können, nicht Teil des Grundschul-Curriculums. Aber es ist nie zu spät, sich diese Fähigkeit anzueignen.

Stress als Symptom der Unzulänglichkeit

Die meisten meiner Klienten wünschen sich, nicht gestresst zu sein. Vor allem Frauen gehen davon aus, dass Stress haben gleichzusetzen ist mit: „Ich bin nicht gut genug, denn alle anderen kriegen es auch irgendwie hin.“ Stress wird oft als Symptom der Unzulänglichkeit gedeutet. Dass manche Anforderungen einfach nicht machbar sind unter den gegebenen Umständen, erscheint maximal wie eine unrealistische Einschätzung aus der Ferne.

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Die physische Anstrengung, die du aufbringst, um nicht gestresst zu sein, kostet dich mindestens gleich viel Energie wie der Stress, den du eh schon als unangenehm empfindest.

Ich schlage vor, Stress für einen Moment ohne emotionale Bewertung und aus einer physischen und pragmatischen Perspektive zu betrachten: Die physische Anstrengung, die du aufbringst, um nicht gestresst zu sein, kostet dich mindestens gleich viel Energie wie der Stress, den du eh schon als unangenehm empfindest. Also: keine gute Strategie. Das Nicht-haben-Wollen äußert sich z.B. in Form von angespanntem Nacken, Unwohlsein in der Magengrube oder angestrengten Augen. Was wäre, wenn du die Anstrengung in diesen Bereichen loslassen könntest? Wärst du dann noch gestresst?

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Stress als Energie-Booster

Wie wäre es, sich vorzustellen, Stress als zusätzlichen Energie-Kick zu erleben, den dir dein Körper zur Verfügung stellt, um mit der aktuellen Situation klarzukommen? Wenn du lernst, diese Extraportion Energie zu nehmen, mit ihr zu atmen und sich mit ihr auszudehnen, hast du zusätzliche Energie für notwendige Handlungen, die richtigen Worte, mehr Achtsamkeit für dein Umfeld und klare Entscheidungen. Dafür könnte Stress unter Umständen gut sein. Findest du nicht?

Zu viel des Guten

Klar, manchmal schießt er übers Ziel hinaus, mein Stress. Weil ich es jahrelang geschafft habe, ihn klein zu halten und zu unterdrücken. Mit etwas Spannung im Zwerchfell und Luft anhalten geht das schon. Über die Jahre wird’s jedoch immer schwieriger, ihn zu kontrollieren. Und wenn er sich mal breit macht, dann auch in einer zur Situation unproportionalen Intensität. Das passiert auch mal. Wir sind keine Maschinen.

Auf einen Blick

Wie können wir Stress als Ressource anzapfen?

  1. Die Realität anerkennen: Wenn du gestresst bist, erinnere dich, dass dir dein Körper etwas sagen will. Mach ein paar Atemzüge, um mit dem Stress im Jetzt zu sein.

  2. Hinspüren ist der erste Schritt zu einem guten Umgang mit deiner Stress-Ressource. Spüre bewusst hin, wo du den Stress spürst. Wie spürst du ihn?

  3. Atme mit dem Stress, gib ihm Raum. Wenn sich die Energie im Körper verteilen kann (z. B. durch das Loslassen von Spannungen, leichtere Atmung), lässt der unangenehme Teil des Stresses nach, und du hast frische Energie – für was auch immer du sie brauchst.