Können Eltern Kurzsichtigkeit bei Kindern vorbeugen?
Immer mehr Kleinkinder und Schulkinder sind kurzsichtig und brauchen eine Brille. Doch was können Eltern tun? Ist es möglich, Kurzsichtigkeit bei Kindern zu verhindern? Die Antwort ist: ja – mit dem richtigen Sehverhalten.
Viel Zeit in Innenräumen und vor Bildschirmen begünstigt Kurzsichtigkeit. Die Prognose der WHO lautet: In Zukunft werden immer mehr Menschen schlechter sehen und eine Brille benötigen. Vor allem jüngere Generationen legen zu: Kurzsichtigkeit bei Kindern setzt meist im siebten oder achten Lebensjahr oder zu Beginn der Pubertät ein, kann aber bis zum 25. Lebensjahr entstehen. Heilen lässt sie sich leider nicht, aber man kann Kurzsichtigkeit vorbeugen – wir zeigen wie.
Was sind die Ursachen für Kurzsichtigkeit bei Kindern?
Eins vorweg: Am Lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke liegt es nicht. Mangelndes Tageslicht gilt jedoch tatsächlich als einer der wichtigsten Gründe für Kurzsichtigkeit. Natürliches Licht regt die Dopamin-Produktion an, was wiederum das Wachstum des Augapfels hemmt. Ein zu langer Augapfel ist die Hauptursache für Myopie. Erbliche Faktoren spielen dabei durchaus eine Rolle.
Bei Kindern und Jugendlichen befindet sich der Augapfel noch im Wachstum und „lernt“ das Sehen. Fokussiert der Blick in dieser kritischen Zeit häufig auf Gegenstände in der Nähe, passt sich das Auge irgendwann an – und das Scharf-Sehen in die Ferne fällt immer schwerer. Kurzsichtigkeit vorbeugen kann man also nur, indem man rechtzeitig mit dem richtigen Sehverhalten gegensteuert.
Wichtig: Tritt Kurzsichtigkeit bei Kindern auf, sollte sie so schnell wie möglich mit einer Brille korrigiert werden. Dass die Augen und ihre Muskulatur dadurch träge werden und sich die Kurzsichtigkeit sogar verschlechtert, stimmt nämlich nicht. Im Gegenteil: Blinzeln kurzsichtige Kinder langfristig ohne Brille, um besser sehen zu können, wirkt sich das negativ auf den Augapfel und sein Wachstum aus.
Kurzsichtigkeit bei Kindern vorbeugen: So kann es funktionieren
1. Viel Zeit im Freien verbringen
Innenräume verbinden gleich zwei Nachteile: Kinderaugen fokussieren sich hier oft auf Dinge im schädlichen Nahbereich und bekommen zudem nicht genug Tageslicht ab. Deshalb: So oft wie möglich ab mit den Kindern hinaus ins Freie! Empfohlen werden mindestens zwei Stunden pro Tag. Grundsätzlich sollten Kinder umso länger draußen spielen, je länger sie vor Bildschirmen sitzen oder lesen.
2. Bildschirmzeit begrenzen und Pausen einlegen
Der moderne Alltag findet häufig vor dem Smartphone, Tablet oder Fernseher statt. Augenärztinnen und -ärzte sehen darin ganz klar einen der Gründe für die steigende Kurzsichtigkeit bei Kindern und empfehlen, die Nutzung möglichst einzuschränken. Generell gilt: Nach 30 Minuten Naharbeiten wie Lesen, Schreiben oder Bildschirmarbeit brauchen Kinderaugen rund 10 Minuten Pause. Dabei sollten sie den Blick am besten in die Ferne richten.
3. Für gute Sehbedingungen sorgen
Wichtig für die Vorbeugung von Kurzsichtigkeit ist vor allem eine gute Beleuchtung. Doch das bereits erwähnte Lesen unter der Bettdecke schadet den Augen erst bei exzessiver Betreibung – wichtiger ist, es untertags durch genügend Tageslicht auszugleichen. Außerdem sollten Sie auf eine ausreichende Schriftgröße achten. Größere Bildschirme sind vorzuziehen, da das Kind beim Lesen und Lernen mehr Abstand halten kann.
4. Regelmäßig zur Kontrolle gehen
Um Augenerkrankungen und Fehlsichtigkeit frühzeitig zu erkennen, ist es ratsam, bereits im ersten halben Lebensjahr ein Besuch bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt zu vereinbaren. Mit drei Jahren lässt sich auch die Sehschärfte testen. Ein wichtiger Termin ist außerdem ein halbes Jahr vor der Einschulung, ab dann sollte die Sehkraft jährlich kontrolliert werden.
5. Sehhilfen: Gläser mit neuartigen Brillengläsern, Kontaktlinsen & Augentropfen
Auch beeindruckende Innovationen sorgen für einen Stopp der Kurzsichtigkeit bei Kindern. Neuartige Brillengläser mit kleinen Segmenten bilden einen sogenannten myopischen Defokus ab und verhindern so wirksam das Längenwachstum der Kinderaugen. Das können auch spezielle Kontaktlinsen, „Ortho-K-Linsen“ genannt, die nur nachts getragen werden. Außerdem kann die Verwendung von Atropin-Tropfen in vielen Fällen sinnvoll sein. Eine Therapie mit den Augentropfen soll Studien zufolge Myopie bei Kindern um 50 Prozent mindern, sofern die Dosierung richtig abgestimmt ist – lassen Sie sich hierzu am besten von einem Arzt beraten.