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Das Wichtigste zuerst: Alternativmedizin hat ihre Berechtigung. Denn: „Einzelne Ansätze, Herangehensweisen und Methoden alternativer Medizin können Menschen tatsächlich helfen“, schreibt Natalie Grams, ausgebildete Ärztin, Homöopathin und TCM-Ärztin. In ihrem Buch geht sie der Frage nach „Was wirklich wirkt“.

Vor allem eines schaffen Alternativmediziner laut Grams: Sie nehmen sich ausreichend Zeit für jeden einzelnen Patienten. „Während wir bei der Visite in der Klinik selten eine volle Minute am Bett der Patienten verbrachten und es auch in der Praxis immer möglichst schnell gehen musste, um überhaupt das Pensum bewältigen zu können, erschien mir die Arbeit als Homöopathin im Vergleich dazu wie ein Meer aus Zeit. Erstgespräche von ein bis drei Stunden waren hier normal, im Klinik- und Praxisalltag waren und sind solche Dimensionen unvorstellbar.“

Und nun sehen wir genauer hin: Wirken TCM, Pflanzenheilkunde und Homöopathie wirklich?

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Qigong und Co.: Wirkt die TCM?

TCM, also die Traditionelle Chinesische Medizin, deckt sehr viele Bereiche ab: Qigong, die Massagetechnik Tuina, die Ernährung nach den fünf Elementen und Akupunktur gehören dazu. Tatsächlich wissen wir bisher: Qigong kann helfen, Krankheiten vorzubeugen. Denn: Die meditative Bewegungsform hat das Potential, die körperliche Fitness und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Aber: „Während die Bewegungstherapie Qigong ähnliche Effekte wie beispielsweise Yoga haben kann und in der chinesischen Pflanzenheilkunde durchaus Wirkstoffe enthalten sein können, beschränkt sich die Akupunktur höchstwahrscheinlich auf den Placeboeffekt.“

Homöopathie: Viel Schein, wenig Sein?

Und wie sieht es mit den kleinen weißen Zuckerkügelchen aus? „Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus“, sagt die Ärztin. „Viele Versprechen der Homöopathie sind nicht aufrechtzuerhalten, wenn man sich um Ehrlichkeit und Transparenz bemüht.“

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Der Grund, warum so viele trotzdem daran glauben? Zum einen, weil deutsche Krankenkassen für homöopathische Behandlungen zahlen – also muss ja was dran sein oder? Nein! Denn: Seit 2012 ist es deutschen Krankenkassen per Gesetz erlaubt, im Rahmen sogenannter Satzungsleistungen Mittel und Behandlungen zu erstatten, denen der wissenschaftliche Wirkungsnachweis fehlt. In Österreich hingegen hat die Gesundheitskasse mit dem Jahr 2020 die Erstattung von Homöopathie-Leistungen eingestellt.

Zum anderen weiß Grams: Patienten sitzen einem Irrtum auf, der eine Scheinkausalität aufweist. Heißt: Ein Ereignis tritt ein (die Besserung oder Heilung), nachdem ich etwas getan habe (die homöopathische Behandlung). Aber: „Nur weil Behandlung und Besserung in dieser Reihenfolge auftreten, ergibt sich noch kein kausaler Zusammenhang – so offensichtlich er uns auch vorkommen mag.“

Naturheilkunde: Was schaffen Heilpflanzen?

Heilpflanzen wird nachgesagt, sie wirken sanfter als Alternativen der Schulmedizin. Mit weniger Nebenwirkungen verbunden und nachhaltiger sollen sie sein.

Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Heilpflanzen allerdings nur teilweise, zumindest bisher. So kann Silymarin (das aus den Früchten der Mariendistel gewonnen wird) bei Hepatitis und anderen Leberschäden helfen, Ingwer bei Übelkeit in der Chemotherapie und Johanniskraut bei leichter depressiver Verstimmung. Mit Wechsel- und Nebenwirkungen müssen Betroffene dennoch rechnen: Besonders beim Johanniskraut ist Vorsicht geboten, da es die Wirkung bestimmter anderer Medikamente schwächen kann und die Haut lichtempfindlicher gegenüber der Sonne macht. Darum sollte die Einnahme von Heilpflanzen in jedem Fall vorher ärztlich abgeklärt werden.

Alternativmedizin: Viel Zeit, um auf Ursachenforschung zu gehen bei Homöopathie und Co.

Übrigens: Autorin Grams hat am eigenen Leib erfahren, wie sich der Faktor Zeit auf die Gesundung auswirkt: Nach einem Autounfall litt sie wochenlang unter Ohnmachtsanfällen und Herzrasen. Ärzte konnten keine Ursache finden, erst bei einer bei einer Heilpraktikerin, die sich viel Zeit für sie nahm, wurde ihr geholfen: „Sie half, meine aktuellen Probleme als verspätete Reaktion auf den Verkehrsunfall zu erkennen. Zur Behandlung verschrieb sie mir Globuli und riet mir zu einer Psychotherapie, um die Folgen des Unfalls aufzuarbeiten.“ Diese Behandlung verbesserte den Zustand von Grams - so gut, dass sie eine Zeitlang selbst als Homöopathin arbeitete. Bis sie anfing, die medizinische Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln infrage zu stellen. Und darüber dieses Buch zu schreiben:

BUCH | „Was wirklich wirkt“ von Dr. med. Natalie Grams-Nobmann. Kompass durch die Welt der sanften Medizin. Erschienen im Aufbau Verlag.