Wie man sich nach einem Eisbad richtig aufwärmt
Raus aus dem Eiswasser und ab in die Sauna? Keine so gute Idee… Wir waren mit Kältetrainer Bernhard Friedrich eisbaden und haben nachgefragt, was dem Körper jetzt gut tut – und was man besser lassen sollte.
Warum soll ich nach einem Eisbad nicht heiß duschen?
Dazu muss man zuerst einmal verstehen, wie unser Körper auf Kälte reagiert. Wenn es kalt ist, wird der Körper immer versuchen, die wichtigen Organe in unserem Körperkern zu schützen. Um die Temperatur dort konstant zu halten, reduziert er die Durchblutung in den Extremitäten.
Und dann bekomme ich kalte Finger?
Ja. Kalte Finger und kalte Füße. Das heißt: Kalte Finger im Winter können tatsächlich ein gutes Zeichen sein, denn sie zeigen, dass der Körper auf die Umgebungskälte sinnvoll reagiert. Wenn du kalte Hände hast, ist das also kein Grund zu denken “Ui, ich bin schon unterkühlt”, sondern es ist eher beruhigend zu wissen: Der Körper tut, was zu tun ist.
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Und was passiert mit meinen Extremitäten im Eisbad?
Im Eisbad kühlen natürlich auch zunächst die Extremitäten stark ab. Die Hautoberfläche kann dort dann nur noch 5-8 Grad haben, je nachdem, wie lang man im Eis bleibt. Und das gilt auch für das Blut, das direkt unter der Haut fließt. Das hat mitunter auch nur noch 5-8 Grad.
Ja, das haben wir alle gerade spüren können…
Genau. Wenn ich mich nun nach dem Eisbad aufwärme, dann ist es wichtig, darauf zu achten, dass das nicht zu schnell passiert, damit dieses kalte Blut nicht zu plötzlich zum Körperkern kommt und die Kerntemperatur abkühlt. Wenn die Körperkerntemperatur erst nach der Kälteexposition absinkt, spricht man vom sogenannten After Drop. Das ist etwas, das in harmloseren Fällen sehr unangenehm ist (Stichwort: unkontrollierbares Zittern) und in schlimmeren Fällen auch wirklich gefährlich werden kann (Stichwort: “Bergetod” nach Lawinenrettungen… Dabei kann die Körpertemperatur soweit absinken, dass es zu Herzrhythmusstörungen kommt.).
Der gleiche Effekt kann entstehen, wenn man nach dem Eisbad in eine heiße Dusche oder in die Sauna geht: Der Körper bemerkt, es ist warm, macht die Blutgefäße auf; es wird sehr stark durchblutet und viel kaltes Blut kommt zum Körperkern. Hab ich selbst ausprobiert. Kann ich nicht empfehlen…
Immer darauf achten, dass das Aufwärmen nach einer intensiveren Kälteerfahrung sehr kontrolliert geschieht.
Bernhard Friedrich, Kältetrainer
Wie wärme ich mich also kontrolliert auf?
Das Wichtigste ist: Ruhig bleiben. Wenn ich aus dem Eisbad komme und spüre, es ist wirklich kalt, dann gilt dasselbe wie auch im Eisbad: dem nachspüren, es wahrnehmen, ohne in Panik zu geraten. Bloß nicht wie wahnsinnig herumhüpfen, um den Kreislauf anzukurbeln.
Ruhige Übungen machen (Atmung, Muskelspannung, Horse Dance), die anstrengen, ohne den Puls in die Höhe zu treiben. Und einfach darauf vertrauen, dass der Körper das kann: Wir sind für Kälte ausgerüstet. Wir können unsere Temperatur regulieren.
Das ist alles?
Ja. Wenn’s eine Stunde nach dem Eisbad immer noch kalt ist, dann würde ich mir medizinische Hilfe holen. Aber das wird kaum der Fall sein: So wie man die Kälte üben muss, muss man auch das Aufwärmen üben. Geduld. Ein gesunder Körper kann das.
Über den Experten
Bernhard Friedrich ist Kältetrainer und ausgebildeter Wim-Hof-Instructor. Darüber hinaus arbeitet er im Bereich Körperarbeit mit Schwerpunkt Schmerzmanagement.
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