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Ich schreibe, seitdem ich denken kann. Manchmal schreibe ich sogar, ohne zu denken – und das Ergebnis ist trotzdem recht amüsant. Einer meiner vielen, vielen Ex-Chefredakteure machte mir vor vielen, vielen Jahren während einer Redaktionskonferenz ein zweifelhaftes Kompliment, das ich hier im Orginallaut wiedergeben möchte: „Die Lebiszczak kann mit einer Whiskeyflasche in der Hand mit dem Kopf gegen eine Mülltonne rennen und immer noch einen guten Text abliefern.

Ich schreibe, seitdem ich denken kann. Manchmal schreibe ich sogar, ohne zu denken – und das Ergebnis ist trotzdem recht amüsant.

Erstens – ich trinke keinen Whiskey. Also, äußerst selten. Zweitens – es ist trotz der rüden Formulierung ein schönes Kompliment. Denn ich kann gar nichts außer Schreiben. Dort, wo in anderen Gehirnen die Logik wohnt, sitzt bei mir ein kleiner Affe mit Schellen in den Pfoten und klatscht wie wild.

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Wo in anderen Gehirnen die Logik wohnt, sitzt bei mir ein kleiner Affe mit Schellen in den Pfoten und klatscht wie wild.

Ich kann nicht mal gescheit Kopfrechnen, ohne ins Schwitzen zu kommen. Ich habe zwei linke Hände, zwei linke Beine, bin unkonzentriert und schlampig. Was eine Mehrwertsteuer ist, kann ich bis heute noch nicht so ganz erfassen. Am Herd scheitere ich ebenso wie beim Stand-up-Paddeling.

Der Mensch ist ein sprachbegabtes Tier und wird sich immer durch das Wort verführen lassen.

Simone de Beauvoir

Aber: Schreiben kann ich – und die Leute zum Lachen, manchmal sogar zum Nachdenken bringen. „Der Mensch ist ein sprachbegabtes Tier und wird sich immer durch das Wort verführen lassen“, das wusste schon die große Simone de Beauvoir – Schriftstellerin, Feministin, Vorbild.

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Schild mit Spruch über das Schreiben

Bild: Hannah Grace/ Unsplash

Die Menschen lieben Worte. Sie lieben Texte, die treffen.

Tatsache: Die Menschen lieben Worte. Sie lieben Texte, die treffen. Sie sind dankbar, wenn Emotionen verbal veredelt werden – denn oft sind es ihre eigenen. Es gibt einen Grund, warum wir unsere liebsten Bücher nicht wegschmeißen können. Nicht umsonst weinen wir bei Gedichten und träumen bei Songtexten.

Nicht umsonst ist es befreiend, seine Gedanken zu Papier zu bringen – auch ganz ohne monetären Hintergrund: Einfach um sein Herzeleid nicht nur im Herzen, sondern auch im Tagebuch zu wissen. Oder seine Wut zu kanalisieren. Oder um einen besonders schönen Moment für immer festzuhalten. Nicht zack-zack mit der Handycam, sondern ausformuliert.

Schreiben macht Unbewusstes bewusst.

Zahlreiche Studien bestätigen die heilsame Wirkung des Schreibens. Es ist eine bewährte Technik zur Selbsthilfe und tut Seele und Körper gut. Schreiben macht Unbewusstes bewusst.

Wer schreibt, der liebt

Jetzt schreibe ich also seit so vielen Jahren, sogar ohne Whiskey: Kolumnen, Werbetexte, Essays, Reportagen, Reden, Zwischentitel, Bildunterschriften, Blogs und manchmal, wenn das Lebens besonders intensiv pulsiert, ein bisschen Lyrik.

In den falschen Händen ist das Wort eine Waffe.

Seit neuestem sogar Songtexte. Tausende, abertausende Worte – und für jedes einzelne bin ich dankbar. Nur eines darf einem nicht verlustig gehen, bei all den Wortspielereien: die Liebe zum Schreiben und zum Menschen. Denn in den falschen Händen ist das Wort eine Waffe. Und von denen gibt es heutzutage viel zu viele. Und noch etwas möchte ich jedem, der gerne schreibt, ans Herz legen: Seid mutig!

Frau schreibt auf ihrem Bett

Bild: Kinga Cichewicz/Unsplash

Zeigt eure Zeilen her. Lest eure Texte vor. Veröffentlicht.

Zeigt eure Zeilen her. Lest eure Texte vor. Veröffentlicht. Sich zu offenbaren ist nicht leicht. Die Gefahr verlacht oder verspottet zu werden, weil man sensibel ist oder Zweifel hat, ist tatsächlich groß. Doch Mut gehört zur Weiterentwicklung dazu, sonst bleibt man irgendwann stehen.

Deshalb gibt es zum Schluss noch ein Gedicht der deutschen Autorin Karin Hartel:

Ich schreibe um mein Leben

Ich schreibe um mein Leben

ich schreibe, um nicht aufzugeben.

Ich schreibe um mein Leben

um Atem ringend

Freiheit suchend

Hoffnung findend.

Ich schreibe um mein Leben

ich schreibe, um nicht aufzugeben.