Über die Balance beim Handy für Kinder
Das neuste Online-Game, Chatten mit den Freunden oder Lieblings-YouTuber folgen: Unterhaltungsmöglichkeiten bietet das Handy für Kinder genug. Gerade deshalb sind die Eltern umso mehr gefragt.
Es war schon immer so: Nicht über alles, was Kinder machen, wissen Eltern Bescheid. Mit den neuen Technologien hat sich dieses Generationending in puncto Medienkompetenz noch einmal verschärft: Während viele Erwachsene froh sind, wenn sie Digital Detox einigermaßen im Griff haben, treiben sich Kinder mit ihrem Handy auf Plattformen herum, die Eltern nicht einmal kennen.
Der Jugend-Internet-Monitor 2022 von saferinternet.at zeigt, wo sich die Kinder und Jugendlichen heute online bewegen: WhatsApp ist die beliebteste Messenger-App, doch die Discord-App holt gerade ordentlich auf. Als Suchmaschine nutzen die jungen Digital Natives am Smartphone nicht Google, sondern YouTube. Ebenfalls von saferinternet.at stammen folgende Zahlen: Schon bei den drei bis sechs Jahre alten Kindern benutzen 81 Prozent internetfähige Geräte. (Klar, das müssen nicht ihre eigenen sein.) Internetfähige Handys sind für Kinder also heutzutage ein fester Bestandteil im Leben. Doch gerade bei den jüngeren Kindern ist die richtige Balance entscheidend. Hier kommen ein paar Anhaltspunkte für Eltern.
Das Handy stresst Kinder
Kinder wollen überall dabei sein. Soziale Ausgrenzung ist schlimm für sie. Dennoch kann die Informationsflut und das ständige Always-On in den sozialen Netzwerken sie überfordern. In WhatsApp-Gruppen trudeln noch nachts Nachrichten ein, auf Twitch lockt das neuste Streaming eines Fortnite-Spielers ... Wie sehr das Handy für Kinder stresst, zeigt eine Saferinternet.at-Umfrage von 2019: Demnach ist digitaler Zeitstress ein großes Thema. Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an: Das Handy werde ihnen manchmal zu viel. Viele sind genervt davon, wenn ihre Freunde zu oft auf ihr Handy schauen bzw. sie selbst (59 Prozent bzw. 55 Prozent). Und auch die Eltern werden kritisiert: Ebenfalls gut ein Drittel der Kinder und Jugendlichen finden, ihre Eltern verbrächten zu viel Zeit mit dem Handy.
Eltern sollten sich also an die eigene Nase fassen – aber auf jeden Fall bei einem Handy für Kinder praktische Tipps umsetzen gegen den Online-Stress, wie zum Beispiel jene von saferinternet.at:
- Benachrichtigungen deaktivieren
- Öfter den Flugmodus einschalten
- häufig genutzte Apps vom Startbildschirm verbannen
- in Alltagssituationen wie dem beim Warten auf die Öffis sich vornehmen, das Handy in der Tasche zu lassen und beispielsweise einfach nur Musik zu hören.
Idealerweise hat das Kind ab dem Abend keinen Zugriff mehr auf sein Handy – bei jüngeren Kindern sollte man fixe Handy(aus)zeiten von Anfang an vorgeben.
Eltern sind Vorbild – und stellen Familienregeln fürs Handy auf
Die erste Frage ist also: Wie präsent ist das Handy bei den Eltern? Wie oft nutzen sie es? Schauen sie sofort aufs Smartphone und unterbrechen das Gespräch, sobald eine Nachricht eintrudelt? Liegt das Gerät auch am Esstisch bereit? Kinder imitieren Eltern und ihre Verhaltensweisen. Kein Wunder also, wenn das Handy für Kinder so einen großen Raum einnimmt, wenn es das bei ihren Eltern ebenfalls ist. Eltern haben beim Handy für Kinder ganz klar eine Vorbildrolle. Welche Regeln sie dann für die Handynutzung einführen, entscheidet jede Familie selbst. Sinnvoll ist sicher, kein Handy für Kinder (und Erwachsene) beim Essen zuzulassen, das Smartphone bei den Hausübungen außer Reichweite zu legen – und auch Zeitlimits für die Nutzung einzustellen.
Mehr gute Infos zu Familienregeln gibt es bei saferinternet.at – denn beim Handy für Kinder geht es nicht nur um das Thema „Wie oft und wann“, sondern Familien sollten auch Fragen klären wie „Wer übernimmt die Kosten?“, „Welche Apps sind erlaubt?“, „Wie handhaben wir es mit der Privatsphäre?“, „Wie erkennt man Fake-News?“ und vieles mehr.
Wichtige Internetseiten
Eltern sollten sich nicht darauf verlassen, dass Kinder sich im Web eh schon besser auskennen als sie selbst – ja, der Nachwuchs wird sich sicher unbeschwerter den neuen Technologien zuwenden als wir selbst. Doch gerade darin liegt die Gefahr: Denn die Nutzung allein bedeutet noch nicht, auch reflektiert mit den Medien umgehen zu können. Hier empfehlen sich für Mütter und Väter Websites wie die schon erwähnte saferinternet.at, für Kinder hingegen z.B. internet-abc.de. Sehr ans Herz zu legen ist zudem mediennutzungsvertrag.de - ein gebührenfreies Tool, welches den Jüngsten das Recht auf Mitsprache gewährt. Groß und Klein legen gemeinsam Regeln und Konsequenzen festgelegt, um spätere Diskussionen abzufangen.
Statt dem Handy: Alternativen für Kinder
Dass Kinder gerne spielen, ist nichts Neues. Woran es liegt, dass sie von Online-Spielen so fasziniert sind? Der Medienpädagoge Herbert Rosenstingl sagt: „Die großen Vorteile von digitalen Spielen sind, dass man viele Titel jederzeit alleine spielen kann, und noch mehr mit anderen, die via Internet verbunden sind.“ Einerseits braucht es keine Geschwister oder Eltern, die ja „eh nie Zeit haben“. Andererseits ist es natürlich für Kinder toll, sich mit ihren Freunden zum Zocken zu verabreden, selbst wenn sie sich nicht treffen können. Auf den Spiele-Drang von Kindern lässt sich aufbauen:
- Ebenso gibt es mittlerweile einige Spiele am Handy, die die Kinder in die Natur locken, wie in etwa „Pokémon Go“ oder „Harry Potter: Wizards Unite“ – oder man sucht beim Geocaching mit Smartphone einen vergrabenen Schatz . Ansonsten gilt: Es braucht Eltern, die spielen, basteln, zeichnen, backen – gemeinsam mit ihren Kindern.
- Gut, nicht immer haben die Eltern Zeit und das sofort. Dann ist es auch in Ordnung, dass Smartphone als digitalen Babysitter einzusetzen – in Maßen. Noch besser: Großeltern mit einbinden oder ab und zu einen Babysitter engagieren.
- Kinder und auch Erwachsene suchen nach Spaß und Unterhaltung, nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. All diese Dinge sind im Internet erhältlich: Kinder beobachten sehr genau, wie „beliebt“ jemand ist, ob das nun in der Zahl der Follower ablesbar ist, in Likes, in Kommentaren o.ä. Wie wäre es, ein „Gefällt mir“ im Internet öfter durch ein „Du bist ein toller Mensch“ im realen Leben zu ersetzen?