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Wir kennen alle den Spruch „Raus aus der Komfortzone!“. Wachstum und Erfolg finden angeblich nur außerhalb davon statt. Sie sagen, das Gegenteil ist der Fall.

„Ja. In der eigenen Komfortzone zu bleiben, ist nichts Schlechtes. Ich weiß, dem haftet etwas Negatives an. Wer in der Komfortzone verharrt, gilt als passiv, risikoscheu oder faul. Aber das stimmt nicht. Die Komfortzone erlaubt, mit Leichtigkeit das eigene Potenzial voll auszuschöpfen und in einen Flow zu kommen – ohne ständig Stress und Druck zu erleben oder in ein Burnout zu schlittern.“

Dieser Artikel ist auch in der Juni/Juli 2024 Ausgabe nachzulesen. Für weitere inspirierende Geschichten für ein gutes Leben wirf einen Blick hinein! Hier kannst du carpe diem mit tollen Prämien abonnieren oder als Einzelheft bestellen.

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Sie haben sich jahrelang selbst bis zur Grenze der Erschöpfung ausgepowert.

„Ich habe, wie die meisten, nach dem Motto ‚Work hard, play hard’ gelebt. Man kennt von klein auf ja kaum etwas anderes.“

Was ist Ihre früheste Kindheitserinnerung an Leistung?

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„Das war in der Mittelschule. Gewisse Unterrichtsfächer sind mir schwergefallen. Und als ich damit zu meiner Familie ging, bekam ich stets zu hören: ‚Du musst dich mehr anstrengen! Arbeite härter an dir!’ Das habe ich befolgt. Vor allem deshalb, weil ich es an meinem Großvater gesehen habe – er war ein Topverkäufer in der Stahlindustrie: Er ging um fünf Uhr früh außer Haus und kam erst um sechs oder sieben Uhr abends wieder von der Arbeit. Man denkt: Na ja, er ist erfolgreich. Er wird wissen, wovon er spricht. So scheint das Leben nun mal zu laufen. Wer Großes erreichen will, muss alles geben.“

Und wann haben Sie erkannt: Es muss einen anderen Weg geben?

„Das war mit 23, im Jahr 2007. Damals hatte ich meinen absoluten Tiefpunkt. Ich bin zwei Wochen nicht aus dem Bett gekommen, war ausgebrannt und depressiv.“

Was hat dann letztlich zum Zusammenbruch geführt?

„Ich war darauf programmiert, Leistung zu erbringen – und das funktionierte auch eine Zeitlang sehr gut. Ich stand auf der Bestenliste meines Colleges. Obendrein gründete ich ein Online-Unternehmen und zählte zu den Topsellern. Ich redete mir ein: Wow, ich habe den Dreh raus, wie man erfolgreich wird. Aber mir wurde nicht beigebracht, die Arbeit mit anderen Dingen auszugleichen. Und irgendwann wurden der Druck und der Stress zu groß.“

Wie haben Sie sich wieder aufgerappelt?

„Wenn man zwei Wochen lang ununterbrochen im Bett liegt, dann passiert viel Selbstreflexion. Was bedeutet es für mich, das Leben zu genießen? Was gibt mir Energie? Mir wurde klar, dass ich mehr von jenen Dingen in mein Leben bringen muss, die sich gut anfühlen. Das war aber ein großes Umdenken für mich, denn ich war es nicht gewohnt, mir Spaß oder Komfort zu erlauben. Ich habe mich sogar dafür geschämt, das zu brauchen.“

Wie haben Sie Ihre Komfortzone entdeckt?

„Zuerst habe ich geschaut: Womit fühle ich mich sicher? Und schnell wurde klar: Die Komfortzone ist kein statischer Ort, wie viele gerne behaupten. Im Gegenteil. Sie wächst und erweitert sich schrittweise. Ich kann das am Beispiel Sport erklären. Ich habe damals durch den Stress ein hormonelles Ungleichgewicht entwickelt und enorm an Gewicht zugelegt, ich wog fast 130 Kilo. Mit Jogging oder Hochintensivem Intervalltraining fühlte ich mich aber nicht wohl. Also habe ich mit Spaziergängen um den Häuserblock angefangen. Die haben mich nicht überfordert, und bald war ich für größere Runden motiviert. Aus dem Spazierengehen wurde flottes Walking. Und irgendwann fühlte ich mich bereit, ins Fitnessstudio zu gehen und verschiedene Trainingsgeräte auszuprobieren.“

Die Komfortzone erlaubt Wachstum. Sie kann sich ausdehnen und so groß sein, wie wir es wollen.

Das Geheimnis ist also, auf den inneren Rhythmus zu hören?

„Unter anderem, ja. Der Vorteil ist: Wenn wir uns erlauben, das Leben zu umarmen, anstatt von einem Extrem zum nächsten zu springen, dann bleiben wir auch eher an den Dingen dran. Außerdem ist Dankbarkeit ein wichtiger Faktor – für das, was man bereits erreicht hat, und das, was man hat. Diese Strategie funktioniert für jeden, denn Dankbarkeit bringt so viele positive Emotionen. Diese wiederum helfen bei fast jeder Herausforderung.“

Wie erkenne ich überhaupt, ob ich mehr innerhalb oder außerhalb meiner Komfortzone lebe?

„Wer außerhalb seiner Komfortzone lebt, stellt die eigene Gesundheit oft hintan. Man sagt: ‚Demnächst werde ich wieder die Zeit haben, um Sport zu machen, gesünder zu essen, mehr zu schlafen.’ Aber diese Zeit kommt nie. Und wenn wir dauerhaft unsere Grenzen ignorieren, dann schickt uns der Körper Zeichen. Wir werden schneller krank, sind müde, erschöpft. Wir schwanken zwischen emotionalen Hochs und Tiefs. Achtet man hingegen auf das eigene Wohlbefinden, verläuft alles wesentlich ausgeglichener.“

Viele argumentieren, die Komfortzone verweichliche uns. Wären unsere Vorfahren ständig darin verharrt, hätten wir keinen Fortschritt erlebt. Was entgegnen Sie?

„Die Komfortzone erlaubt – wie erwähnt – Wachstum. Sie kann sich ausdehnen und so groß sein, wie wir es wollen. Und zweitens: Unsere Vorfahren waren immer darauf aus, die eigene Existenz sicherer, bequemer und stressfreier zu gestalten. Als wir Menschen das Rad erfanden, strebten wir nach Komfort. Dasselbe gilt für das Bauen von Häusern, die Erfindung von Heizung, Licht – wir sind darauf konditioniert.“

In Ihrem Buch „Rein in die Komfortzone!“ teilen Sie das Leben in drei Zonen ein. Und man müsse zuerst erkennen, in welcher Zone man steckt, um mehr Wohlbefinden ins Leben zu bringen.

„Ja. Ich nenne sie die Selbstzufriedenheitszone, die Überlebenszone und die Komfortzone.

Wir müssen lernen, ruhig durch einen Sturm hindurchzugehen.

Wie erkenne ich, ob ich in der Selbstzufriedenheitszone bin?

„Man fühlt sich festgefahren, hat das Gefühl, ständig denselben Trott abzuspulen, und spürt wenig Freude. Gleichzeitig hat man Angst, etwas zu ändern, weil man gar nicht wirklich weiß, wo man hinwill. Man ist untätig und unzufrieden.“

Und was zeichnet die Überlebenszone aus?

„Man ist überaktiv, fühlt sich gestresst, macht tausend Dinge gleichzeitig und hat oft das Gefühl, die To-do-Listen nicht bewältigen zu können. Man erlebt Hochgefühle, aber sie sind flüchtig. Es ist ein ständiges Auf und Ab.“

Und wie fühlt sich dann die Komfortzone an?

„Man wacht auf und freut sich auf den Tag, der vor einem liegt, weil man so viele Dinge hat, die man machen will. Man ist dankbar für die Menschen um einen herum und hat Freude an den eigenen Aufgaben. Man ist generell positiv gestimmt und erlebt regelmäßig das Gefühl von Flow.“

Dieser Zustand hält aber nicht ewig an, oder?

„Nein, natürlich nicht. Aber wer in der Komfortzone lebt, weiß im Allgemeinen das Leben zu genießen und ein gutes Gleichgewicht zu halten – von wegen: Ich mag das, was ich tue, und wachse in meinen Bereichen – aber ich passe gleichzeitig auf mich auf.“

Im Joballtag erleben wir Konkurrenz, Deadlines und Stress. Landet man da nicht automatisch wieder im Überlebensmodus?

„Einer der schnellsten Wege, um auch hier wieder in die Komfortzone zu finden, ist, Dankbarkeit bewusst zu praktizieren. Wie kann ich die aktuelle Herausforderung in eine Chance verwandeln? Wie kann ich das Positive sehen und mich darauf freuen, was kommen wird? Wir müssen lernen, ruhig durch einen Sturm hindurchzugehen.“

Dankbarkeit zu praktizieren funktioniert für jeden, denn Dankbarkeit bringt so viele positive Emotionen. Diese wiederum helfen bei fast jeder Herausforderung.

Sie empfehlen ein Vision Board, eine Collage mit den persönlichen Zielen und Träumen.

„Ja. Aber man soll sich beim Betrachten des Vision Boards nicht überfordert fühlen oder ein Gefühl des Mangels erleben, von wegen: ‚Ich bin nicht gut genug.’ Ich rate, das Ganze kreisförmig anzulegen: In der Mitte platziert man bereits erreichte Ziele und worauf man stolz ist. Rundherum können dann greifbare Vorhaben kommen. Die Fünf-Kilometer-Lauf runde zum Beispiel. Die ist prinzipiell zu schaffen, aber man muss noch trainieren. Erst im äußersten Kreis stehen dann die großen Träume. Man erstellt quasi einen Fahrplan: Hier befinde ich mich. Das sind meine kleinen Ziele. In diese Richtung will ich langfristig.“

Auch Selbstfürsorge gilt laut Ihrem Buch als wichtig. Viele denken da an einen Wellness-Tag.

„Ich unterteile die Selbstfürsorge in vier Bereiche: Es geht um körperliche, geistige, spirituelle und emotionale Fürsorge. Die körperliche Ebene heißt nicht unbedingt, zur Massage zu gehen. Es geht um Basics wie Körperpflege, Bewegung, gutes Essen und dass man dabei konsequent ist. Auf der geistigen Ebene beschäftigt man sich mit Fragen wie: Welche Glaubenssätze behindern mich? Wo denke ich tendenziell negativ? Emotionale Selbstfürsorge bedeutet: Setze ich mich mit meinen Gefühlen auseinander? Und auf spiritueller Ebene geht’s eben auch darum, nach dem Prinzip von Liebe und Dankbarkeit zu leben.“

Einer Ihrer Tricks ist, sich selbst zu fragen: Denke ich gerade problemorientiert oder lösungsorientiert?

„Ja, denn durch die Art und Weise, wie wir Herausforderungen betrachten, können wir sie weniger groß erscheinen lassen. Man findet vielleicht nicht immer sofort eine Lösung, aber solange man sich auch damit auseinandersetzt, wird die Lösung mit der Zeit kommen.“

Auch die Power-Haltung kann laut Ihrem Buch hilfreich sein. Wie sieht das konkret aus?

„Da geht’s um Affirmationen. ‚Wachstum passiert nur außerhalb der Komfortzone’ ist ja in Wahrheit auch eine Affirmation. Manche Leute sind so überzeugt davon, dass es zu ihrer Realität wird. Was aber, wenn wir unsere Glaubenssätze positiv halten? Früher war ich überzeugt davon, dass bei mir vieles schiefläuft. Seit ich mir die Affirmation vorsage: ‚Alles geht gut für mich aus’ – und auch wirklich daran glaube –, erlebe ich einen Wandel. Klar gibt es weiterhin Herausforderungen. Aber diese lassen sich oft mit weniger Aufwand als vorher lösen.“

Man findet vielleicht nicht immer sofort eine Lösung, aber solange man sich auch damit auseinandersetzt, wird die Lösung mit der Zeit kommen.

Wenn ich in meiner Komfortzone leben will – mein Partner oder mein Umfeld sich aber weiterhin bis zur Grenze der Belastbarkeit abrackert. Was tun?

„Wenn man wächst, gibt es Reibungspunkte. Denn man ist nicht mehr die Person, die man früher war. Die anderen müssen sich nicht ebenfalls verändern, aber sie müssen den inneren Wandel respektieren. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen klar zu kommunizieren. Wenn man es beispielsweise vorzieht, nach 22 Uhr nicht mehr ans Telefon zu gehen, kann man am nächsten Tag ganz ruhig erklären, warum man den Anruf nicht angenommen hat. Mit gesunden Grenzen zeigen wir Selbstrespekt.“

Welche Rituale können helfen, wenn der Alltag der Komfortzone in die Quere kommt?

Atemübungen. Kurze Spaziergänge und Verschnaufpausen. Ich selbst habe Lavendelöl auf meinem Schreibtisch stehen – das hilft mir, geerdet zu bleiben.“

Was hätten Sie gern früher gewusst?

„Dass wir produktiver sind, wenn wir uns Zeit zum Ausruhen und zum Genießen erlauben. Ich dachte, ich bin jung, ich komme auch ohne viel Schlaf aus. Und je mehr ich arbeite, desto größer wird der Output oder der Erfolg. Aber um in einen Flow zu kommen, müssen wir die Batterien mit schönen Dingen aufladen. Ich habe drei Bücher rausgebracht, betreibe einen Podcast, ich halte Vorträge – aber meine Arbeit ermüdet mich nicht mehr.“

Wie bleibt man mit Kindern im Flow?

„Ich habe selbst zwei kleine Töchter. Ich arbeite von zu Hause aus und kann mein Leben um das Muttersein gestalten – aber ich weiß, nicht jeder ist in dieser Lage. Trotzdem kann man versuchen, als Elternteil Routinen zu schaffen. Bewegung etwa ist für mein Wohlbefinden wichtig. Als meine Tochter noch ganz klein war, habe ich sie einfach in eine Brusttrage gesteckt und bin so mehrmals täglich nach draußen. Sie ist dabei eingeschlafen – und ich konnte frische Luft schnappen. Jedes Kind ist anders, aber wenn wir ein paar solcher Tricks finden, die für das eigene Bedürfnis funktionieren, ist schon viel getan.“

Apropos Kinder: Wie kann man dem Nachwuchs ein gesundes Mindset in Sachen Leistung mitgeben?

„Ich versuche zu vermitteln: Es ist gut, dein Bestes geben zu wollen. Aber dein Wert hängt nicht davon ab, ob du gute Noten hast. Prinzipiell lasse ich meine Töchter so viel wie möglich ausprobieren. Wenn sie für etwas natürliches Interesse oder Talent zeigen, unterstütze ich sie dabei. So können sie sich selbst besser kennenlernen und müssen sich dann nicht – wie ich – in ihren Zwanzigern fragen: Was macht mir eigentlich Freude? Eine Tochter wollte zum Beispiel unbedingt Ballett machen – aber schnell wurde klar, dass es doch nicht ihr Ding ist. Ich habe gesagt: ‚Wenn du etwas anfängst, dann beende es auch. Aber du weißt jetzt, dass du Ballett nicht magst, und nach Ende dieses Kurses musst du’s auch nie wieder machen, versprochen.’“

Kristen Butler ist Life-Coach, Buchautorin und Gründerin von „Power of Positivity“, einer Online- Community mit bereits über 50 Millionen Nutzerinnen und Nutzern weltweit. Ihr erstes Buch „3 Minute Positivity Journal“ wurde in den USA zum Bestseller. „Rein in die Komfortzone!“ ist 2023 im Kailash Verlag erschienen. Butler lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Töchtern in North Carolina.

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